Reiter-Kurier Februar 2018

8 Reiter-Kurier · Februar 2018 DAS RE I T ER - KUR I ER - I NT ERV I EW Dressur bei Hubertus Schmidt. Oder bei unserem Vielseitigkeits-Bundes- trainer Hans Melzer. Ich sehe mir auch Videos von meinen Ritten an und bespreche mich mit Kollegen. Manchmal holt man sich da Bestä- tigung. Man muss seine Linie schon halten, das wäre sonst auch für die Pferde schlecht. Aber man muss doch auch immer ein bisschen links und rechts kucken. Stimmt?s, dass Sie vom Pferd ge- fallen sind, sich das Schienbein gebrochen haben und es erst ei- ne Woche später gemerkt haben? Das stimmt nicht. Es war nicht das Schienbein ( grinst ). Es war die äußere Eckstrebe vom Sprunggelenk. Es hat sehr weh getan, ich hab?s auch gleich gemerkt aber es war da keine Chance, eine Pause zu machen. Ernsthaft? Wieso das denn? Das ist in Burghley vor zwei Jahren passiert. Nach einem Sturz wird man immer gleich vom Arzt untersucht. Er hat sich das Bein angeschaut, ich musste auch vorlaufen. Aber wir haben es dann schon hinbekommen, dass er mich weiter reiten ließ ( grinst ). Er hätte auch sagen können, Sie müssen aufhören. Ja klar. Wenn er gemerkt hätte, dass da was kaputt ist. Damals war das Pro- blem, dass direkt die Woche drauf die Europameisterschaft war. Das heißt, auch unser Mannschaftsarzt hät- te mich nicht zum Röntgen schicken dürfen, ich wäre ja sonst nicht in der Mannschaft gewesen. Wie sieht Ihr Training aus? Machen Sie nebenbei Sport? Ich versuche zumindest einmal pro Woche Kraft- und Ausdauertraining zu machen. Das merkt man einfach beim Reiten. Über den Sommer schaf- fe ich das aber leider nicht. Vor lauter Reisestress? Mir macht das Reisen großen Spaß. Wir sind auf so vielen schönen, auch kleineren Turnieren. Es geht da sehr herzlich zu, man fühlt sich einfach wohl. Wenn man so einen Sport macht, muss man Pferde lieben und darin aufgehen. Ich glaub, nur so geht?s. Man muss 110 Pro- zent Energie hinein- stecken. Bei mir war?s von Anfang an klar, dass ich beruflich etwas mit Pfer- den mache. Mein Bruder ist zwei Jah- re älter, bei dem war immer klar, dass er nichts mit Pferden machen wird. Er liebt Pferde genauso, ist aber Hobby- reiter geworden. Das war eigentlich immer ganz witzig. Ich war noch ganz klein, da kannte ich schon alle Pferde, nicht nur wenn sie in der Box standen, sondern auch draußen auf der Koppel. Für mich gab?s immer nur Pferde. Was machen Sie anders, als andere Reiter? Man braucht sicherlich viel Talent und Begabung. Ich glaube, Glück und Zu- fall spielen auch eine große Rolle. Dass man die richtigen Pferde trifft, dass man die richtigen Menschen trifft, dass man einfach Glück im Umfeld hat. Auch meine Eltern hatten sehr viel Glück. Als sie vor 30 Jahren unse- re Reitanlage in Horb amNeckar über- nommen haben, hatten sie einen rie- sigen Schuldenberg aufgenommen. Es war die ersten Jahre richtig schwer, sie haben oft überlegt, ob sie wieder auf- hören. Es war ein steiniger Weg am Anfang, bis das Rad ins Rollen kam. Umso schöner wird Ihr Erfolg auch für Ihre Eltern sein. (lacht) Natürlich. Meine Eltern sind sehr stolz, sie sind mir auch eine große Unterstützung. Der Spitzensport ist ohne finanz- starke Pferdebesitzer nicht mehr machbar. Ihre Pferde tragen den Namen der Unternehmensgrup- pe Fischer. Das ist eine wunderbare Zusammen- arbeit, weil wir uns menschlich über die letzten Jahre so gut kennenge- lernt haben, richtig gut befreundet sind und das Sponsoring eigentlich nebenher läuft. Familiär passen wir sehr gut zusammen. Text/Foto: Judith Schmidhuber Manmuss die richtigen Pferde undMenschen treffen und Glück haben.? Michael Jung, Vielseitigkeitsreiter, Olympiasieger, Welt- und Europameister

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