HEUGE F LÜST ER
stimmt. Das schmilzt Pferd und Reiter
immer mehr zusammen. Das Tollste
ist wirklich, wenn beim Speed-Trail
die Musik losgeht und selbst ein lang-
sameres Pferd wie meine Stute voll da-
bei ist. Die Schnellsten waren wir nie.
Aber sie ist sehr exakt und genau, des-
wegen konnten wir immer sehr gute
Platzierungen erzielen.
Was fällt Neulingen am
Schwersten?
Wenn der Reiter begreift, wie wichtig
die Teamarbeit ist, dann ist der Kno-
ten geplatzt. Je besser die Dressur, de-
sto besser ist der Trail. Je ruhiger du
dem Pferd die Hindernisse beibringst,
desto exakter ist der Speedtrail. Inhalt-
lich ist der Umstieg von Klasse L auf
Klasse Mam schwierigsten. Dann wer-
den einfache Galoppwechsel gefordert
und der Slalom verengt sich von neun
auf sechs Meter.
Nur Trail alleine gibt es nicht? So
wie beim Westernreiten?
Nein, das darf auch nicht passieren,
alle Teile gehören zusammen. Es ist ja
eine Arbeitsreitweise. In der Dressur
kommt es auf die Grundgangarten an,
dass das Pferd durchlässig ist. Es muss
im Gelände sicher sein, alles können,
Brücken, Tore, Wendungen. Im Speed-
trail muss man von ruhig auf Vollgas
wechseln und wieder zurück. Das ist
die Königsdisziplin.
Das heißt, spezialisierte Pferde
sind fehl am Platz. Ist das der
Grund, warum weniger Western-
reiter in der WE starten?
Der Ursprung vom Westernreiten
ist, die Rinderherde am langen Zügel
durch die Prärie zu treiben. Western-
pferde stehen ganz anders an den Hil-
fen. Die WE kommt dagegen aus der
Stierkampfreiterei. Vom langen Zügel
in die Aufrichtung ist eine große Um-
stellung.
Aber es gibt Starter im Western-
sattel. Zwar wenige, aber es gibt
sie.
Man darf aus allen anderen Turnier-
disziplinen kommen, muss aber die
dort vorgeschriebene Ausrüstung ha-
ben. Es müssen gedeckte Farben sein,
glitzernde Outfits sind nicht erlaubt
(
grinst
).
Für die Neulinge, die gerne auf
einem WE-Turnier starten wol-
len: Braucht es eine Verbands
zugehörigkeit?
Nein, bewusst nicht. Damit die Tur-
niere für jeden offen sind. Wenn man
im WED Mitglied ist, zahlt man zwar
eine geringere Stargebühr. Aber eine
Zugehörigkeit zu einem Verband ist
nicht vorgeschrieben. Vielleicht hat es
deshalb die letzten zwei Jahre so ge-
boomt. Allein in Bayern sind es heuer
neun Turniere. Es sind nicht auf jedem
Turnier alle Klassen vertreten und
auch nicht immer die Rinderarbeit. Ich
bin auf jedem Turnier. Auch, weil sich
über die Jahre so viele Freundschaf-
ten gebildet haben. Es macht einfach
großen Spaß.
Sie betreiben mit Ihrem Mann
den Mesnerhof in Thalkirchen
bei Bad Endorf. Er gilt als Talent-
schmiede, denn es ist ja nicht
von der Hand zu weisen, dass auf
jedem Turnier zehn Reiter star-
ten, die Sie unterrichten.
Ja das freut mich auch sehr, auch das
hat sich in den letzten Jahren so ent-
wickelt. Ich bin jetzt Jugendwart der
WED und wir wollen ein Team zu-
sammenstellen, damit wir eine deut-
sche Jugendmannschaft zur Euro-
pameisterschaft schicken können.
Ein Kader von 6 bis 8 Reitern wäre
schön.
Ihre Stute „Summy“ ist jetzt 22
und offiziell aus der internationa-
len Turnierszene verabschiedet
worden. Mit Ihrem Rappen „HB
Mogli“ haben Sie wieder einen
Welsh-Cob und unlängst Ihr er-
stes gemeinsames S-Turnier be-
stritten – und prompt gewonnnen.
Ich dachte immer, in der WE rei-
tet man spanische Pferde. Da-
bei scheint die Wunderwaffe ein
Welsh-Cop zu sein!
Vielleicht (
lacht
). Welsh-Cobs sind für
alles zu haben. Sie sind vielseitig, haben
ein tolles Fundament, schöne Gänge,
einen klaren Kopf, einen Top-Charak-
ter und sie sind wunderschön (
lacht
).
Ich bin mit meinen Pferden sehr zu-
frieden!
Text/Fotos:
Judith Schmidhuber
Reiter-Kurier · August 2017
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