Reiter-Kurier September 2019

M ineralstoffe sind unter ande- rem an wichtigen Funktionen im Stoffwechsel beteiligt. Sie stecken in vielen Futtermitteln: So ist beispielsweise Heu reich an Kalzium, Getreide enthält hingegen viel Phos- phor. Industriellem Kraftfutter wird meist ein Mineralstoff-Vitamin-Gemisch zugesetzt ? bei Einhaltung der Fütte- rungsempfehlungen ist der Bedarf an Nährstoffen dadurch abgedeckt. Doch nicht jedes Pferd bekommt Kraftfutter - schließlich können die meisten Freizeit- pferde ihre Energie- und Eiweißversor- gung über die Heuration oder Weidegang sichern. Kraftfutter würde den Organis- mus nur unnötig belasten. In diesem Fall ? oder wenn ein Pferd Getreide ohne Zu- satzstoffe erhält, kann die Zufütterung eines Mineralfutters sinnvoll sein. Mineralfutter enthält in der Regel alle wichtigen Mengen- und Spuren- elemente sowie Vitamine. Im Handel gibt es vielerlei verschiedene Sorten - speziell auf Rassen, Leistung oder bestimmte Probleme zugeschnitten. Das kann verwirrend sein ? aber auch Orientierung bieten: Schließlich haben Jungpferde im Wachstum einen ande- ren Mineralstoff- und Vitaminbedarf als Pferdesenioren, und sportlich stark beanspruchte Pferde benötigen eine andere Nährstoffkonzentration als Freizeitpferde. Zu den Mengenelementen zählen Kal- zium, Phosphor, Magnesium, Kalium, Natrium, Chlor und Schwefel. Kalzium und Phosphor werden oft gemeinsam genannt, weil sie in enger Wechselbezie- hung stehen. Experten empfehlen ein Kalzium-Phosphor-Verhältnis von 1,5 bis 2 zu 1, es sollte also 1,5 mal bis dop- pelt so viel Calcium enthalten sein wie Phosphor ? in der Gesamtration. Eine getreidelastige Fütterung bei gleichzei- tig wenig oder sehr jung geerntetem Heu kann das Verhältnis ungünstig verschie- ben: ein Phoshorüberschuss bei gleich- zeitigem Kalziummangel begünstigt die Entmineralisierung der Knochen; bei Jungpferden sind Verformungen der Gliedmaßen und des Schädels möglich. Eine Unterversorgung mit Magnesium entsteht beispielsweise durch Stress oder Durchfall, die Folge sind Krämpfe, Muskelzittern oder leichte Reizbarkeit. Deshalb wird Magnesium gerne für ner- vöse Pferde eingesetzt. Das ist aber nur bei einem tatsächlichen Mangel sinnvoll ? ein von seinem Naturell eher nervöses Pferd wird auch mit einer Extra-Portion Magnesium nicht ruhiger. Kalium, Nat- rium und Chlor gehen über den Schweiß verloren, ihr Bedarf ist daher bei stark arbeitenden Pferden erhöht ? aber auch nach Durchfallerkrankungen. Kalium steckt meist ausreichend in Heu, bei starkem Mehrbedarf hilft ein Mineral- futter. Die Versorgung mit Natrium und Chlor kann mittels einem frei zugäng- lichen Salzleckstein (Natriumchlorid) problemlos gedeckt werden. Ist der Ei- weißbedarf eines Pferdes gedeckt, gilt das auch für Schwefel. Spurenelemente: von Eisen, Kup- fer, Zink, Mangan, Kobalt, Jod und Selen benötigen Pferde jeweils nur sehr geringe Mengen ? und doch kann ein Mangel starke Probleme bereiten. Pferde können nach starken Blutver- lusten oder aufgrund Wurmbefall einen Eisenmangel ausbilden. Eine Unterver- sorgung an Kupfer ist auf Kupfer-ar- men Weiden möglich. Leidet ein Pferd unter Hautproblemen, wird häufig ein Zinkmangel damit assoziiert. Doch laut Futterexperten wie Helmut Meyer und Manfred Coenen ist ein Zinkmangel bei Pferden nur unter Versuchsbedin- gungen beobachtet worden. Sie warnen aber vor einer Überdosierung bei Foh- len und tragenden Stuten. Die Versor- gung mit Mangan kann auf sandigen, kalkhaltigen Böden ungenügend sein, ein Überschuss zu Blutarmut führen. Heiß diskutiert in der Pferdefütterung wird Selen. Fakt ist, Österreich zählt zu den Selen-Mangelgebieten, weshalb die Versorgung über das Grundfutter meist nicht gesichert ist und eine Zufuhr bei- spielsweise über selenhaltiges Mineral- futter empfohlen wird. Allerdings muss eine Überversorgung unbedingt vermieden werden, da Pfer- de hier sehr empfindlich reagieren. Die Fütterungshinweise der Hersteller sind zwingend einzuhalten und eine Kom- bination mehrerer selenhaltiger Ergän- zugsfuttermittel sollte unterbleiben. Eine Jod-Supplimentation ist insbeson- dere in küstenfernen Regionen ange- raten, um eine einwandfreie Funktion der Schilddrüse zu gewährleisten. Durch bestimmte Pflanzen wie Weißklee kann auch ein sekundärer Jodmangel entste- hen - dabei wird die Bildung der Schild- drüsenhormone gehemmt. Vitamine sind für viele Stoffwechsel- vorgänge im Pferdekörper unentbehr- lich und somit lebensnotwendig. Viele Vitamine sind ausreichend in den üb- lichen Futtermitteln vorhanden, zudem erfolgt eine Synthese im Darm. Dazu gehören Vitamin K, Vitamin C sowie die B-Vitamine. Allerdings kann durch Störung der Darmflora ? aufgrund von Krankheiten oder nicht pferdegerechter Fütterung (viel Kraftfutter, wenig oder verschimmeltes Heu) sowie in Stresssi- tuationen (Turnier, Transport) ? diese Produktion gestört und eine Zufuhr über das Futter notwendig sein. So wird Vitamin C beispielsweise für alte oder gestreßte Pferde empfohlen. Bio- tingaben (B7) können sich positiv auf Hornwachstum und -qualität auswirken. Vorsicht: Einige Giftpflanzen inaktivie- ren die B1-Synthese und können da- durch sogar zum Tod des Pferdes führen. Fortsetzung auf Seite 12. WelchesFutter brauchtmeinPferd? Bei fast jedem Pferd landet mindestens ein Zusatzfutter- mittel im Trog. Doch wie so oft gilt: Viel hilft nicht unbedingt viel ? im Gegenteil: Pferdebesitzer, die unüberlegt zu Extras greifen und zudem noch mehrere Produkte miteinander kombinieren, tun ihrem Schützling damit nicht unbedingt nur Gutes. 10 September 2019 | ZUSATZFUTTER

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