Reiter-Kurier Juni 2018

Rubr i k ter Tour. Als er acht war, wurden wir in den Bundeskader berufen und ein Jahr später konnten wir bei der EM Mannschaftsgold und zweimal Ein- zelsilber gewinnen. Danach war mei- ne Junge Reiter Zeit vorbei und der Weg mit ihm in den Grand Prix Sport war nicht gerade einfach. Er hatte Angst bei Einerwechseln und Piaffe/ Passage. Außerdem kam noch hinzu, dass ich turniermüde geworden war und wir uns schweren Herzens ent- schieden, ihn zu verkaufen. Du warst also schon kurz davor, den Turniersport auf diesem Niveau aufzugeben? Das Pferd kam zu Rudolf Zeilinger, er hat uns nahe gelegt, Daktari und mir Zeit zu geben. Und so nahm alles seinen Lauf. Ich habe wieder meinen Spaß am Reiten gefunden und Dakta- ri lernte langsam aber stetig die Lek- tionen. So sind wir beide wieder zu- sammengewachsen und haben zwei Jahre nach diesem Tief, nach der Sil- bermedaille bei den deutschen Mei- sterschaften 2014, unsere erste S*** gewonnen. Was macht FBW Daktari für dich so herausragend? Daktari hat wahnsinnig viel Charme ? nicht nur im Viereck sondern auch im täglichen Umgang. Er ist sehr sen- sibel, aber auch immer lernwillig, eif- rig bei der Sache. Er ist sehr auf mich bezogen und würde mir am liebsten den ganzen Tag von Schritt zu Schritt beiseite stehen. Seine Stärken liegen vor allem in seinen Grundgangarten, aber gerade die Passage und auch die jetzige Sicherheit in der Galopptour zeichnen das Pferd aus. Welche Pläne hast du für das Sportjahr 2018? Mit Daktari möchte ich nochmal den Weg der U-25 Tour gehen und da- nach noch mehr Erfahrung sammeln im Grand Prix und Grand Prix Spezi- al. Im kommenden Jahr ist mein er- stes ?offizielles? Seniorenjahr. Dafür möchte ich noch so viel Erfahrung wie möglich sammeln, um einen guten Start zu haben. Du warst lange Zeit bei Ulla Salzgeber im Stall. Wo bist du jetzt beheimatet? Ich bin seit etwa vier Jahren nicht mehr bei Ulla. Nach der EM 2014 bin ich nach München gezogen, ich stu- diere Sport-, Event- und Medienma- nagement. Ich war bis Mitte Febru- ar bei Familie Marburg mit drei Pfer- den beheimatet, aber es war klar, dass ich mehr Boxen für die Zukunft brauche und diese Kapazität hatte der Stall leider nicht. Dann hat sich relativ spontan die Möglichkeit erge- ben, mit all meinen Pferden zu Anna Merveldt zum Training zu fahren. Daraus wurden dann fast acht Wo- chen. Die Kombination mit ein paar nationalen und inter- nationalen Turnieren in Italien und Frank- reich, sowie dem Trai- ning hat für den Jah- resbeginn einfach ge- passt. Erst nachdem ich einen Stall für all meine Pferde gefun- den hatte, bin ich wie- der zurück nach Mün- chen. Jetzt stehen meine Pferde am Gestüt Fichtenhof, unweit von Starn- berg. Dort habe ich einen kleinen Stalltrakt für mich und meine Pferde. Gibt es ein Turnier, bei dem du ganz besonders gern an den Start gehst? Zum einen ist das auf jeden Fall die Pferd International in München, da es Top-Bedingungen bietet und ich bei München wohne. Mit dem Tur- nier war ich schon immer sehr ver- bunden, das ist einfach ein Stück Hei- mat. Meine Familie und viele Freunde sind dort immer vor Ort. Aachen war für mich ein sehr großes Erlebnis, da würde ich ? so wie jeder Reiter wahr- scheinlich ? schon gerne wieder ein- mal hinfahren... Du gehörst aktuell zu den Stipendiaten der Deutsche Bank Reitsport-Akademie. Wie hat dieses Sponsoring deine reiter- liche Karriere verändert? Das ist eine sehr tolle Sache für uns junge Reiter. Besonders das Medien- training und der Umgang mit der Kamera und bei Interviews hat mir neben dem generellen Reiten sehr viel gebracht. Auch die Möglichkeit, an verschiedenen Turnieren eine Startgenehmigung über Wild-Cards zu bekommen ist sehr gut für uns Stipendiaten. Wie wichtig ist der Piaff Förder- preis für junge Reiter wie dich? Meiner Meinung nach ist der Piaff Förderpreis eine sehr wichtige Serie für uns junge Reiter. Der Umstieg in den Grand Prix Sport fällt leichter, da man nicht gleich gegen die ?ganz Großen? an den Start gehen muss. So haben wir die Möglichkeit an richtig tollen Turnieren teilzunehmen. Ohne die Piaff Förderpreis Serie wäre vieles für mich nicht möglich gewesen. Der dritte Platz damals 2013 hat mir viele Türen geöffnet. Wann hast du mit dem Reiten begonnen? Ich habe zwei ältere Brüder und der älteste hatte ein Pferd. Und dann hat nach und nach die ganze Familie an- gefangen, reiten zu lernen. Bei mir begann alles schon sehr früh, da ich ja die Jüngste war. Ich hatte mit drei Jahren mein erstes Pony, Flicka. Wie bist du zum Dressurreiten gekommen? Dressurreiten wollte ich eigentlich nie. Ich war der Meinung: Das ist zu langweilig für mich. Mein älterer Bruder ritt Springen und ich durf- te sein Springpony übernehmen. Zu- erst startete ich in Spring- und Viel- seitigkeitsprüfungen. Irgendwann be- kam ich ein Dressurpferd, um parallel zum Springen die Grundlagen der Dressurreiterei zu erlernen, doch mein Herz schlug für die Springrei- terei. Nach einem Springunfall fiel mein Pony zwei Jahre verletzungs- bedingt aus. Die Dressur war unum- gänglich. Ich startete zuerst in A und L Dressuren und nachdem sich die ersten Platzierungen und Siege ver- zeichneten, machte es mir sogar rich- tig Spaß und ich blieb bei der Dressur hängen. Was macht für dich die Faszination Pferd aus? Pferde sind für mich mehr als nur Sportpartner. Die Zusammenarbeit mit einem Tier ist einfach toll. Mei- ne Pferde sind für mich wie beste Freunde, einfach Kumpels. Interview: Alexandra Koch Foto: Maximilian Schreiner Dressurreiten war mir früher zu langweilig. Mein Herz schlug für die Springreiterei.? Lisa-Maria Klössinger, Dressurreiterin Das Re i t er - Kur i er - I nt erv i ew Reiter-Kurier · Juni 2018 7

RkJQdWJsaXNoZXIy MTQ0MQ==