Reiter-Kurier Oktober 2019
9 Oktober 2019 | ANPASSUNG DES GEBISSES Die korrekte Anpassung ist A und O bei der Gebiss-Auswahl. Geachtet wer- den sollte auf die unterschiedlichsten Faktoren wie etwa die Größe und Lage der Zunge, die Länge der Maulspalte, das Volumen der Maulhöhle, der Abstand der Laden voneinander, die Breite und Polsterung der Laden sowie die Beschaffenheit der Scheidezähne und vorderen Backenzähne. Bei einer dicken Zunge ist es dem Pferd beispielsweise eher möglich, den Druck, den das Gebiss auf die Laden wirkt, zu verringern. Pferde mit eher schmalen und scharfkantigeren Kinnladen sollten dickere und weichere Gebisse tragen. Auch im Laufe des Pferdelebens kann das Bedürfnis des Pferdes sich wandeln, da die Zahnstellung sich verändert. Die Gebissbreite kann mit Hilfe von Schablonen abgemessen werden, die in Reit- sportgeschäften erhältlich sind. Typische Gebissgröße für ein Reitpony wäre etwa 11,5 bis 12,5 cm, für ein Warmblut 13,5 bis 14,5 cm. Das Gebiss muss zwischen Maul und Trensenring ca. einen halben Zentimeter auf jeder Seite herausstehen. Die Gebissstärke ermittelt man an der seitlichen Befestigung des Trensenrings. Bei dünneren Gebissen überträgt sich der Zügelzug stärker. Dicke Trensen jedoch sind bei einem kleinen Maul oder dicker Zunge wiederum nur bedingt geeignet. Gerade bei der Gebissstärke spielt die Anatomie des Pferdekopfes eine überaus bedeutende Rolle. Wissen ansammeln hilft, denn je mehr über das eigene Pferd (beispielsweise das Temperament) und über die unter- schiedlichen Wirkweisen von Gebissen bekannt ist, desto leichter fällt die Wahl. Denn ?scharf wirkt nur die Reiterhand, nicht jedoch das Gebiss? ist ein Leitsatz der alten Meister, der nicht vergessen werden sollte. Das Gebiss liegt korrekt im Zwischen- raum zwischen den vorderen Backenzäh- nen und den Hakenzähnen (bei männli- chen Tieren, selten bei Stuten) bzw. dem dritten Schneidezahn. Außerdem sollte es am Maulwinkel anliegen, jedoch diese auf keinen Fall einklemmen. Fehlerhaft ist oft die Verschnallung des Gebisses. Beispielsweise kommt es vor, dass die Lefzen an die scharfkantigen Backenzäh- ne stoßen. Dann werden Annehmen und Abkauen schwierig. Das Gebiss kann bei zu tiefer Lage an die Hakenzähne schla- gen und dadurch dem Pferd Schmerzen verursachen. Zudem legt das Pferd bei dieser Problematik gerne einmal die Zunge über das Gebiss. Ist das Gebiss zu groß und rutscht aus dem Maul heraus, kann es bei stetigem Hin- und Herrutschen übermäßigen Druck auf die Laden ausüben und auch das Mittelstück stark gegen den Gaumen drücken. Das Gebiss sollte immer so hoch verschnallt sein, dass die Backenstücke in keiner Situation lose schlackern. Alexandra Koch war bei einem Besuch im Archäologischen Museum in Kel- heim überrascht, dass die ersten Trensen in der Bronzezeit aus Hirschgeweih gefertigt wurden redaktion@reiterkurier.de Fotos: Pixabay
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