

F RE I Z E I T · ERHOLUNG · WEST ERN
I
n der Nachbarschaft – bei den
großen Räumen im Norden
der USA sollte man mit die-
sem Begriff großzügig umge-
hen – des Theodore Roosevelt
National Parks befinden sich zwei wei-
tere Regionen, die zu ausgiebigen Trail
Rides einladen. Auch dort ist die unge-
zügelte Natur von North Dakota zum
Greifen nah und sind die Pfade alles
andere als „ausgetreten“, was die Besu-
cherzahlen angeht.
Da ist zum einen der Maah Dah
Hey Trail. Er beginnt am Sully Creek
State Park naheMedora, der Ortschaft,
von der aus man idealerweise auch den
National Park erkundet. Mit 96 Meilen
(gut 154 Kilometern) Länge erfordert
der Trail etwas mehr Zeit und Ausdau-
er als ein Tagesauslug, wobei nicht die
ganze Strecke tauglich (und zugelas-
sen) ist für Pferd und Reiter.
Der Name „Maah-Daah-Hey“
kommt aus der Sprache der Man-
dan-Indianer. Er bedeutet „Großvater“
im weitesten Sinn des Wortes. Wes-
halb der Weg auch durch das Symbol
einer Schildkröte gekennzeichnet ist,
einemSymbol, das beimVolk der Lako-
ta für langes Leben und Geduld steht.
Freunde, die den Trail schon geritten
sind, berichten, dass sich genau diese
Eigenschaften auf nachdrückliche Wei-
se bemerkbar machen, wenn man dort
unterwegs ist. Zum einen sollte keiner
auf die großen Sensationen und spek-
takulären Naturschön-
heiten aus sein, son-
dern mit langsamen
Schritten und wachen
Augen die Wunder des
Alltags einer unergründlichen Natur-
landschaft auf sich wirken lassen. Zum
anderen sammle man in der Zeit auf
dem Trail eine solche Zahl an lange
nachhallenden Eindrücken, dass es in
der Tat ein langes Leben brauche – um
sie zu verarbeiten und um sie immer
und immer wieder zu genießen.
Allein schon die Tatsache, dass die-
ser Weg ausschließlich nicht-motori-
sierten Reisenden zur Verfügung steht,
macht ihn besonders. Wanderer, Läu-
fer, Radfahrer und Reiter kommen sich
kaum ins Gehege. Ihr Wegbegleiter, die
Landschaft entlang des Trails, ist nicht
einfach Berge und Prärie, auch wenn
dies ihre markanten Bestandteile sind.
Kleine Schluchten, überraschend ge-
staltete Höhen, verwunschene Winkel
und nahrhafte Böden haben über Jahr-
hunderte die wenigen Bewohner dieser
Gegend beherbergt und ernährt. Für
viele Völker und Stämme der Indianer
aus den Prärien war das Wald- und Ber-
gland bevorzugtes Jagdrevier, wenn sie
einmal im Jahr aufbra-
chen, um „Fleisch zu
machen“.
Wer auf dem Trail
unterwegs ist, kommt
an Theodore Roosevelts ElkhornRanch
vorbei. Es war die zweite Ranch des
späteren Präsidenten nach der „Malte-
se Cross Ranch“ ebenfalls in North Da-
kota. Dorthin hatte er sich zurückge-
zogen, nachdem 1883 am gleichen Tag
seine Frau und seine Mutter gestor-
ben waren. In der Einsamkeit der Na-
tur hatte er seine Ruhe gesucht und ge-
funden – und sich gleichzeitig zumNa-
turschützer entwickelt. Ein Besuch der
Ranch gewährt erstaunliche Einblicke
in die Gedankenwelt und in das See-
lenleben eines Mannes, der seiner Zeit
mitunter weit voraus war und alles an-
dere als ein „typischer“ Politiker.
Die Ranch liegt am Little Missouri
River, einem der Quellflüsse des größ-
ten Wassernetzes der USA, dem Mis-
NORTH DAKOTA
Einige besonders sehenswerte Teile North Dakotas sind nur zu Fuß oder zu Pferd
erreichbar. Ihre Abgeschiedenheit macht Besuche dort zu echten Entdeckungsreisen.
KOLUMNE "HORSEMAN´S HERALD" - FOLGE 42
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Reiter-Kurier · März 2017
Wo das Land
zerbricht
Ruhe in der
Einsamkeit
der Natur “