Reiter-Kurier Oktober 2017

6 Reiter-Kurier · Oktober 2017 HEUGE F LÜST ER Mit guter Laune zu Bestleistungen Hohe Hindernisse sind für David Will kein Problem: Der Springreiter fliegt zu Turnieren auf der ganzen Welt. Im Heugeflüster erzählt der 29-jährige von seinemWeg in die Selbständigkeit. andere Besitzer. Vor allem die guten Pferde. Wir Reiter sind sehr auf Be- sitzer angewiesen, um unseren Sport zu betreiben. Weil wir uns sehr schwer tun würden, sie zu behalten, wenn sie richtig erfolgreich sind und für viel Geld verkauft werden können. Das weckt bei anderen Begehrlichkeiten. Zu den guten Pferdebesitzern hat man eine Vertrauensbasis. Das ist wichtig, sie müssen ja wissen, dass ihr Pferd bei mir in den besten Händen ist. Würde der große Reitsport ohne zahlungskräftige Geldgeber überhaupt funktionieren? Ja, würde er. Aber dadurch ist es so, dass wir Reiter und viele andere Men- schen davon leben können. Das ist ei- ne gute Sache. Beim Fußball schaf- fen das vielleicht nur die besten fünf Prozent. Im Reitsport gibt es so viele Bereiche, in denen man Geld verdie- nen kann. Wenn man nicht der talen- tierteste Reiter ist, ist man vielleicht ein guter Trainer oder Pferdepfleger. Pfleger arbeiten genauso professi- onell wie wir Reiter. Das ist ein har- ter Job, aber er wird im Spitzensport auch gut bezahlt. Generell wird der Turniersport aber immer teurer. Es hat sich auch vieles geändert. Vor 15 Jahren hätte es nicht für jedes Pferd einen Physio gegeben, man wä- re nicht nach Amerika und Asien mit dem Pferd aufs Turnier geflogen oder hätte ein Wasserlaufband aufgestellt. Der Reitsport entwickelt sich immer weiter. Im Springsport sind wir in der glücklichen Lage, dass die Gewinn- gelder sehr interessant sind für uns Reiter. Aber die Kosten werden auf jeden Fall auch immer mehr. Weißt du, was eine Saison im großen Springsport kostet? D avid Will hat sich im interna- tionalen Springsport längst einen Namen gemacht. Der gebürtige Chiemgauer begann in der Reitschule seiner Eltern auf Gut Ising (Landkreis Traunstein) seine Reiter- karriere und startet auf Turnieren auf der ganzen Welt. Inzwischen sind Besuche in seiner oberbayerischen Heimat rar geworden. Zum Interview haben wir David Will in Ising getrof- fen. Das Chiemsee Pferdefestival ist für dich ein Heimspiel. Nach welchen Kriterien wählst du Turniere aus? Für mich ist es immer schön, einmal zu Hause zu reiten. Es kommt bei der Auswahl der Turniere schon darauf an, wie es Sinn für die Pferde macht. Dass man auch mal auf ein kleineres geht, wenn man viele schwere Turniere hin- tereinander hatte. Danach legt man einen Plan fest. Shanghai, Mexiko, Mia- mi, London. Du bist fast je- des Wochenende auf Turnieren unterwegs. Wie regelst du das Training deiner Pferde? Von Donnerstag bis Sonntag bin ich meistens unterwegs. Das heißt, mir bleibt nicht viel Zeit daheim. Da ver- sucht man natürlich seine Pferde so gut wie möglich zu arbeiten. Aber wenn ich mit drei Pferden auf einem Turnier bin, müssen auch die anderen sieben qualitativ gut gearbeitet wer- den. Das klappt nur mit einem rich- tig guten Team, auf das man sich ver- lassen kann. Wie viele Pferde reitest du? Das sind immer ungefähr zehn. Bei zwölf ist bei mir das Maximum er- reicht. Mehr geht nicht, sonst wür- den welche zu kurz kommen. Du reitest Pferde, die rich- tig teuer sind. Manche Reiter packen ihre Tiere in Watte ein. Wie gehst du damit um? Man muss eine Balance finden. Die Pferde haben natürlich einen gigan- tischen Wert, da versucht man alles, damit ihnen nichts passiert. Aber sie sollen auch ausgeglichen und gut drauf sein. Auch meine besten Pferde gehen aufs Paddock und auf die Weide. Lang- weilig sein soll ihnen nicht. Das ist wie bei uns Menschen auch: Wenn wir gut drauf sind, bringen wir die besten Leis- tungen. Damit sie sich draußen nicht verletzen, reite ich sie vorher. Dann sind sie aufgewärmt, wenn sie auf die Koppel kommen und zerren sich nicht gleich was, falls sie einen Bocksprung hinlegen. Ganz wichtig ist, dass man sein Pferd gut genug kennt und passende Ruhephasen zwischen den Turnieren ein- plant. Man muss wissen, wann man es ruhiger angehen lassen muss. Da ist die Verletzungsgefahr eigentlich grö- ßer, als auf der Koppel. Du bist im Reitstall deiner El- tern groß geworden. War schon immer klar, dass du Reiten zu deinem Beruf machen wirst? (Lacht) Nein, als ganz kleiner Jun- ge war ich gar nicht so heiß drauf, ob- wohl ich immer die Möglichkeit geha- bt hätte. Vielleicht war es auch deshalb nicht so interessant. Mit neun habe ich angefangen, regelmäßig zu reiten. Erst einmal dieWoche, dann zweimal, dann immer mehr. Das hat sich kontinuier- lich gesteigert. Davor hatte ich noch keine Lust. Gehören dir die Pferde, die du reitest? Ein paar ja. Aber die meisten haben Es klappt nur mit einem richtig guten Team. David Will, Springreiter

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