Reiter-Kurier Mai 2019

Reiterfitness bein-, Waden- und Oberschenkelmusku- latur und Zügelhilfen erfordern Kraft in Armen und Schultern. Bei fehlender Muskulatur verkrampft der Reiter. Das verhindert geschmeidi- ges, weiches Sitzen auf dem Pferd und damit einhergehend entspanntes Rei- ten. Wenn der Gesäßmuskel beispiels- weise zu angespannt ist, sitzt man nicht mehr tief im Sattel, sondern darauf. ?Der Reiter darf nicht zu angespannt sein, sonst ist er nicht durchlässig, aber auch nicht zu lasch, sonst hat er keine korrek- te Einwirkung mehr ?, erklärt Christine Gineiger. Weitere Probleme entstehen durch feh- lende Körperwahrnehmung und -be- herrschung. Wenn es dem Reiter schon schwer fällt, sich im Sattel auszuba- lancieren, wie soll er dann dem Pferd korrekte Gewichts-, Schenkel- und Zü- gelhilfen geben? Gleiches passiert bei fehlender Grundlagenausdauer, wenn einem die Puste ausgeht und dadurch der Sitz ?auseinander? fällt. Reiter mit guter Kondition hingegen können länger konzentriert arbeiten oder trainieren. Um seine Ausdauer zu trainieren, emp- fiehlt Christine Gineiger vor allem Schwimmen, Radfahren oder Joggen. Das geht auch prima mit Pferd an der Hand: ?15 bis 20 Minuten vor dem Rei- ten ein wenig laufen und schon sitzt man von Anfang an viel weicher im Sattel.? Selbst fünf Minuten das Pferd auf dem Platz an der Hand zu führen, anstatt sofort in den Sattel zu steigen, bringe schon viel. Zur Schulung von Koordina- tion und Reaktionsfähigkeit eignen sich der Fitnesstrainerin zufolge vor allem Ball-Sportarten wie Basketball, Volley- ball, Tennis oder Badminton. Yoga und Pilates hingegen seien optimal, um sei- nen inneren Mittelpunkt zu finden. Bei Pilates trainiere man die tiefe Muskula- tur, die eben gerade beim Reiten wichtig ist und beansprucht wird, sagt Gineiger. ?Es eignet sich ideal als ausgleichende Sportart, da sich dehnende und kräfti- gende Elemente im Fluss abwechseln. Zudem trainiert man immer in der Auf- richtung, die ja auch beim Reiten gefor- dert ist.? Die Folgen sind ein besserer Sitz sowie gute Balance. Yoga kombi- niert körperliche und geistige Übungen, die entspannend wirken sowie mögliche Fehlhaltungen aufdecken und korrige- ren. Beides wirkt sich äußerst positiv aufs Pferd aus. Es gibt spezielle Kurse, in denen Reiten und Yoga in Kombination angeboten wird, zum Beispiel bei Catherine Lippu- ner im schweizerischen Engadin. Bei ihr stehen nicht nur die körperlichen Übun- gen im Vordergrund, sondern auch die Achtsamkeit mit sich: ?Wir lernen einen liebevollen Umgang mit uns selber. Dies ist oft schwieriger als körperlich an- spruchsvolle überwiegend ruhende Kör- perstellungen im Yoga. Wenn wir lernen, unsere Grenzen zu akzeptieren und nach unseren wirklichen Bedürfnissen zu le- ben, ändert sich auch der Umgang mit unserer Umwelt, mit den Mitmenschen, den Tieren. Wir reiten anders, nehmen das Pferd auf eine andere Art und Wei- se war. Pferde sind sehr fein, sie spüren, wenn wir im Gleichgewicht sind oder nicht.? Sitzschulungen bieten außerdem eine gute Möglichkeit, sich mit seiner Körperwahrnehmung zu beschäftigen. Bei Christine Gineiger bieten sie den Reitern oft Aha-Erlebnisse, weil sie statt Aufforderungen wie ?sitz aufrechter? genau erklärt, wo Becken, Schultern, Absätze und Co. beim Reiten tatsächlich hingehören. Nadja Eichholz - Pferdewirtschaftsmeisterin- Klassische Reitausbildung - Bewegungstrainerin-EM - Life Kinetik®-Trainerin -Franklin-Methode®- Kursleiter Rücken www.bewegungstrainerin-em.de nadja.eichholz@t-online.de Marianne Quelle wärmt sich vor dem Reiten mit Stall ausmisten auf redaktion@reiterkurier.de 12 | Mai 2019

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