Reiter-Kurier Februar 2018

Reiter-Kurier · Februar 2018 19 ALT ERNAT I VE THERAP I EN I N DER P F ERDEMED I Z I N Auf den Punkt genau Stresspunkttherapie lockert verspannte Muskeln und beugt gleichzeitig Sehnenproblemen vor J ede Pferdebewegung führt an Übergängen zwischen Seh- nen und Muskulatur zur höch- sten Belastung, so die Erkenntnis von Jack Meagher. Der US-Amerikaner ist der Begründer der Stresspunktthera- pie, mit der er schon in den 70er-Jah- ren die Pferde der US-Nationalmann- schaft erfolgreich behandelte. Er fand an jeder Seite 25 Punkte, die gestresst sein können und die er in seiner The- rapie gezielt bearbeitet. Seine Thera- pie wird seit Jahrzehnten erfolgreich im Pferdesportbereich angewandt. ?Sehnengewebe besitzt nur zehn Pro- zent Dehnfähigkeit, Muskelgewebe 90 Prozent. Nach einem Trauma zieht sich die Muskulatur zusammen,? er- klärt die Pferdephysiotherapeutin und Osteopathin Susanne Felbin- ger aus Engelsberg (Landkreis Traun- stein). ?Die aktue Phase geht schnell in eine chronische über, was zu tast­ baren Punkten führt, sogenannten Stresspunkten. Diese Schmerzpunkte machen dem Pferd ein schmerzfreies Bewegen unmöglich.? Die verhärtete Muskulatur ist außerdem anfällig für weitere Zerrungen oder andere Pro- bleme. ?Verhärtete Muskeln verur- sachen vermehrten Zug an der Seh- ne, die somit auch geschädigt wer- den kann. Öfter als vermutet, sind die Ursachen von Sehnenproblemen ur- sprünglich Muskelverspannungen.? Die Stresspunktmassage kann verkrampfte Muskulatur durch spe- zielle Behandlungstechniken lösen. Gleichzeit lässt sich damit vorbeu- gen. Als Beispiel nennt die Therapeu- tin den seitlichen geraden Kopfmus- kel. ?Pferde verwerfen sich bei Pro- blemen gern im Genick und zeigen in Ruheposition Streckbewebungen nach unten und vorne. Ich übe auf den Stresspunkt langsam Druck aus, den ich bis zur vom Pferd tolerierten Stärke halte. In leicht kreisenden Be- wegungen und quer zur Muskelfaser trenne ich dann die Verklebungen.? Dadurch lassen sich die Selbsthei- lungskräfte mobilisieren, die Gefäße erweitern sich, Blut und Sauerstoff erweichen den Krampf der Muskula- tur und die Ausschüttung von Endor- phinen erzielt eine Schmerzminde- rung. Die Dehnbarkeit und die Kraft des einzelnen Muskels werden wieder hergestellt. Abschließend wird der ge- samte Muskelverlauf gedrückt und massiert. ?Der Reiter muss danach da- rauf achten, dass die Halsmuskulatur nicht überdehnt wird, also nur leich- te Arbeit mit lockerem Vorwärts-ab- wärts. Der Bereich kann auch mit ei- ner Karottenübung nach rechts und links leicht Richtung Buggelenk ge- dehnt werden.? Text/Fotos: Judith Schmidhuber

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