Reiter-Kurier April 2018

Start i n d i e We i desa i son A usgebrochene Pferde, die auf eine Straße oder schlimm- stenfalls auf der Autobahn laufen: Diese Schreckensmeldungen hört man immer wieder. Oft gerieten die Pferde in Panik und durchbrachen den Zaun. Auch durch Sturm oder Ge- witter beschädigte Zäune sind schon der Grund für das Ausbrechen der Pferde gewesen. Vor tragischen Un- fällen ist niemand gefeit, sagt Ingolf Bender, Experte für artgerechte Pfer- dehaltung und Autor unzähliger Fach- bücher für Pferdehalter. ?Kein Zaun der Welt ist für ein in Panik fliehendes Pferd unüberwindbar. Dessen muss sich jeder Halter bewusst sein. Wenn etwa ein Hubschrauber im Tiefflug über eine Weide steuert, kann es zu einer solchen Panik in der Weidegrup- pe kommen, die dann derart ausartet, dass sie in einem Ausbruch endet.? Weitaus häufiger sind bei derar- tigen Ausnahmesituationen jedoch Zäune in miserablem Zustand der Grund. Wenn ein Elektrozaun mehr- fach geflickt, herunterhängend oder schlicht an mancher Stelle komplett verschlissen angebracht ist, dauert es meist nicht lange, bis Pferde den Weg nach draußen gefunden haben. Am wichtigsten ist, dass der Pfer- dehalter sich zunächst mit dem rich- tigen Zaun für seine Herde beschäf- tigt. Die Deutsche Reiterliche Ver- einigung gibt als Vorgabe für Wei- deumgrenzungen, dass sie ?stabil, verletzungs- und möglichst ausbruch- sicher, gut sichtbar und respekteinf- lößend? sein müssen. Weidezäune aus Holz oder Elektrolitzen werden hier- zulande am häufigsten genutzt. Si- cher im Boden verankerte Zaunpfäh- le sind unabdingbar. Empfohlen wird eine Länge von 1,80 Metern bis 2,30 Metern, damit diese zu einem Drit- tel Länge fest und stabil eingegraben werden können. Besonders sorgfältig müssen die Pfähle am Tor und in den Ecken in den Boden eingegraben wer- den: Mindestens 70 Zentimeter, da sie am meisten beansprucht werden. Alle dazwischenliegenden Pfosten sollten etwa 40 bis 50 Zentimeter tief in der Erde stecken. Der Abstand zwischen den Pfosten sollte maximal 5 Me- ter betragen. Diese Empfehlung gibt das Bundesministerium für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz heraus. Ein Durchmesser der Pfosten von 12 Zentimetern ist ebenfalls sinnvoll. Am besten rammt man die Pfosten mit einer Rammkat- ze in den Boden, das erhöht die Lang- lebigkeit und Stabilität deutlich. Eine gesetzlich vorgeschriebene Höhe der Zäune gibt es nicht. Allerdings wird mit mindestens 0,75 Mal die Höhe des Widerrists gerechnet, um auf eine si- chere Höhe zu gelangen. Einen Zaun aus Holz, Metall oder modernen Kunststoffen nehmen die Pferde als Hindernis wahr und ver- suchen normaler- weise nicht, auszu- brechen. Für zusätz- liche Sicherheit kann ein entlang der Lat- ten gespannter Elek- trozaun sorgen. Am besten eignet sich hierbei eine dünne- re Kordel. Diese hat den Vorteil, dass sie gegenüber Wind nicht so anfällig ist wie breite Bän- der. Kunststoffpfosten sind deutlich pflegeleichter, aber deutlich teurer in der Anschaffung. Dafür ist der Auf- wand in Sachen Wartung sehr gering. Die Stabilität könnte allerdings noch verbessert werden und liegt gegen- über Holzzäunen zurück. Besonders bei Pfählen aus recyceltem Kunst- stoff kann Porosität auftreten. Dies wiederum bedingt, dass diese unter Belastung ? etwa durch das Wetter oder ein dage- gen laufendes Pferd in Pa- nik ? umknicken können. Besonders problematisch kann es werden, wenn Kunststoffpfähle ledig- lich die Litzen von Elek- trozäunen umgeben, al- so keine festen Querele- mente vorhanden sind. Preisgünstige Kunststoffpfosten werden oft ledig- lich in den Boden gesteckt, eine sta- bile Eckkonstruktion fehlt. Hier sollte unbedingt stattdessen ein fest im Bo- den verankerter Metalleckpfahl ver- wendet werden, um ausreichend Si- cherheit zu gewährleisten. Bei Holzzäunen setzen die mei- sten Anbieter auf heimische Hölzer, wie etwa imprägnierte Kiefer, Fich- te oder Lärche sowie Eichen- und Ka- Elektrozäune mit mindestens drei Strombändern und einem schlagstarken E-Zaun-Gerät sind die beste Sicherheitsvorkehrung. Ingolf Bender, Weidezaunexperte 24 Reiter-Kurier · April 2018

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