Reiter-Kurier November 2017

T I T E LTHEMA : WORK I NG EQU I TAT I ON Mit Teamwork zum Erfolg Working Equitation ist eine junge Disziplin, die Anhänger aller Reitweisen begeistert. Diese Arbeitsreitweise beweist, dass Zusammenarbeit ein Erfolgsgeheimnis darstellt. K aum eine Disziplin gewinnt derzeit so an Zuspruch, wie die Working Equitation (WE). Diese Zusammenfassung sämtlicher europäischer Arbeitsreitweisen be- geistert Reiter aller Sparten durch ei- neMischung aus vier Bestandteilen: ei- ne zuMusik gerittene Dressurprüfung, ein Trailparcours, der zunächst auf Stil und dann auf Geschwindigkeit gerit- ten wird und (optional) die Rinderar- beit, in der schnellstmöglich ein Rind aus einer Herde zu selektieren ist. WE sorgt bei Pferd und Reiter für Abwechs- lung, setzt dennoch korrekte Dressur- lektionen voraus ? und fördert somit die Gymnastizierung des Pferdes und eine gesunde Reitweise. Grundlage sind korrekt und fein ge- rittene Pferde, die losgelassen, wendig und mutig unterm Sattel sind. Das hat Katrin Frankenberger mit ihrer Welsh- Cob-Stute ?Paradise Indian Summer? von Anfang an fasziniert. In der WE wurde sie mit ihrer "Summy" zweima- lig Deutsche Meisterin. Die Disziplin vereint Dressur und Geschicklichkeit und erfordert enge Wendungen und schnelle Stopps. Das schweist Pferd und Reiter zusammen, sagt die Traine- rin aus Bad Endorf (Landkreis Rosen- heim). ?Man muss mit dem Pferd zu- sammen als Team arbeiten. Man muss sich aufeinander verlassen und mitei- nander arbeiten. Anders geht es nicht.? Die Dressur, der Stil- trail und der Speedt- rail bereiten die Pferde eigentlich nur da- rauf vor, mit den Rin- dern zu arbeiten, so Frankenberger. ?Die Dressur vermittelt die Grundla- gen, der Stiltrail zeigt, ob diese Grund- lagen auch wirklich sitzen. Der Speed­ trail bringt hervor, ob diese Grundla- gen auch in der Geschwindigkeit abruf- bar sind und letztendlich wird in der Königsdisziplin mit den Rindern ge- zeigt, ob die Pferde so rittig sind, dass sie innerhalb von Sekundenbruchteilen auf die Hilfen des Reiters reagieren.? Waren die Trail-Hindernisse bis- her nur auf Westernturnieren zu fin- den, halten sie in immer mehr Rei- tanlagen Einzug. Da werden Brü- cken und Slalomparcours aufgestellt, Stiere zum Ringreiten gebaut. Un- ter den WE-Reitern sind dagegen nur wenige aus der Westernszene. Der er- folgreichste ist Christan Laukemper, der soeben in den Championatska- der für die Weltmeisterschaft 2018 in München/Riem berufen wurde. ?Ich wollte mich reiterlich weiterentwi- ckeln und in Anlehnung reiten?, er- kärt der Westerntrainer aus Söchtenau (Land- kreis Rosenheim) sei- nen Sprung in die WE. Die Umstellung vom Rei- ten am losen Zügel ? wie in der We- sternreiterei üblich ? in die Aufrich- tung, wie sie die klassische Reiterei verlangt, fällt Profis im Westernsat- tel mit ihren Quarter-Horses nicht leicht, daher wagen nur wenige den Schritt. Christian Laukemper holt mit seiner Quarter-Stute ?Starlight Smart Mini? stets Bestnoten in der Rinderarbeit und punktet durch sein schneidiges Reiten im Speedtrail. Die Arbeit mit dem Rind kannte man lange Zeit nur von Cutting-Tur- nieren: Rinder zu treiben und auszu- sortieren wäre auf den riesigen Wei- deflächen zu Fuß nicht möglich ge- wesen. Deswegen ist die Rinderar- beit in der WE erhalten geblieben. Im Turnier geht es darum, ein einzelnes Rind schnellstmöglich aus einer Her- de zu holen, über den Platz und hin- ter ein Gatter zu treiben. Und wieder ist die Teamarbeit entscheidend: Zum einen, weil nur Reiter, die ihr Pferd punktgenau lenken, stoppen und an- treiben können, Bestzeiten erreichen. Zum anderen, weil die drei anderen Teammitglieder dem Starter zuarbei- ten müssen. ÜBER DIE AUTORIN Judith Schmidhuber ist Redakteu- rin beim Reiter-Kurier und Fan der Working Equitation. Für das Titelthema hat sie Wissen über diese Reitdisziplin zusammengefasst und erfolgreiche Reiter befragt. Reiter-Kurier · November 2017 23 Rinderhirten mit korrekt gerittenen Pferden Jede Pferderasse, jede Altersklasse von Reiter und Pferd, ist für die Working Equitation geeignet. Korrektes Reiten ist Grundvoraussetzung. Dazu braucht es ein perfektes Zusammen­ spiel zwischen Pferd und Reiter sowie den Reitern im Team. Foto: Monika Englb­ recht

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