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Reiter-Kurier · Juli 2017
IM P OF I LE
rstklassige Familienreitpferde,
brav und schön anzusehen: Das
war von vornherein die Maßga-
be, als Johann Abfalter vor zehn Jah-
ren beschloss, Pferde zu züchten. Für
die Herstellung seiner Stutenmilchpro-
dukte brauchte er Pferdenachwuchs.
Und der stammt aus eigener Zucht
vom St. Leonhardshof. So kam‘s, dass
Conny Abfalter Gestütsleiterin wur-
de. „Es hat sich einfach so ergeben“, er-
zählt die Züchterin. „Die Idee meines
Schwiegervaters hat mir gleich gefal-
len. Wir sind beide Pferdenarren und
es freut uns sehr, dass unsere Pferde
so gut ankommen.“ Verkaufspferde
sind momentan rar. „Wir bekommen
tatsächlich jetzt schon Anfragen für
die Fohlen im nächsten Jahr“, erzählt
Conny Abfalter.
160 Pferde nennen die Abfalters
derzeit ihr Eigen. Die allermeisten sind
„Leonharder“, benannt nach dem Fa-
milienunternehmen, den St. Leon-
hardsquellen. Typ F1 stammt von einer
Haflingerstute und einem Welsh Cob
Hengst ab. F1 gedeckt mit einem PRE
ergibt Typ F2. Diese Leonharder sind
meist 1,55Meter groß, sie haben einen
feinen Kopf und kleinen Ohren. „Sie
sind leichttrittig und gut zu sitzen“,
sagt Conny Abfalter und ihr Schwie-
gervater ergänzt: „Wichtig ist, dass es
absolut friedfertige Pferde sind.”
Davon haben sich unlängst die Be-
sucher beim Tag der offenen Tür am
St. Leonhardshof überzeugen können:
Mädchen ritten mit ihren
Leonhardern Quadrillen,
zeigten Zirkuslektionen
und sprangen über Hinder-
nisse – mit einem breiten
Grinsen im Gesicht. Hun-
derte Leute besiedelten die
neue Reithalle, die großzü-
gigen Stallungen, und sa-
hen mit verträumten Blicken zu, als
die Stuten mit ihren Fohlen nach dem
Melken vom Laufstall auf die Weide
hinaus trabten. Eine Unbeschwert-
heit, die sich schwer nach Immenhof
anfühlt. Der Druck, Turnier- oder Kö-
rungssieger hervorzubringen, existiert
am St. Leonhardshof schlichtweg
nicht. „Wir haben hier schon irgendwie
unsere eigene Welt“, gibt Conny Abfal-
ter lächelnd zu. „Hier ist alles in Ord-
nung. Und ich denke, diese Stimmung
überträgt sich auch auf unsere Pferde.“
Trotz all der Beschaulichkeit
steckt hinter so einem großen Betrieb
ein Haufen Arbeit. Conny Abfalter
kennt jedes ihrer Pferde und hat sie
auf ihren Rundgängen stets im Blick.
Einen tragischen Verlust musste die
Famlie erleben, als eine
Stute kurz nach der Geburt
ihres Fohlens starb. „Aber
eine Stute hat das Fohlen
adoptiert und es gleich-
zeitig mit dem eigenen
säugen lassen. Das war so
schön anzusehen", erzählt
sie. „Man kommt schon an
seine Grenzen. Aber ich liebe unse-
re Pferde, ich mache es aus Überzeu-
gung.“
Gemeinsammit ihrem Team küm-
mert sie sich um die Aufzucht und die
Ausbildung – vom Fohlenhalfter An-
legen bis zum Anreiten. „Der Trend
zum selbst Ausbilden ist zurückgegan-
gen“, hat die Züchterin festgestellt.
„Wir verkaufen Stuten meist dreijäh-
Eine neue Pferderasse hat es in kürzester Zeit geschafft, zum beliebten Freizeitpferd zu avancieren. Hinter den „Leonhardern“ verbirgt sich ein Erfolgsgeheimnis. Glückliche KinderstubeKünftig sollen
mehr als 30
Fohlen pro Jahr
geboren werden
."