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Reiter-Kurier · September 2017
T I T E LTHEMA : RE I TP LAT Z UND RE I TBODEN
J
e schwerer sich die idea-
le Tretschicht beschreiben
lässt, umso einfacher die
Fehler, die man beim Reit-
platzbau machen kann.
Wer langfristig Spaß an seinem Reit-
boden haben möchte, muss zuerst fol-
gende Fragen klären: Wie oft wird der
Platz genutzt? Von wie vielen Pfer-
den? Welche Ansprüche hat man an
die Reitweise? Welche Gegebenheiten
gibt es vor Ort? Wie viel Zeit ist zur
Reitplatzpflege übrig? Und was ist der
Stallbesitzer bereit, auszugeben?
Letzteres sollte man zunächst
hintenan stellen, denn soviel ist klar:
800 Quadratmeter wird man nicht
für 2000 Euro bekommen. Das muss-
ten schon viele erkennen. Pferdehal-
ter, die mit einer Billigvariante schei-
tern, daraus lernen und dann im zwei-
ten Anlauf auf eine vernünftige – und
teurere – Lösung setzen, sind keine
Seltenheit. Loslösen muss man sich
von der Vorstellung, den gleichen
Reitplatz zu bauen, wie beispielswei-
se der Nachbarhof hat. Vom Kopieren
rät Markus Medick ab; er ist der Grün-
der der Ridcon GmbH, die Bodenbe-
läge für den Reitsport liefert. „Eine
pauschale Aussage lässt sich im Reit-
platzbau nicht treffen. Nur weil der
Platz auf einer Anlage funktioniert,
muss dass auf einer anderen noch
lange nicht der Fall sein.“ Unglücklich
geworden seien schon Stallbetreiber,
die nach großen Turnieren oder Mes-
sen tonnenweise Reitsand günstig er-
worben haben – weil sie nicht mit dem
höheren Pflegeaufwand gerechnet ha-
ben. Die schlechteste Informations-
quelle seien Internetforen, hat der
Reitplatzbauer festgestellt. „Da gibt
es zehn Möglichkeiten und eine ist
die richtige. Wie soll man da die Wahl
treffen?“ Durch Halbwissen kommt es
zu typisches Fehlern.
Ungeeigneter Unterbau zum Bei-
spiel. Mit wenig Aufwand lässt sich
zwar ein Vlies auf die Wiese legen und
darauf Sand verteilen. Tritt das Pferd
aber durch den Sand und der Unter-
grund gibt nach,
zerreißt das Vlies
und kommt nach
oben. Wenn es
sich verschiebt,
entstehen gefähr-
liche Stolperfal-
len. „Das passiert
ganz oft“, weiß
Markus Medick.
Der Unterboden muss einer punktu-
ellen Belastung von bis zu drei Tonnen
pro Quadratmeter Stand halten. „Das
schafft kein Vlies.“
Besser: Widerstandsfähiger Un-
terbau und eine Trennschicht. Das
Preisleistungsverhältnis stimmt bei
Plätzen nach dem Oberflächenent-
wässerungsprinzip. Dabei wird ein ex-
aktes Gefälle angelegt und das Wasser
über verschiedene Schichten abgelei-
tet. Nicht jeder Sand lässt das Wasser
gleich schnell versickern. Dauerregen
kann dann schnell zu Matschflächen
und Pfützen führen. Ein Gefühl für
das Sickerverhalten bekommt man
mit diesem Experiment: Man schnei-
det einer Plastikflasche den Boden ab,
füllt sie zu dreiviertel mit Sand und
gießt durch die Öffnung Wasser. Staut
es sich, ist der Sand ungeeignet.
Nicht jedes Sandwerk kann qua-
litativ hochwertige Reitsande anbie-
ten. Darum ist eine fachkundige Be-
ratung empfehlenswert. „Sind zu viel
Schlämm- und Schluffanteile im Sand
vorhanden, setzen diese der Draina-
ge des Reitplatzes zu und der Reit-
platz wird zum Matschplatz“, erklärt
Der Unterbau
muss einer
punktuellen Belastung
von bis zu drei Tonnen
Stand halten.
Markus Medick, Ridcon GmbH