Reiter-Kurier März 2018

Anspruch auf 100 Prozent Ein erfahrener Sattelexperte ist unbedingt nötig Die natürliche Schiefe des Pferdes macht die Anpassung eines Sattels mitunter zu einer kniffligen Aufgabe. ?Die hohle Seite des Pferdes lässt sich besser biegen, die äußere Schulter ist viel kräftiger. Dort haben Pferde mehr Muskulatur und das führt zu einem Ungleichgewicht vom Sattel?, erklärt die Pferdeosteopathin. Deutliche Un- terschiede in der Muskulatur sind vor einer Sattelanpassung durch entspre- chendes Training vom Boden aus in den Griff zu bekommen und selbst da- nach ist eine regelmäßige Sattelkon- trolle ratsam. Vor allem nach einer Trainingspause ? auch wenn sie nicht besonders lang gedauert hat. ?Mus- keln bauen sich dreimal schneller ab als auf. Da machen schon ein paar Wo- chen einen Unterschied.? Text/Foto: Judith Schmidhuber E ine ganze Reihe Parame- ter haben Einfluss auf die Passform des Sattels. Pferderücken können lang und kurz, breit und schmal sein. Schultern steiler oder flacher, Widerriste hoch oder nied- rig. Die Rückenlinie kann gerade oder schwungvoll sein. Dazu kommen die Anforderungen eines Sattels an den Reiter: Sitzgröße, Schwerpunkt und Steigbügelaufhängung haben einen er- heblichen Anteil am Wohlbefinden im Sattel und müssen auf den Reiter ab- gestimmt sein, damit auch er keine Be- schwerden bekommt. Grundsätzlich muss man sich die Frage stellen, ob ein im Stand ans Pferd angepasster Sattel- baum auch in Bewegung noch perfekt passt. Die Antwort ist klar: Tut er nicht. Diese Tatsache verdeutlicht die Not- wendigkeit eines erfahrenen Sattlers: Ein guter Sattler erkennt beim Anblick eines Pferderückens, wie viel Spielraum er beim Anfertigen des Sattels berück- sichtigen muss, damit das Pferd in Ver- sammlung den Rücken heben und mit der Hinterhand untertreten kann. Zu 100 Prozent passen wird ein Sattel nie, aber der Prozentzahl sollte man sich weitestgehend annähernd. Nur so kann ein Pferd gesund bleiben, Spaß an der Bewegung haben und den Reiter lange durch die Gegend tragen. Was kostet ein Sattel? Gebrauchtsättel, die keiner brauchen kann B eim Sattel handelt es sich um den teuersten Aus r üs tung s ge gen - stand im Reitsport. Es ist erheblicher Aufwand und Fachwissen nötig, um einen pas- senden Sattel zu finden. Selbiges gilt für die Herstellung. Mit 2000 bis 3000 Euro sollte man kalkulieren ? sowohl im Englisch-, als auch im Westernbe- reich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Reiter und Pferd mit einem Billig-Sat- tel aus Fernost glücklich werden, der nur ein Zehntel kostet, ist angesichts der etlichen Variablen, von denen die Passform abhängt, äußerst gering. Die Auswahl an günstigen Ge- brauchtsätteln ist riesig. Um hier die Chance auf einen passenden Sat- tel zu haben, ist viel Geduld und die Hilfe eines Sattelexperten nötig, der weiß, welcher Sattelbaum auf den Pferderücken passt. Die eingestanzte Baumnummer hilft weiter. Beach- ten muss man: Stellen sich vermeint- liche Schnäppchen als Griff ins Klo heraus, gehen die gesparten Kosten für Physiotherapeut, Osteopath oder Tierarzt drauf. Und am Ende hat man immer noch keinen passenden Sattel. Texte: Judith Schmidhuber Die Lage des Sattels: hinter der Schulter und vor dem Ende des 18. Brustwirkbels. T i t e lthema : Gut gesat t e lt Reiter-Kurier · März 2018 29

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