Reiter-Kurier Oktober 2017

xis Fohlen in Jungpferdegruppen oh- ne Erwachsene aufzuziehen. Letzteres ist etwa vergleichbar mit einer Kinder- gartengruppe die ohne Erzieher sich selbst überlassen bleibt. Tatsächlich bestätigen Beobachtungen an freile- benden Pferden das Ergebnis der Stu- die. Pferde sind hoch soziale Tiere. Sie müssen in einem Herdenverband mit gleichaltrigen aber auch erwachsenen Artgenossen aufwachsen um sich ge- sund zu entwickeln. Die Erwachsenen übernehmen wichtige Erziehungsauf- gaben, geben den Pferdekindern Si- cherheit, setzen Grenzen oder schlich- ten Streit. Wachsen Absetzer in einer intakten Herde auf haben sie ein gutes Sozialverhalten, dass sich später im täglichen Umgang mit dem Menschen positiv auswirkt. Man sollte daher versuchen das Absetzen schrittweise - ähnlich wie in der Natur - zu gestalten, damit sich der Organismus des Jungpferdes langsam an die neuen Lebensbedingungen ge- wöhnen kann. Die Trennung wird er- leichtert wenn in einer Stuten-Fohlen Herde mehrere erwachsene Artgenos- sen, vorzugsweise Stuten, als Erzieher integriert sind. Über mehrere Tage hin- weg wird dann je eine Mutterstute se- pariert, bis nur die Fohlen und ihre Er- zieher übrig bleiben. Die Fohlen ken- nen sich von Geburt an und bleiben in gewohnter Umgebung, die erwachse- nen Pferde vermitteln ihnen Souverä- nität, Gelassenheit und Ruhe. Eine weitere Vorge- hensweise besteht da- rin Stuten und Fohlen räumlich zu trennen (Auslauf, Laufstall), so- dass sie sich zwar se- hen, riechen und hö- ren können, das Saugen aber nicht mehr möglich ist. Hilfreich kann auch die getrennte Fütterung in nebeneinander liegenden Ausläufen sein. Zunächst werden Stuten und Foh- len nur kurz getrennt, später werden die Zeiträume dann länger. So kann der Nachwuchs auch schrittweise an Kör- nerfutter gewöhnt werden und beim endgültigen Absetzen kommt nicht noch eine belastende Futterumstel- lung hinzu. Grundsätzlich benötigen Jungpferde die Gesellschaft von Artge- nossen, weshalb eine Haltung mehre- re Zuchtstuten mit Fohlen sinnvoll ist. Um seelische Schäden und auch Verlet- zungen zu vermeiden sollte ein Fohlen niemals alleine, ohne vorheriges Üben, zurück gelassen werden - dies gilt be- sonders je jünger es ist. Werden Pferde, die in den ersten zwei Lebensjahren weitestgehend sich selbst überlassen in einer Jungpferde- herde aufwachsen, plötzlich mit der modernen Welt konfrontiert, sind sie später oft zurück haltender und ängst- licher als solche die bereits früh viel ge- sehen haben. Die Praxis, Absatzfoh- len in eine fremde Jungpferdeherde zur Aufzucht zu geben, ist nicht un- problematisch und oft mit Stress ver- bunden. Die gewaltsame Trennung kann erhebliche Panik verursachen. Das Fohlen verliert auf einen Schlag den mütterlichen Schutz, die wich- tigste Nahrungsquelle und dann noch seine vertraute Herde und Umgebung. Aufgrund der Trennung steht es unter Schock und ist nun gezwungen sich in einer fremden Herde zurecht zu fin- den. Hier muss die Rangordnung neu geklärt werden, was zu Auseinander- setzungen führen kann, denen nicht je- des Fohlen gewachsen ist. Zudem ver- suchen dominante Jungpferde häufig Neuankömmlinge aus ihrem Territo- rium zu vertreiben. Je nach Charakter kann das beim Fohlen zu bleibenden seelischen und körperlichen Schäden führen ? besonders wenn der Absetzer vorher seine Geburtsherde nie verlas- sen hat oder in einer reizarmen Umge- bung aufgewachsen ist. Eine bessere Möglichkeit kann es dann sein die Absetzer vorab in kleineren Gruppen miteinander be- kannt zu machen um sie anschlie- ßend schrittweise unter Beobachtung zusammenzuführen. Notwendig ist in jedem Fall besonderes Fingerspit- zengefühl und ein möglichst großes Platzangebot. Gute Dienste leisten auch hier wieder erfahrene Erzieher ? Pferde die Streit schlichten und den Nachwuchs begleiten. Text: Meike Bölts/Fotos: Judith Schmidhuber Jungpferdeaufzucht für Islandpferde und andere Rassen Ab Herbst 2017 bieten wir Jungpferdeaufzucht an. Stuten- und Hengstherde Isländer Stutenherde Großpferde Die Jungpferde leben in großzügigen Offenställen mit befestigten Ausläufen, angrenzend befinden sich große Weiden. www.moierhof-eglsee.de Tel: 0049 - 8664 / 92 79 840 Reiter-Kurier · Oktober 2017 11 Das Aufwachsen im Herdenverband legt den Grundstein einer gesunden Entwicklung REPORT THEMA : AUF ZUCHT

RkJQdWJsaXNoZXIy MTQ0MQ==