Reiter-Kurier August 2018

Rubr i k Z unächst eine kleine Ge- schichtsstunde: Der Name No- riker leitet sich von Noricum ab. Dem Gebiet, das schon vor Chri- sti Geburt Teil des römischen Rei- ches war und nur wenige Jahre spä- ter zur römischen Provinz wurde. Der Chiemgau, der Südosten Bayerns, Salzburg, Kärnten und die Steiermark gehörten zum Noricum. In den Al- pen war ein kräftiges Pferd gefragt, das Lastentransporte auch in unweg- samen Gelände meisterte. Die Römer kreuzten dazu einheimische Pferde mit denen, die sie aus dem Süden mit- gebracht hatten. Für die Bischöfe vom Erzbistum Salzburg und auch für das dazugehörige Bistum Chiemsee, das bis nach Kärnten reichte, wurden die Noriker später als noble Prunkpferde gezüchtet, die ihre repräsentativen Prachtkutschen zogen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Rein- zucht der Noriker erklärtes Ziel. Das frühere Noricum ist nach wie vor das Hauptzuchtgebiet. In Süd- deutschland und Österreich sind die sanften Riesen weit verbreitet. Die Rasse lässt sich auf fünf Hengst­ linien zurückführen. Vier dieser fünf Gutmütige Kraftprotze Die Römer und Salzburger Bischöfe züchteten zähe aber edle Arbeitspferde: die Noriker. Linien (Vulkan-, Diamant-, Elmar-, Schaunitz-Linie) gehen auf Hengste zurück, die im 19. Jahrhundert ge- boren wurden und zum Teil auch auf spätere Nachkommen dieser Hen- gste. Nur die Nero-Linie begründete sich im 20. Jahrhundert. Den einzel- nen Linien lassen sich bestimmte op- tische und charakterliche Merkmale zuordnen. Pferde der Vulkan-Linie ha- ben einen starken und ausgeglichenen Charakter, während sich die Nero-Li- nie durch ihr gutes Temperament und ihr Gangvermögen auszeichnet. Tiger- schecken findet man ausschließlich in der Elmar-Linie. Die Schaunitz-Linie bringt fleißige und robuste Arbeits- pferde hervor, die sich durch ihren gleichmäßigen und kraftvollen Gang besonders gut für den Fahrsport eig- nen. Die meisten Noriker gehören heutzutage der Vulkan-Linie an, die schwere Arbeitspferde hervorbringt. In nur sehr geringen Zahlen sind hin- gegen Tiere vorhanden, die auf die El- mar-Linie zurückgehen und die hier- für berühmte Tigerfärbung zeigen. Text: Antonia Lauber Fotos: Tourismusverband Abtenau Der Noriker Gebäude und Farbe Mit einem Stockmaß bis 160 bis 165 Zentimeter gehört der Noriker zu den kleinsten Kaltblutrassen der Welt. Noch dazu ist der Noriker schlank und kompakt gebaut, hat kräftige Beine, eine breite Brust und einen muskelbe- packten Hals. Noriker gibt es in allen Farben, sogar Mohrenkopfschimmel. Objekte der Begierde sind Tigersche- cken und Blauschimmel mit schwar- zem Kopf. Charakter und Bewegung Sein kompakter Körperbau macht den Noriker zu einem wendigen Pferd, das sich harmonisch bewegt, so dass es im Allgemeinen eine anmutige Er- scheinung ist. Die Rasse gilt als sehr gutmütig, sanft, leichtführig und keines- falls lethargisch. Noriker sind fleißig, leistungsbereit und gut auszubilden. Verwendung Noriker werden gern vor Kutschen ge- spannt, auf Umzügen sind sie in Vierer- und Sechserzügen die Hingucker. Die Tatsache, dass Noriker keine Riesen sind und stattdessen fleißig und wen- dig, macht sie zu tollen Freizeitpferden. Veranstaltung Im Pferdezentrum Stadl-Paura (Ober­ österreich) findet am 17. August das Fohlenchampionat statt sowie die Vorauswahl zur Körung, die dort am 14. September über die Bühne geht. Am 26. August findet in Mauterndorf (Lungau, Salzburg) eine Noriker-Versteigerung statt, bei der auch viele Tigerschecken unter den Hammer kommen. 14 Reiter-Kurier · August 2018

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