Reiter-Kurier März 2019

Drei Fragen an... Michael Graus, Pferdetransporteur Pferdetransport mit Ruhe und ohne Eile Michael Graus fährt Pferde von A nach B. Der Pferde- transporteur aus Bad Aib- ling (Landkreis Rosenheim) erklärt den erforderlichen Fahrstil und wann ein Ge- spann gefährlich wird. Was sind die wichtigsten Regeln beim Pferdetransport? Immer in Ruhe und ohne Eile ver- laden. Dabei immer auf das Verhalten des Pferdes achten. Vorausschauen- des und gefühlvolles Fahren. Es sind Lebewesen, zudem unsere Lieblinge, die wir sicher ans Ziel bringen wollen. Fazit: Ruhiger und gelassener Um- gang vor und während der Fahrt! Die Tiere müssen angebunden in einer ?Box? stehen, in der sie nichts sehen. Kurven müssen also langsam und vorsichtig gefahren werden, damit sich das Pferd ausbalancieren kann. Auch das Anfahren muss be- hutsam geschehen, sonst sitzt das Pferd schnell mal auf der Stange und könnte ins Stolpern kommen. Das Schlimmste ist, wenn ein Pferd in Pa- nik gerät, weil es hin und her geschüt- telt wird. Es kann sich nicht richtig ausbalancieren, da es ja nicht sehen kann, was um es herum geschieht. Was ist die größte Herausforde- rung beim Pferdetransport? Ich fahre ja meistens Fohlen die noch nie transportiert worden sind. Diese müssen erst einmal überredet wer- den, in diese 'Box' einzusteigen. Wenn das nicht von selbst klappt, müssen die Kleinen auch schon mal gescho- ben oder halb getragen werden. Aber sobald sie dann im Anhänger stehen, sind sie auch schnell wieder ruhig und beginnen in der Regel schnell zu fres- sen, was immer ein gutes Zeichen ist. Über die Kamera kann ich das Fohlen oder Pferd gut beobachten. Die Kamera ist ein unverzichtbares Hilfsmittel beim Pferdetransport, am besten beheizt, da die Linse schnell beschlägt, und mit Nachtsichtfunk- tion. Je nach Pferd passe ich die Fahrt an. Die einen haben mehr Probleme mit den Kurven, die anderen mit dem Anfahren oder Bremsen. Da sind die Pferde sehr unterschiedlich. Man kann also kein Pferd mit dem anderen vergleichen und auch nicht immer gleich fahren. Was spricht für einen Anhänger und was für einenTransporter? Wer Anhänger fährt, sollte bereits Er- fahrungen damit haben. Enge Kurven können schnell ein Problem für den Anhänger werden, vor allem, wenn die Reifen am Bordstein hängen bleiben. Ältere Anhänger ohne Einzelradauf- hängung kann es dann ganz schön durchschütteln. Außerdem reagiert ein Gespann empfindlich auf Seitenwind, zum Beispiel auf der Autobahn. Es gerät schnell ins schlingern, was sehr gefährlich werden kann, insbesonde- re, wenn das Gespann umstürzt. Der Vorteil beim Anhänger: Wenn man ihn braucht, holt man ihn raus. Ansonsten stellt man ihn einfach ab. Ein Pferde- transporter hingegen ist schon eine feine Sache, jedoch liegt ein solcher in einer viel höheren Preisklasse als ein Pferdeanhänger. Für normale Turnier- fahrten ist er eher unrentabel. Ge- werbliche Transporteure bevorzugen natürlich einen Pferdetransporter. Das Rangieren bei den Ställen ist leichter und Pausenplätze zum Pferdefüttern oder -tränken finden sich einfacher, vor allem auf Autobahnrastplätzen. Interview: Marianne Quelle Foto: Michael Graus 29 März 2019 |

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