Reiter-Kurier Oktober 2019

| in den nordischen Ländern, vor allem in Schweden. Von dort hat sich dieser vom heidnischen ins christliche gewandelte Brauch bis nach Bayern und Österreich ausgebreitet. In Bayern sind viele Um- ritte durch Gelöbnisse zur Verschonung vor Krankheiten und Seuchen bei Mensch und Tier entstanden. Aber auch Dankbar- keit und Wertschätzung gegenüber dem Pferd als einem der ältesten Die- ner, Helfer und Kamera- den des Menschen waren ebenfalls Voraussetzun- gen für den Brauch der vielfältigen Umritte. Dass Roß und Reiter an sol- chen Festtagen, wenn es galt den kirchlichen Segen beim Umritt zu empfan- gen, besonders heraus- geputzt waren ist wohl selbstverständlich. Durch das Einflechten von Stroh und Bast in die Zöpfchen von Mähne und Schweif hofften unsere Vorfahren, dass sich die gefürchteten Hexen die den Rössern schaden wollten, in dem Flechtwerk verirrten und dadurch keinen Schaden anrichten konnten. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte ging man dazu über die Reiterprozessionen mit Fest- wagen zu ergänzen. Dies war auch beim Erhartinger Stephaniumritt, dessen Tra- dition sich bis zum Jahr 1589 zurückver- folgen lässt, der Fall. Um die Attraktivität des Umrittes zu steigern beschränkten sich die Organisa- toren, nicht auf Heiligenstatuen auf den Wagen, sondern stellten Szenen aus den Heiligenlegenden auf den Motivwagen dar. Dies zog immense Menschenmassen nach Erharting sodass in den 1920er Jah- ren sogar Omnibussonderfahrten an das kleine Dorf an der Isen eingesetzt wur- den. Nach einer durch Pferdemangel be- dingten Zwangspause von 1955 bis 1980 kann der größte Stephaniumritt Bayerns mit lebenden Heiligendarstellungen auf Festwagen und hoch zu Roß wieder alle zwei Jahre stattfinden. So wird sich auch heuer am 26. Dezember nachmittags ab 14 Uhr wieder die fast einen Kilometer lange Prozession von mehr als 20 Festwa- gen und Kutschen, ergänzt durch zahlrei- che Reitergruppen wieder durch den Ort bewegen. Sollte das Wetter am 2. Weih- nachtsfeiertag nicht ?Umritttauglich? sein ist als Ausweichtermin, Sonntag 29. Dezember 14 Uhr vorgesehen. Weitere Infos und Anmeldung unter www.verein-fuer-brauchtumspflege- erharting.de oder Telefon 08631/2872 Text von Leonhard Biermaier Foto von Josef Padlesak DEN GENDEFEKT WFFS ERKENNEN WFFS ist die Abkürzung für den Gendefekt ?Warmblood Fragile Foal Syndrom?. Fohlen sind mit dieser Erbkrankheit nicht lebensfähig. Es kommt zu einer angeborenen Bin- degewebsschwäche, was dazu führt, dass die Haut brüchig und rissig ist. Sind Stute oder Hengst Erbträger, dann liegt die Wahrscheinlichkeit auf ein erkranktes Fohlen bei 25 Prozent. Vor der Anpaarung sollte von beiden ein Gentest vorliegen. Wie bei einer DNA-Abstammungs- überprüfung reichen mindestens 20 Haare aus Mähne oder Schweif (mit Haarwurzel). Die Probe kann in ein Labor eingeschickt werden, das die- sen Test durchführt. Text: Antonia Lauber WFFS bei Laboklin Gentest für Warmblüter aller Rassen www.labogen.com info@laboklin.com Gentest für PSSM Gentests auf Fellfarben Fuchsfarben, Agouti (Rappe/Braun), Cream, Champagne, Silver, Dun, Pearl*, Tobiano, Sabino-1, Tigerschecken-Komplex (Leopard), Splashed-White, Greying*, Roan* u.v.m. LABOKLIN ist exklusiver Lizenznehmer für den in den USA entwickelten WFFS-Gentest . Zusätzlich möglich: W armblood F ragile F oal S yndrome / ?Ehlers-Danlos-Syndrom? Quelle: Fotolia.de Bei der Pferdesegnung in Erharting am Stephani- tag (26.12.) werden Heilige dargestellt, wie hier der Heilige Petrus und der Heilige Paulus, die Kirchenpatrone der Erhartinger Pfarrkirche. 35 Oktober 2019

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