Table of Contents Table of Contents
Previous Page  22 / 44 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 44 Next Page
Page Background

22

Reiter-Kurier · Juni 2017

T I T E LTHEMA

D

ie Bedeutung des

Pferdes als Freizeit-

partner hat in den

letzten Jahren zuge-

nommen. Damit ein-

hergehend haben auch unterschied-

liche Reitweisen und deren Satteltypen

bei uns Einzug gehalten. Welcher Sat-

tel der Richtige ist, hängt ab von Reit-

weise, Rasse, Körperbau, Trainings-

zustand und Alter des Pferdes, eben-

so aber auch von Gewicht und Größe

des Reiters. Ebenfalls wichtig ist auch

die Dauer, die der Sattel täglich auf

dem Pferderücken liegt. Ein Wander-

reitsattel muss andere Kriterien erfül-

len als ein Sportsattel, der ein bis zwei

Stunden eingesetzt wird. Freizeitrei-

ter gehen regelmäßig ins Gelände, rei-

ten Dressurübungen oder springen

kleinere Hindernisse. Hier gibt es Sat-

tel-Mischformen oder Allrounder, ge-

eignet für mehrere Reitweisen.

Allein die Verwendung eines spe-

ziellen Sattels macht aus Pferd und

Reiter jedoch nicht direkt einen Pro-

fi, weiß auch Pferdephysiotherapeu-

tin und Chirothe-

rapeutin für Pferde

Daniela Müller: „Ei-

gentlich ist es egal,

ob man einen We-

sternsattel oder ei-

nen Vielseitigkeits-

sattel verwendet. Die Reitweise hängt

nicht nur von der Optik eines baum-

losen Sattels ab, sondern viel auch

vom Verständnis und der Ausbildung

des Reiters sowie natürlich der Anato-

mie des Pferdes.“ Die Spezialisierung

auf ein bestimmtes Sattelmodell wird

unumgänglich, wenn die Teilnahme

an Turnieren oder Wettbewerben ge-

plant ist.

Wichtig bei der Sattelwahl ist, ei-

nen Experten zu Rate zu ziehen, der

die Passform überprüft. „Muskulatur

baut sich nur auf, wennsie durchblutet

wird. Eine eingeengte Muskulatur wird

deutlich weniger durchblutet – daher

bauen sich unter nicht passenden Sät-

teln auch häufig Muskelfasern ab an-

statt sich durch das Training unter dem

Sattel wie gewünscht aufzubauen. Dies

erkennt man dann an der sogenannten

„Sattellage“, die auf eine Rückbildung

der Muskulatur in diesem Bereich zu-

rückzuführen ist. So stellt der von vie-

len Reitern als positiv beschriebene

„Ausbau der Sattellage“ nichts weiter

dar als eine Atrophie der Musklatur“,

weiß Daniela Müller aus Erfahrung.

Die unterschiedlichen Reitweisen

haben ihre eigenen Sättel. Der klas-

sische, englische Sattel wurde entwi-

ckelt für die Sport- und Jagdreiterei,

bei der er relativ kurze Zeit auf dem

Pferderücken liegt. „Der typische eng-

lische Sattel wurde ursprünglich für

den Zweck gebaut, ein Pferd über kür-

zere Zeit unter sehr hoher, positiver

muskulärer Anspan-

nung zu reiten. Das

Pferd wölbt dabei den

Rücken auf und trägt

aktiv den Reiter,“ er-

klärt Veterinär-Chiro-

praktikern und Tierärz-

tin Claudia Miller. „Diese Sättel haben

eine relativ kleine Auflagefläche, damit

man dicht am Pferd sitzt und gut Hil-

fen geben kann.“ Es sei zwar auch mög-

lich mit solch einem Sattel einen Aus-

ritt zu machen, weiß die Tierärztin.

Allerdings solle man berücksichtigen,

dass das Pferd nur wenig Körperspan-

nung hat, wenn es entspannt und am

langen Zügel geht. Fehlt die notwen-

dige Bauchanspannung und Rücken-

wölbung, kann es bedingt durch ein re-

lativ geringe Auflagefläche des Sattels,

bei längeren Geländeritten zu punktu-

ellem Druck kommen. „Moderne eng-

lische Sättel werden deshalb immer öf-

ter mit einem sehr breiten Kissenka-

Muskelfasern

bauen sich ab,

wenn der Sattel nicht

aufs Pferd passt.“

Foto: Pixabay