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in Frankreich bin, zwei Tage in der

Schweiz und zwei Tage in Deutsch-

land, dann erlebe ich völlig andere

Kulturen. Die Leute gehen anders mit

sich selbst, mit den Pferden und in ih-

ren Beziehungen miteinander um. Ich

versuche, aus jeder Kultur etwas zu

lernen, um auch den Teilnehmern in

meinen Kursen zu helfen, ein besserer

Mensch zu werden.

Was fällt dir an den Teilnehmern

in Deutschland auf?

Ihr wollt immer so korrekt sein, ihr

wollt immer das Beste. Und wenn ihr

das nicht schafft, ist es falsch. Das ist

Fluch und Segen zugleich. Das führt

dazu, dass ihr Angst habt, Fehler zu

machen. Und ihr traut euch dann oft

nicht, etwas Neues auszuprobieren.

Für mich ist das einfach: Ich bin ja halb

Schweizer und halb Mexikaner. Von

meiner Mutter habe ich das Korrekte,

und von meinem Vater das Lockere.

Eine Kritik habe ich: Die müs-

sen sich aber alle Trainer anhö-

ren, die jemals ohne Sattel und

Zaumzeug auf dem Pferd abge-

lichtet wurden. Das ist dieses

Ostwind-Phänomen: Die Kinder

kommen in die Reitschule und

wollen genau so reiten. Das ist ja

ein Irrglaube, den man damit pro-

duziert. Die jahrelange Trainings-

phase wird nicht gezeigt.

Das ist auch wieder eine gute und eine

schlechte Sache zugleich. Das Gute ist:

Die Leute träumen wieder. Ich kann

dieses Gefühl weitergeben und zeigen,

dass so etwas tatsächlich möglich ist.

Und auf der anderen Seite ist es der

Job von uns Trainern, auch zu zeigen,

wie schwierig es ist und wie lange es

dauert, so weit zu kommen.

Was hältst du von Reitturnieren?

Ich habe nichts gegen Turniere, aber

ich mache nicht mit. Weil ich das Ge-

fühl habe, dass man leicht die Sicht

auf die wichtigen Dinge verliert, wenn

es ums Gewinnen geht. Vielleicht

brauchen wir auch eine Revolution

bei den Veranstaltungen mit Pferden.

Hast du eine Idee?

Ja, die habe ich undmit der Umsetzung

bin ich sogar schon sehr weit. Näch-

stes Jahr starten wir einen Probelauf.

„Equilumina“ wird ein Camp, an dem

Reiter mit und ohne Pferde teilneh-

men können. Sie können vor Trainern

reiten, die viel Ahnung haben, an Spie-

len und Workshops teilnehmen und

mit dem Pferd und Gleichgesinnten ei-

ne gute Zeit haben. Wir haben extra

ein Zelt entwickelt, in dem der Reiter

mit Pferd übernachten kann.

Hört sich spannend an. Und gra-

tuliere auch zu zwei männlichen

Teilnehmern beim Kurs in Traun-

stein. Damit hast du in diesem

Jahr seit April erst vier Männer

unterrichtet. Ist das frustrierend?

(

grinst

) Das ist eine gute Frage. Das ist

wahrscheinlich eine Kultursache. In

Mexiko zum Beispiel reiten die Män-

ner. Vielen Männern geht es eher

darum, Erfolg zu haben, die meisten

Turnierreiter und Trainer sind ja auch

männlich. Ich denke, die Frauen wol-

len eine gute Zeit haben mit den Pfer-

den. Sie sind oft gefühlvoller und wol-

len dieses Gefühl beim Umgang mit

dem Pferd verbessern.

Dafür bist du immer von Frauen

umgeben.

(

lacht

). Das stimmt!

Text/Foto:

Judith Schmidhuber

Arien Aguilar ist

halb Mexikaner und

halb Schweizer und

gibt Kurse seit er

13 Jahre alt ist. Im

August war er zu

Besuch bei der PSG

Traunstorf in Traun-

stein. Sorraia-Hengst

"Ébano" war dort ei-

ner seiner Schützlinge.

HEUGE F LÜST ER

Reiter-Kurier · September 2017

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