Reiter-Kurier April 2018

32 Reiter-Kurier · April 2018 D as ist kein Friese.? Eine Rich- tigstellung, die man Tanja Hu- ber-Schurkus öfters sagen hört. Spätestens wenn man die Namen ihrer Rappen kennt, ist der Gedanke an einen Holländer verflogen: ?Italo? und ?Lamberto? heißen ihre Murge- sen. Und auch wenn die beiden Walla- che über den Irschenberg galoppieren, sind es waschechte Italiener. Murge- sen werden in Süditalien gezüchtet, sozusagen im Absatz des Stiefels. Mur- gia heißt das Gebiet in Apulien, wo die schwarzen Pferde in Herden auf weit- läufigen Flächen leben. ?Das muss auch so sein?, betont Tanja Huber-Schurkus, die die Heimat dieser Pferde schon mehrmals besucht hat. Nie würde sie auf die Idee kommen, Murgesen in Ba- yern zu züchten. ?Dann verlieren sie ja ihre guten Eigenschaften.? Sie spricht damit die Robustheit, die Trittsicher- heit, den ausgeglichenen Charakter und die kräftigen Hufe der Murgesen an. ?Das ist ein karges, bergiges Zucht- gebiet, in dem es ab dem Frühsommer kaum mehr Gras gibt. Die Böden sind steinig und hart. Das ist der Grund, Italienische Herzensbrecher warumMurgesen so perfekte Hufe ha- ben.? Das stattliche Barockpferd gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Gentests zufolge ist der Murgese ein Nachfahre des Neapolitaners. Der Stauferkaiser des Römischen Reiches, Friedrich II., brauchte damals ein starkes Streitross für die Schlacht. Auch schier unpas- sierbare Gebiete konnten seine Solda- ten auf ihrenMurgesen erobern. Später eta- blierte sich der Murge- se als Arbeitspferd auf dem Feld. Um 1920 sorgte das italienische Landwirtschaftsministerium für eine Wiederbelebung der Zucht, die dank strenger Selektion auf die Ursprungs- linien gelang. Drei Hengststämme sind bedeutend: Granduca, Nerone und Araldo. Murgesen variieren stark vom sportlichen bis hin zum kaltblutähn- lichen Typ, wobei die Zucht heutzuta- ge eher auf leichtere Pferde aus ist. Tanja Huber-Schurkus ist vor ei- nigen Jahren auf die schwarzen Itali- ener aufmerksam geworden und war sofort verliebt. Auch wenn sie zuge- ben muss, dass sie unter der langen, gelockte Wallemähne zunächst einen Friesen vermutete. ?Murgesen sind hierzulande kaum bekannt. In Italien werden sie von ganz normalen Land- wirten gezüchtet, die sie zum Teil auch noch zur Arbeit brauchen.? In Apu- lien gibt es noch nicht besonders viele Reitsportzentren, sagt sie. ?Das wird langsam mehr, auch das Wissen über die Reitkunst.? In Zusammenarbeit mit dem Zuchtverband hat es sich die Bad Feilnbacherin zur Aufgabe gemacht, die Pferde imdeutschsprachigen Raum bekannter zu machen. Dazu ist sie mo- mentan auf der Suche nach einem grö- ßeren Offenstall zur Pacht. Schließlich sollen es demnächst mehr Murgesen in Bayern werden. Sie bereitet sich ge- rade auf ihre nächste Reise nach Apu- lien vor, um im italienischen Frühling Jungpferde auszusuchen. ?Die Züchter sind dort sehr stolz auf ihre Pferde, sie gehen sehr herzlich mit ihnen um. Die Herden werden täglich kontrolliert. Die Stuten sind sehr menschenbezo- gen, die Junghengste dürfen zwei Jah- re in der Herde mitlaufen.? Aus einst kräftigen Streitrössern haben sich Murgesen zu vielseitigen Familienpferde gemausert. Kräftige Hufe dank steinigem, kargen Boden "

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