

Reiterkurier · September 2016
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Rio 2016: Achterbahn der Gefühle &
übertroffene Erwartungen
Sechs olympische Medaillen für die deutschen Reiter – mehr Medaillen hat es seit den Spielen
1992 nicht mehr gegeben.
D
amit war die deutsche Mann-
schaft die beste der Reitwett-
bewerbe in Rio de Janeiro.
„Unsere Zielvorgabe, die wir im
Vorfeld mit dem Deutschen Olym-
pischen Sportbund vereinbart hatten,
waren drei bis fünf Medaillen. Dieses
Ziel haben wir nun sogar übertroffen.
" sagte Dr. Dennis Peiler, Chef de Mis-
sion der deutschen Reiter in Rio de Ja-
neiro. „Besonders schön ist dabei auch,
dass alle drei Disziplinen zu diesem tol-
len Ergebnis beigetragen haben.“
Die deutsche Mannschaft führte
nach der Dressur, rutschte jedoch nach
dem schwierigen Geländekurs auf Platz
vier ab. NurMichael Jung und SamFBW
waren fehlerfrei durch den Cross gekom-
men. SandraAuffarthundOpgunLouvo,
Ingrid Klimke und Hale Bob OLD sowie
JungundSamzeigtenNervenwieDraht-
seile, lieferten jeder eine Nullrunde im
Parcours. Danach hieß es für das Team
auf die Fehler der anderenNationenwar-
ten – und die kamen reichlich. Woran
kaum noch einer geglaubt hatte, wurde
wahr: eine Silbermedaille für Deutsch-
land. Anschließend gab es für den un-
glaublichen Jung erneut Grund zumFei-
ern: Er blieb auch im zweiten Springen
um die Einzelwertung – die Spezialität
der Olympischen Spiele – fehlerfrei und
gewann seine zweite olympische Einzel-
Goldmedaille und seine vierte Olympia-
Medaille insgesamt.
Ohne Pause ging es weiter mit den
Dressur-Spezialisten. DieMannschafts-
goldmedaille war zu
keiner Zeit in Gefahr.
Nach einer kurzen Un-
terbrechung 2012 hol-
ten sich die deutschen
Dressurreiter
ihre
Goldmedaille zurück.
Dorothee Schnei-
der und ihr erst zehn-
jährigerWallachShow-
time FRH schlossen
den Wettbewerb mit
Platz sechs ab. Kristi-
na Bröring-Sprehe und
ihr Hengst Desperados
FRH gewannen ihre
erste olympische Ein-
zel-Medaille – Bronze!
Isabell Werth sicherte
sichmit ihrer StuteWeihegold OLD die
Silbermedaille. Ihre insgesamt zehnte
Olympia-Medaille. Damit ist sie die er-
folgreichste Reiterin der Welt.
Auch im Team von Bundestrainer
Otto Becker gab es einenWechsel. Cor-
nado NRW, der Hengst vonMarcus Eh-
ning , hatte sich nach dem Warm-Up-
Springen vertreten und konnte nicht
starten. Doch das Ersatzpaar Meredith
Michaels-Beerbaum und Fibonacci war
sofort zur Stelle. Es hätte anschlie-
ßend sportlich nicht besser laufen kön-
nen für die deutschen Parcours-Spezi-
alisten. Jeweils drei Nullrunden in den
ersten beiden Qualifikationsspringen,
lediglich zwei Abwürfe von Ludger Be-
erbaum und Casello, die dasmit jeweils
das Streichergebnis lieferten.
Der Finaltag des Nationenpreises
wurde jedoch zur Zitterpartie. Sowohl
Christian Ahlmann und Taloubet Z als
auch Daniel Deußer und First Class so-
wie Michaels-Beerbaum und Fibonacci
kassierten einen Abwurf. Nun kam es
auf Beerbaum und Casello an, die dem
deutschen Team mit einer Nullrunde
wenigstens noch die Teilnahme amSte-
chen umBronze ermöglichen konnten.
Und die beiden lieferten. Gegen Kana-
da ging es nun um die ersehnte Team-
Medaille, die sich die Deutschen in der
finalen Runde nicht mehr nehmen lie-
ßen. Und wieder durfte das deutsche
Reiter-Team seine Erfolge im Deut-
schen Haus in Rio ausgiebig feiern.
Seit den Spielen in Athen 2004 hat-
ten die Springreiter keine Olympia-Me-
daille mehr gewonnen. Die Erleichte-
rung war im gesamten Team zu spüren.
„Wenn uns vorher jemand gesagt
hätte, dass wir in Rio sechs Medail-
len gewinnen, hätten wir wahrschein-
lich gelacht und gesagt, wir wollen es
mal nicht übertreiben“, sagte Soenke
Lauterbach, Generalsekretär der Deut-
schen Reiterlichen Vereinigung (FN).
FN-Präsident Breido Graf zu Rantz-
au ergänzte: „Ich bin begeistert. Alle
sind fantastisch geritten. Besonders
schön war das gute Einvernehmen der
Teams.“
text:
fn-press
Gold für die deutschen
Dressurreiter in Rio
Das Springreiterteam
in den Olympischen
Ringen
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