Reiter-Kurier Juni 2018

8 Reiter-Kurier · Juni 2018 Extrem und Rasant Das Hirn einschalten und Spaß haben Die Steigerung von Slalom, Tor und Trabstangen heißt Extreme Trail. Vielseitiges Training, das Pferd und Reiter herausfordert, zusammenschweißt und motiviert. E in Quarter Horse, das am lan- gen Zügel auf Hügel und wieder hinab galoppiert, sich auf engen Holzplattformen dreht, trittsicher durch Steinfelder schreitet und oh- ne mit der Wimper zu zucken über ei- ne wackelige Hängebrücke läuft: Den YouTube-Videos des US-Amerikaners Mark Bolender ist es zu verdanken, dass diese Art Hin- dernisparcours den Weg nach Deutsch- land geschafft hat. So abwegig ist die Idee keinesfalls, viel- mehr praxisnah: Wer ausreitet, hat es mit natürlichen Hin- dernissen dieser Art durchaus zu tun ? nicht nur in den USA. Um Pferd und Reiter an anspruchsvolle oder gefähr- liche Situationen zu gewöhnen, bau- te man dort die ersten Extreme Trail Parks. Jetzt entstehen sie auch in immer mehr Reitanlagen hierzulan- de. Extrem steht dabei nicht für hö- her, schneller, weiter, sondern für die Herausforderung, der sich Pferd und Reiter stellen, um die Hindernisse korrekt und ruhig zu bewältigen. Das Pferd ist von Natur aus neugierig, die- se Eigenschaft macht man sich im Ex- treme Trail zu nutzen. Es lernt sich zu überwinden und wird dadurch selbst- bewusster. Ein Training, das jedes Pferd und jeden Rei- ter weiterbringt ? un- abhängig von der Reit- weise. Wobei bislang hauptsächlich We- stern- und Gelände- reiter die Vorteile er- kannt haben, die ein Extreme Trail mit sich bringt. Am Anfang steht immer ein Kurs. Das macht Sinn, denn ein Trainer kann Herangehensweisen und Sinn- haftigkeit genau erklären ? und von übertriebener Eile abraten. Die Hin- dernisse werden zunächst vom Boden aus erarbeitet, man beginnt mit den Das Pferd soll selbstständig denken ohne nervös zu werden.? einfacheren wie Podest und Mikado. Anfängliche Scheu des Pferdes erfor- dert Ruhe und Geduld. Ziel ist es, das Pferd zum selbstständigen Denken zu animieren, es soll die Hindernisse oh- ne nervös zu werden bewältigen. Die Abwechslung der Hindernisse macht dem Pferd Spaß, ganz nebenbei wer- den Koordination, Gleichgewicht und die Muskulatur verbessert. Es lernt, Abstände einzuschätzen, seine Hu- fe punktgenau zu platzieren und sich Über die Autorin Reiter-Kurier-Redakteurin Judith Schmidhuber ist der Entstehung des Extreme Trails auf den Grund gegangen und hat die ver- schiedenen Hindernisse mit ihren Pfer- den selbst ausprobiert. Steil bergab über die Steintreppe erfordert Mut und Vertrauen an beiden Enden des Führstricks. Gamaschen sind außerdem immer zu empfehlen. Foto: Timo Hess

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