

F
lorian
Wagner
ist
ein
waschechter Abenteurer. Als
Fotograf arbeitet der Ober
ammergauer überall auf derWelt – auch
vom Pferderücken aus. Zuletzt hat
er für zwei Buchprojekte Wanderrit-
te quer durch Deutschland und Irland
unternommen. Und jetzt kommt er
aus dem Sattel gar nicht mehr heraus.
Wie kommt man auf die Idee,
zwei Monate lang durch
Deutschland zu reiten?
Das war sehr spontan und ehrlich ge-
sagt auch unüberlegt (
lacht
). Ich hat-
te die Gelegenheit, National Geogra-
phic ein Buch-Konzept vorzuschla-
gen. Ich hatte es monatelang vorbe-
reitet, mit Stationen auf der ganzen
Welt. Sie haben es aber abgelehnt,
weil sie lieber ein deutsches The-
ma wollten. Da habe ich gesagt,
ich könnte alternativ auch von
Garmisch nach Sylt reiten und mit
dem Hubschrauber zurückfliegen.
Um Deutschland vom Pferd aus und
von oben zu zeigen. Da meinten sie:
„
Super, das machen wir!
“
Dann bin
ich aus der Nummer nicht mehr
herausgekommen (
lacht
).
66 Tage und 1720 Kilometer. Wie
trainiert man Pferde für so ei-
nen Ritt?
Da ist überraschend wenig Vorberei-
tung notwendig. Wir reiten viel aus,
auf unterschiedlichen Böden und
auch viel imGalopp am Berg. Von da-
her sind sie relativ fit. Den Rest ho-
len sie sich innerhalb der ersten fünf
Tage. Dann ist die Leistungsspitze er-
reicht und die halten sie. Wir können
mit unseren Pferden auch mal eine
halbe Stunde galoppieren, das tut de-
nen nichts.
Das heißt, wenn ein Wander-
reiter weniger als fünf Tage
unterwegs ist, macht er eigent-
lich etwas verkehrt?
Der macht nichts verkehrt aber er
hört dann auf, wenn das Pferd fit ist.
Innerhalb der ersten fünf Tage geht
die Leistungskurve steil nach oben.
Waren zwischendurch Tage zum
Pausieren nötig?
Eingeplant waren sie. Aber die Pferde
waren so lauffreudig, dann haben wir
weitestgehend darauf verzichtet und
lieber mal kürzere Etappen eingelegt.
Die längste Strecke ging über 1000
Höhenmeter und 50 Kilometer.
Und die kürzeste?
Zwölf Kilometer. Da waren wir
alle so schlecht beieinander nach ei-
ner Party, da hätten wir nicht länger
reiten können (
lacht
).
Und wie geht’s einem, wenn
man wochenlang im Sattel sitzt?
Ich fühle mich amwohlsten nach dem
dritten Tag. Das fällt mir aber auch
bei anderen Sportarten auf, beim
Rad- oder Skifahren zum Beispiel. Der
dritte Tag ist immer der härteste und
ab dem Zeitpunkt wird es besser. Und
immer natürlicher. Auch die Verbin-
dung zum Pferd wird immer besser.
Sie haben zwei Paint-Stuten und
einen Vollblutaraber-Wallach.
Haben die sich durch die langen
Ritte verändert?
Ja, extrem. „Soloma“ zum Beispiel
war vorher sehr dünn. Im Buch
„Abenteuer Deutschland“ sieht man
auf den Fotos zu Beginn des Rittes
und am Ende deutlich, wie sie sich
verändert hat: Eine andere Musku-
Kein Ritt ohne
Kamera
Fotograf Florian Wagner hat erst Deutschland und dann Irland durchquert – zu Pferde.
HEUGE F LÜST ER
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Reiter-Kurier · Juni 2017