Reiter-Kurier Juli 2018

KUTSCHE FAHREN des Kutschenführerscheins A für Pri- vatpersonen im vorigen Jahr ist Be- standteil einer breit angelegten Ini- tiative der Reiterlichen Vereinigung (FN) zum sicheren Fahren mit Pferde- gespannen im Straßenverkehr. Auch wenn der Schein nicht verpflichtend ist, verfolgt die FN dennoch das Ziel, dass künftig jeder Gespannfahrer, der am Straßenverkehr teilnimmt, ei- ne entsprechende Qualifikation nach- weisen kann. Die einzige Ausnahme macht übrigens das Land Niedersach- sen: Hier müssen gewerbliche Kutsch- fahrer das FN Fahrabzeichen minde- stens der Klasse IV nachweisen. Aber auch in Bundesländern, wo dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, gilt: Der Eignungsnachweis ist am ehesten durch den Besitz des Kutschenfüh- rerscheins oder eines Fahrabzeichens möglich. ?Bei einem Unfall oder Versiche- rungsfall steht immer zuerst die Fra- ge nach der Eignung im Raum?, sagt Marianne Frank. Dann will die Behör- de nicht nur einen Sachkundenach- weis sehen, sondern auch eine funkti- onierende Kutsche. Die Kutschensach- verständige aus Schnaitsee (Landkreis Traunstein) überprüft Kutschen auf ihren ordnungsgemäßen Zustand, sie dokumentiert, dass sie verkehrstaug- lich und ohne Beschädigungen sind. Gewerbliche Anbieter gehören zu ih- ren Kunden, die ihren Fahrgästen ei- nen Nachweis erbringen wollen. Pri- vate Gespannslenker wenden sich nur in Einzelfällen an ihr Sach- verständigen- büro ? denn eine Pflicht für einen Kut- schen-TÜV be- steht nicht. ?Für ein si- cheres Fahr- vergnügen ist die Beschaffenheit der Kutsche aber von größter Bedeutung?, so Marianne Frank. Die Untersuchung läuft ähnlich ab wie bei einem Kraft- fahrzeug ? nur die Abgasuntersuchung entfällt. Sie nimmt das Fahrwerk, die Federung, den Aufbau in Augenschein, schließt Beschädigungen aus, kon- trolliert Reifenprofil und -druck, te- stet die Lichtanlage und vor allem die Bremsen. ?Daran sind die häufigsten Mängel festzustellen?, erzählt die Kut- schensachverständige. Oftmals funkti- onieren die Bremsen nicht ordnungs- gemäß, ohne dass es der Gespannslen- ker merkt. Zur Überprüfung nimmt sie selbst auf dem Kutschbock Platz und prüft die Kutsche aus dem Fahr- versuch. ?Wenn ich dann bremse, merke ich sofort ob die Bremswirkung ausreichend ist und der Wagen spur- treu bleibt.? Unfallfaktor Nummer eins sind erschreckende Pferde, hinzu kommt oftmals mangelhafte Ausrüstung die bei solchen Extrembelastungen ver- sagen. Wenn das Gespann durch- geht, könnenMensch und Tier verletzt und folgenschwere Verkehrsunfälle verursacht werden. Derlei Horrorsze- narien beherrschen dann die Schlag- zeilen ? und das Fahren gerät in Ver- ruf. Da appelliert Marianne Frank an die eigene Vernunft: ?Viele Unfälle lie- ßen sich vermeiden, wenn die Ausrü- stung in sachgemäßem Zustand wäre.? Sie spricht Hobbyfahrer an, die nur selten anspannen und das Material (Fortsetzung auf Seite 10) Erschreckende Pferde und Ausrüstung in unsachgemäßem Zustand sind die häufigsten Unfallfaktoren.? Marianne Frank, Kutschensachverständige Marianne und Tobias Frank sind passionierte Kutschfahrer und mit ihren Friesenstuten mehr- mals die Woche unterwegs ? auch im Straßen- verkehr, mit ordnungsgemäßer, verkehrssicherer Ausrüstung. Reiter-Kurier · Juli 2018 9

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