Reiter-Kurier Juli 2018

RUBR I K DREI FRAGEN AN... Christian Gehwolf Bayerns erster Trainer-A Fahren Basissport L eidenschaft beweist Chri- stian Gehwolf aus Meng- kofen (Landkreis Dingol- fing-Landau) allemal. Als Ba- yerns erster Trainer-A Fahren Basissport hat der 60-Jährige das Fahren nicht nur verinner- licht. Die sorgfältige Ausbildung seiner Fahrschüler ist ihm ei- ne Herzensangelegenheit. Dazu züchtet Bayerns Rassesprecher für Lipizzaner seine Fahrpferde selbst: zwölf Schimmel nennt Gehwolf sein eigen. Wie gehen Sie denn bei der Ausbildung Ihrer Fahrschü- ler vor? Fahren wird sich ja nicht an einem Wochen­ ende lernen lassen. Nein, sicher nicht. Eine gezielte Fahrschule ist unerlässlich. 100 Unterrichtseinheitenmit je einer dreiviertel Stunde sind vorgese- hen. Nach sechs bis sieben Kurs- wochenenden ist die Prüfung, dann hat man gleichzeitig den Kutschenführerschein A. Man braucht schon Zeit, fürs Fahren braucht es ein gewisses Ver- ständnis, das sich erst festigen muss. Der Kutscher, die Leinen, die Pferde: Das muss nach dem achenbachschen Grundsatz ei- ne Einheit ergeben. Wendungen leitet man immer durch Nachge- ben der äußeren Leine ein, das erfordert viel Übung. Und mir ist ganz wichtig, dass ich sichere Kutschfahrer ausbilde. Es bringt gar nichts, den Schüler nur ir- gendwie durch die Prüfung zu bringen. Deshalb habe ich bei der Ausbildung ein paar Beson- derheiten entwickelt: Eine Ein- heit endet erst dann, wenn ich merke, dass das Verständnis da ist. Ich bitte Familienangehöri- ge oder Partner zur Beifahrer- schulung, denn auch die zweite Person auf dem Kutschbock hat wichtige Aufgaben. Und auch nach der Prüfung lade ich meine Schülern nochmal zu einer Stun- de. So kann ich ihre Entwicklung mitverfolgen. KUTSCHE FAHREN Wie gefährlich ist das Fahren im Straßenverkehr? Nicht gefährlicher als fahrrad- fahren. Eine gute Ausbildung von Fahrer und Pferden ist grundlegend. Und auch das Ma- terial muss passen. Vor 120 Jah- ren waren Kutschen die stärk- sten Verkehrsteilnehmer ? jetzt sind sie die schwächsten. Kut- scher müssen unentwegt den Verkehr beobachten und dür- fen auch nicht auf ihre Vorfahrt bestehen: Das kann fatal enden. Rücksicht, Umsicht, Vorsicht sind so wichtig, das muss sich ein Kutscher einprägen. Und niemals alleine fahren! Ich bin in 35 Jahren noch kein einziges Mal allein vom Hof gefahren. Sie besitzen 21 Kutschen. Warum so viele? Eine zum Unterricht, eine zum Trainieren, eine zum Einfahren, eine für Hochzeiten, für Grup- pen, für Einspänner, Zweispän- ner, Vierspänner... ? da hat jede seinen Zweck. Und historische Kutschen sind auch ein paar da- bei. Wennman so wie ich ein bis- serl spinnt, dann kommt man auf so eine Zahl ( grinst ). ? ? www.pferdehof-gehwolf.de Interview: Judith Schmidhuber/ Foto: privat Reiter-Kurier · Juli 2018 11 Christian Gehwolf züchtet seine Fahrpferde selbst und bildet sie auch aus. Seine zwölf Lipizzaner sind sicher und nervenstark. Auf seinem Hof leben alle Pferde in einer großen Herde im Offenstall ? was zur Ausgeglichenheit eines Fahrpferde wesentlich beiträgt.

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