Reiter-Kurier Juli 2019

6 | Juli 2019 INTERVIEW Das Thema Bodenarbeit gewinnt mehr und mehr an Aufmerksamkeit. Mit der Ausbildungs-Prü- fungs-Ordnung (APO) 2014 hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Bedeutung der Bodenarbeit anerkannt. Maßgeblichen Beitrag dazu leistet Dr. Claudia Münch. Die Ausbilde- rin hat eine besondere Form der Bodenarbeit erarbeitet, die die rei- terliche Entwicklung in vielfacher Hinsicht unterstützt und bei Reitern aus dem Sport- und dem Freizeitbereich immer mehr Anhänger findet. Claudia Münchs Ziel: Multiplikatoren ausbilden. Trainer sollen das Thema in die Breite tragen. Sie haben arbeitsreiche Jahre hin- ter sich: Sie haben das Abzeichen Bodenarbeit mitgestaltet, sind Mit-Autorin des FN-Lehrbuches ?Pferde verstehen ? Umgang und Bodenarbeit?, haben zwei Lehr- filme zur Bodenarbeit im FN-Ver- lag herausgebracht. Sie haben den Dachverband aller Züchter, Reiter, Fahrer und Voltigierer in Deutsch- land auf ihrer Seite ? von Boden- arbeit war dort zuvor nie die Rede. Wie haben Sie das geschafft? Das was in den letzten Jahren pas- siert ist, ist gigantisch. Aber es war auch ein hartes Stück Arbeit. 2012 durfte ich meine Bodenarbeit in Warendorf bei der FN vorführen, da war man begeistert. Seitdem bin ich Mitglied im FN-Arbeits- kreis Bodenarbeit. Das bedeutet nicht, dass jeder bei der FN die Bodenarbeit sofort als wichtig empfindet. Aber die Reiterliche Vereinigung ist auch ein Apparat, der nur langsam das Ruder um- schwenkt. Ich hätte mir nie erträumt, dass es gelingt, ein Abzeichen Boden- arbeit einzuführen. Das Thema steckt jetzt in den Grundlagen aller Abzeichen und wird auch weiter ausgebaut. Bodenarbeit ist nicht Reiten, sie wird gern belächelt. Wie überzeugen Sie Kritiker? Bodenarbeit bietet klare Vorteile für jede Art der Reitausbildung. Ganz vorne steht eine verbesserte Unfallverhü- tung. Pferde, die am Boden ausgebildet sind, sind grundsätzlich in schwierigen Situationen besser zu kontrollieren. Dies zahlt sich in zahlreichen Situationen, wie beim Tierarztbesuch, im Gelände oder bei Turnieren aus. Die Pferde werden ausgeglichener und gelassener und ? das ist besonders wichtig ? fassen tieferes Vertrauen zu ihremMenschen. Insgesamt wird der gesamte Umgang stressfreier und sicherer. Wovon der Reiter ja zweifelsohne auch profitiert. Wenn ich nur dar- an denke, wie viele Pferdebesitzer beim Führen Probleme haben. Genau das ist der Punkt: Letzt- lich geht Bodenarbeit jeden etwas an, der mit Pferden zu tun hat. Es spielt keine Rolle, ob man Reining reitet oder Vielseitigkeit. Es ist egal, ob man ein Mini-Shetty oder ein Shire an der Hand hat. Das Wichtigste ist, eine klare Kom- munikation am Boden zu lernen. Das Pferd soll mehr auf uns achten. Deshalb müssen wir auch eindeutig ?lesbar? sein. Kindern oder ängstlichen Menschen kann Bodenarbeit mehr Sicherheit im Umgang mit dem Pferd geben, da sie am Boden gezielt ihre Körperhaltung und Körperwahrnehmung sowie ihr Durch- Bodenarbeits-Trainerin Dr. Claudia Münch ?Wirmüssen fürPferde eindeutig lesbar sein?

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