Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  34 / 44 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 34 / 44 Next Page
Page Background

34

Reiterkurier · August 2016

Schritt für

Schritt

dem Erfolg

entgegen…

Doch woran bemessen wir den reiterlichen Erfolg? Branchenüblich an Preisgeldern und Verkaufs-

erlösen, oder im Sinne der klassischen Reitlehre an einem gesunden und leichtrittigen Pferd?

E

in gesundes und leichtrit-

tiges Pferd, das sich wohlfühlt

und entsprechend losgelassen

durch den Körper bewegt, den Men-

schen dann geschmeidig auf seinem

Rücken bewegt und fein auf die rei-

terlichen Hilfen reagiert; wer wünscht

sich das nicht? (Egal, ob für ein schönes

Reitgefühl, zur Selbstdarstellung oder

Veräußerung)

Wie weltfremd ist der Gedanke,

dass sich das empfindsame Lebewe-

sen Pferd vielleicht auch wohlfühlen

möchte und ein gewisses Interesse an

der Nutzung seiner natürlichen Grund-

gangarten hat.

Aus verschiedenen Gründen for-

dert die klassische Reitlehre den Erhalt

der natürlichen Grundgangarten und

das Wohlbefinden des Pferdes bei der

sportlichen Entwicklung. Das Wohl-

befinden des Pferdes wird mit der er-

reichten Losgelassenheit definiert.

Bleibt bei der Konstellation Mensch-

Pferd festzuhalten:

Der Anspruch des Einen

ist der Wunsch des An-

deren!

Trotz intensivster Kenntnisse über

die funktionellen Zusammenhänge des

Pferdekörpers scheint die Wunsch –

Anspruch – Konstellation zunehmend

schwieriger zu werden.

Im sogenannten Freizeitbereich

wirkt sehr oft die gemeinsame Zielset-

zung nur mit größten Mühen ansatz-

weise erreichbar, auf Turnierplätzen

jeglichen Niveaus stellt das gewünsch-

te Bild eher die Ausnahme dar.

Warum? Erinnern wir uns an den

Leitsatz der klassischen Reitlehre, formu-

liertvorüber2000JahrenvonXenophon:

Nur inHarmoniemit demPferd…

Harmonie mit dem Pferd, das be-

deutet auch: Harmonie mit seinen Be-

wegungen!

Nur wenn das Pferd sich natürlich

bewegen darf, wird es sich wohlfühlen.

Die Frage ist also: Hilft

der reitende Mensch,

oder stört er?

Hier beginnt die Herausforderung

an den reitenden Menschen. Denn wir

sitzen nicht einfach auf dem Pferderü-

cken und hoffen auf das Beste, wir ha-

ben die Aufgabe, dem Pferd zu helfen.

Die klassische Reitlehre legt uns dafür

den Einsatz der reiterlichen Hilfen na-

he. Diese sollten bevorzugt eingesetzt

werden um dem Pferd zu helfen, den

Menschen zu tragen. Kann das Pferd

den Menschen dank dessen Hilfen mit

Leichtigkeit tragen, wird alles andere

auch leichter.

Umdas Fluchttier Pferd zumWohl-

fühlen einzuladen empfiehlt sich die

Gangart, die das Pferd für sich selbst

nutzt, wenn es sich wohlfühlt.

Weiterführend dürfe es angebracht

sein, demPferd seine Arbeit, die es sich

ja nicht selber ausgesucht hat, mög-

lichst angenehm zu machen, indem

man ihm hilft.

Vermitteln wir dem Pferd doch die

Idee, dass man nicht flüchten muss,

und laden es über die Schrittarbeit da-

zu ein, sich wohlzufühlen. Der instink-

tive Fluchtgedanke wird dann vom

Pferd losgelassen.

DiefürdasWohlbefindendesPferdes

notwendige Harmonie des „Gewichtes“

auf seinem Rücken mit den pferdeeige-

nenKörperbewegungenderGrundgang-

art Schritt, sind zugegebeneinhochkom-