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Reiterkurier · September 2016
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Herz-Kreislaufprobleme beim Pferd
Viele Pferde leiden bei Wetterumschwüngen unter Herz-Kreislauf-Problemen. Anzeichen sind Matt-
heit, schwere Atmung, Konditionsverlust, angelaufene vier Beine und die Neigung zu Koliken.
A
ber nicht nur ältere Pferde
sind davon betroffen sondern
auch Pferde, die mit der Zeit
einen Nährstoffmangel entwickelt ha-
ben oder bei denen der Nährstoffbe-
darf durch bestimmte Umstände deut-
lich erhöht ist. Neben den wirklich tier-
medizinisch abzuklärenden Herzpro-
blemen können auch Blockaden (zum
Beispiel im Bereich von der Wirbelsäu-
le zu den Rippen), Satteldruck, vorange-
gange Infektionen oder Zahnprobleme,
aber auch Nährstoffdefizite ursächlich
sein für Herz-Kreislauf-Probleme.
In Stress-Situationen und im Rah-
men natürlicher Alterungsprozesse
kann ein sich einschleichender Nähr-
stoffmangel zu Problemen mit dem
Herz-Kreislauf-System führen. Meist
ist der Bedarf an Magnesium, Vitamin
E und antioxidativen, zellschützenden
Kräutern erhöht. Da durch Stress Adre-
nalin und Noradrenalin ausgeschüttet
werden, wird die sogenannte ‚“Lipoly-
se“ in Gang gesetzt. Es gelangen freie
Fettsäuren ins Blut, die sich irreversibel
an Magnesium binden und so zu einem
deutlichen Magnesiumverlust führen.
Magnesiummangel schwierig
einzuschätzen
Der Magnesiumgehalt im Heu un-
terliegt sehr starken Schwankungen.
Man findet Heuqualitäten, diemit statt-
lichen 1,7g/kg Magnesium aufwarten
können. Leider sind auch Heuchargen
mit weniger als 0,8 g/kg Magnesium
nicht selten. Die Bedarfszahlen liegen
für ein Pferd bei ca. 11-15 g pro Tag.
Das Blutbild zeigt uns, ob bereits
ein Mangel vorherrscht. Der Normal-
wert sollte zwischen 0,8 und 1,0 mmol/
Liter liegen. Zu beachten ist, dass ein
Wert unter 0,8 bereits anzeigt, dass
Magnesium bereits aus dem Knochen
zur Aufrechterhaltung der Homöosta-
se im Blut aktiviert wurde. Eine relativ
einfache und sehr sichere Methode, ei-
nenMagnesiummangel beimPferd fest-
zustellen ist die 14-tägige Fütterung
eines hochwertigen Magnesiumpräpa-
rats (Magnesiumcitrat oder Magnesi-
umaspartat) in höchster Dosierung. So
kann man feststellen, dass es eventu-
ell trotz eines zufriedenstellenden Blut-
bilds bereits zu einer Aktivierung von
Magnesium aus dem Knochen zur Ver-
sorgung der Muskulatur kam. Magnesi-
um ist als Mengenelement von so groß-
er Bedeutung für den Stoffwechsel, dass
selbst dem Laien ein Vorher-Nachher-
Unterschied sichtbar wird.
Zu den klassischen Mangelerschei-
nungen des Magnesiummangels zäh-
len Verspannungen, Durstlosigkeit und
Schwächegefühl. Angelaufene Vorder-
beine - gerade bei älteren Pferden - wei-
sen sehr oft auf einMagnesiummangel
und daraus resultierende Herz-Kreis-
lauf-Probleme hin.
Vitamin E : das Herzvitamin
Neben dem Magnesium ist auch
das Vitamin E durch seine zellschüt-
zende Wirkung von allergrößter Be-
deutung für den großen Herzmuskel,
aber auch für die Elastizität von Ge-
fäßen und Kapillaren, für die Blutge-
fäße und den Blutfluß.
Sekundäre Pflanzenstoffe als
Herzschutz
Eine ganz besonders große
Bedeutung haben die Sekundär-
en Pflanzenstoffe verschiedener
Kräuter, Blüten und Wurzeln.
Weißdorn, Traubenkerne, Mellise
oder Ginseng liefern Nährstoffe,
die in der Lage sind, freie Radika-
le abzufangen und damit die Zel-
len zu schützen. Sie wirken direkt
herzstärkend, vitalisierend und
blutdrucknivellierend. An dieser
Stelle sind auch die sogenannten
Omega-3-Fettsäuren zu nennen, deren
Bedeutung für das Herz-Kreislauf-Sy-
stem wissenschaftlich belegt ist. Man
findet sie unter anderem in Leinsa-
men.
Siehe auch:
https://www.dr-susan-
ne-weyrauch.de/gesundheit/
text/foto:
dr. s. weyrauch-wiegand
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