

wenn man ihn für 150 Euro auf Ebay
kauft. Das muss man sich bei Pferden
auch vor Augen halten.
Wie stellen Sie sich das perfekte
Pferd vor?
Schön muss es sein, das ist die
Grundbedingung beim PRE. Er muss
im Rassetyp stehen, da gibt es sogar
genaue Parameter auf Winkel und Ma-
ße. Ein PRE muss extrem quadratisch
sein, er darf nicht zu kurzbeinig oder
zu lang sein. Dann muss er heutzuta-
ge über ein klassisches Dressurgang-
werk und den Top-Bonus gegenüber
der Warmblütern verfügen: eine ho-
hen Knieaktion. Was ihn ganz stark
auszeichnen muss, ist eine sehr hohe
Lernbereitschaft, er muss sehr klug
sein. Er muss ein neugieriges und lie-
benswertes Wesen haben. Ein Deck-
hengst muss einen Charakter mit sich
bringen, dass er deckt und fünf Minu-
ten später ganz leicht im Gelände zu
reiten ist. Stuten müssen sehr ruhig
und mütterlich sein, nie hysterisch.
Nach welchen Kriterien wählen
Sie die Namen der Fohlen aus?
Voll aus dem Bauch heraus. Ich ori-
entiere mich natürlich an bekannten
Großeltern. Ich überlege mir vor jeder
Geburt zwei, drei Namen. Und wenn
das Fohlen vor mir liegt, weiß ich, wie
es heißt. Heuer stehen 60 Namen zur
Auswahl auf meiner Liste.
Wonach entscheiden Sie, ob Sie
ein Fohlen nach dem Absetzen
verkaufen oder nach der Ausbil-
dung?
Da gibt es keine Regel. Das Haupt-
kriterium ist, wie viele Stuten und
Hengste ich habe. Ich schaue mir an,
was ichmir platztechnisch leisten kann
zu behalten und was mir züchterisch
etwas bringt. Da will ich Vielfalt. Mein
ganz starkes Credo ist: Ich verkaufe die
besten Pferde. Ich kenne leider fast nur
Züchter, die das abgeben, was ihnen
nicht gefällt. Bei mir ist es das Gegen-
teil: Ich habe in den letzten Jahren fast
nur meine Champions verkauft.
Stimmt‘s, dass Sie die meisten
Pferde nach Amerika verkaufen?
Fast. Über 80 Prozent.
Woran liegt das?
Dort gibt es Fachpublikum mit der
Bereitschaft, für gute Pferde auch gute
Preise zu zahlen. Ich habe sehr seltene
Linien gepaart mit hoher Qualität, die
es so in Amerika gar nicht gibt. Und die
Leute wissen, dass ich sie nicht über den
Tisch ziehe. In dem Moment, in dem
ein spanischer Züchter „Mexiko“ oder
„USA“ hört, verdoppelt sich der Preis.
Gehen die PRE dort im Dressur-
sport?
Weniger. Ich habe einen Kunden
in Florida, dessen Pferde bei Olym-
pia starten. In der Regel sind es Pferde
für Zuchtschauen. Aber fast jedes un-
serer Pferde eignet sich für den Dres-
sursport.
Wenn ein PRE die perfekten
Voraussetzungen mitbringt,
wieso starten dann fast nur
Warmblüter im Spitzensport?
Das liegt eigentlich nur an den Rei-
tern. Die wirklich guten Reiter sind
nun mal die Deutschen. Und die Deut-
schen reiten deutsche Pferde. Das ist
nun mal so. Dabei reicht die Qualität
der Pferde, die momentan im interna-
tionalen Dressursport laufen, nicht an
die Qualität der besten PRE heran. Die
stehen beim Züchter. Dessen Aufgabe
ist es, sein Pferd zumReiter zu bringen.
Wir haben ein Nachwuchspferd, das ist
so unglaublich gut! Dieses Pferd über-
geben wir einem bekannten deutschen
Dressurreiter, wenn es vier Jahre alt ist.
Ist das Ihr Ziel, ein Olympiapferd?
Das ist der Züchter-Traum schlecht-
hin, klar. Aber wenn die Ziele hoch sind,
erreicht man vielleicht die Hälfe (grinst).
Und natürlich möchte ich einen Sieger
bei der größten Pferderassezuchtschau
der Welt. Ich strebe beides an.
Interview/Foto:
Judith Schmidhuber
HEUGE F LÜST ER
Reiter-Kurier · April 2017
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