

Reiter-Kurier · Juli 2017
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RE I T ERRE I SEN
KOLUMNE "HORSEMAN´S HERALD" - FOLGE 44
ÜBER DEN AUTOR
Der Journalist Ulrich Pfaffenberger ist
1962 in Augsburg geboren − der "Ho-
metown" der Americana. Nordamerika
bereist er seit 30 Jahren – was sich in
seinem Blog
ulis-usa.comnachlesen
lässt. Für den Reiter-Kurier verfasst er
die monatliche Kolumne "Horseman's
Herald" über die Reiterei in den USA.
Geschichte
im Sattel erleben
D
ie US-amerikanischen Klein-
stadt im Adams County im
Süden von Pennsylvania, hat
durch die Schlacht von Gettysburg im
Amerikanischen Bürgerkrieg landes-
weite Bekanntheit erlangt. In Gettys-
burg fand vom 1. bis zum 3. Juli 1863
die entscheidende Schlacht statt, bei
der 6.000 Männer getötet, 27.000 ver-
wundet wurden. Wann auch immer
man diesen Ort besucht, wird man auf
geschichtsinteressierte Amerikaner
treffen, die das hügelige Land rund um
die Kleinstadt erkunden. Für Europäer
mitunter schwer verständlich: Mit die-
sen Besuchen versuchen die Menschen
dem Ursprung ihrer Nation auf die
Spur zu kommen, zu erkennen, warum
damals ein Bürgerkrieg geführt wurde,
auf dessen beiden Seiten Menschen
standen, die eigentlich einen Wunsch
und ein Ziel hatten – eine neue Heimat
zu finden, Familien zu gründen, Wohl-
stand zu finden.
Derlei bekommt unsereins am be-
sten von einem der „Licensed Batt-
lefield Guides“ erklärt, die im Auf-
trag des National Park Service kürze-
re und längere Führungen durch das
Areal anbieten. Sie kennen sich in der
Geschichte sehr gut aus, sind mit dem
Territorium und den Wegen vertraut
und haben die Zeit, sich um Fragen zu
kümmern. Wem der Fußweg von vie-
len, vielen Meilen zu mühsam und zu
langwierig ist, oder wer nicht mit dem
Auto die Tour unternehmen möchte,
der kann sich dem Gettysburg Battle-
field auch auf dem Pferd nähern – eine
PENNSYLVANIA
Gettysburg ist einer der bekanntesten
Orte in der Geschichte der USA: Das Schlachtfeld vom
Juli 1863 lässt sich vom Pferd aus erkunden.
Perspektive, die vor 154 Jahren einigen
wenigen Offizieren vorbehalten war.
Terry und John Latschar haben
sich nach ihrer Zeit beimNational Park
Service mit einem Reitstall selbständig
gemacht, der solche Touren anbietet.
Die „National Riding Stables“ grenzen
direkt im Süden an den „Gettysburg
National Military Park“ an, wo ein Be-
sucherzentrum einen ersten Überblick
verschafft. Es war Terrys Idee, nach ih-
rer aktiven Zeit als Park Ranger und
Reitsportlerin, den Stall mit diesem
ungewöhnlichen Angebot aufzubau-
en. Inzwischen lassen sich jedes Jahr
mehr als 1.000 Besucher von ihr und
ihrem Team über das Schlachtfeld füh-
ren. John, der als Leiter des Park Ser-
vice mit verantwortlich war, dass ins-
gesamt 17 Meilen Reit-Trails angelegt
wurden, kümmert sich ums Handwerk-
liche im Hintergrund.
Das Besondere an der Herde von
Pferden, die die Gäste durchs Gelände
tragen: Es sind ausschließlich „rescue
horses“, also Tiere, die früher Kutschen
gezogen oder andere Arbeiten verrich-
ten mussten – und die von Terry und
John vor dem Pferdemetzger gerettet
wurden. Allein die Begegnung mit die-
sen Pferden ist schon ein Erlebnis für
sich. Wie überhaupt in Gettysburg dem
Verständnis für Leben und Tod ein
neuer Aspekt hinzugefügt wird.
⇢⇢
nationalridingstables.com ⇢⇢
gettysburgfoundation.org⇢
⇢
nps.gov/gett
Text/Fotos:
Ulrich Pfaffenberger/
Die Besucher können die geschichtsträchtige Stätte mit Pferden besuchen,
die von den Betreibern des Stalls vor dem Schlachter gerettet wurden.