Reiter-Kurier August 2019

22 | August 2019 D as Wissen um das Thema Barhuf verbreitet sich immer mehr. Hintergrund ist, dass Pferde- besitzer sich zunehmend der Nachteile von Hufeisen bewusst werden. Beschlag schwächt den Huf, beeinträchtigt Durchblutung sowie Lymphfluss und belastet die Gelenke. In der Diskussion entsteht Hufeisen-Reitern damit sozu- sagen ein Nachteil: Wenn sie sich infor- mieren und dann zwangsläufig feststel- len, dass Barhuf besser fürs Pferd ist, müssen sie umdenken ? was unbequem sein kann und gern mal zu hitzigen De- batten führt. Mein erstes Pferd hatte Hufeisen, das habe ich vor 20 Jahren nicht infrage gestellt. Aber meine Stute hat die Eisen mehrmals beim Reiten im Gelände ver- loren, ging dann lahm. Die Nagellöcher brachen aus, die Hufe sahen schlimm aus. Außerdem war ich das perma- nente Schmied holen (weil teuer) und Eisen suchen (weil lästig) leid und in- formierte mich, ob es auch ohne Eisen gehen könnte. Was damals schwierig war, denn ich bekam nur zu hören: ?Ein richtiges Reitpferd gehört beschlagen.? Der dritte Schmied traute es sich mir dann ins Gesicht zu sagen: ?Wenn die Reiter keine Hufeisen wollen, verdiene ich ja kein Geld.? Alle acht Wochen neue Eisen drauf und das Pferd läuft ? das ist schon praktisch. Aber es ist kein Muss. Dennoch ist ein Barhuf-Pferd zu halten in der Regel viel anstrengender. Fütte- rung, Bodenverhältnisse und Bewegung müssen optimal gestaltet sein, diese Faktoren nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Hufgesundheit. Wildpferde laufen täg- lich kilometerweit und haben trotzdem keine Probleme mit zu viel Hufabrieb. Die Natur hat sich schon etwas dabei gedacht. Das ist der Grund, warum immer mehr Bewegungsställe gebaut werden. Pferdebesitzer wollen ihre Pferde so natürlich wie möglich halten ? damit sie gesund und ihre Hufe widerstandsfähig sind ? ähnlich wie die eines Wildpferds. Ein entscheidender Grund, warum es bei meinen Pferden heute barhuf so gut klappt ist meine Hufpflegerin: Ein erfahrener Huf-Experte ist Gold wert! Jemand, der Pferde ganzheitlich be- trachtet und in Phasen der Unsicherheit Hilfestellung gibt. Die Haltungsbedin- gungen habe ich in den letzten Jahren optimiert: viel Bewegung, unterschied- liche Böden, gutes Heu, wenig Gras. Rei- ten geht trotzdem nicht immer ohne Hufschutz. Da kommen Hufschuhe ins Spiel. Die zieht man den Pferden auf langen Ritten über harte Böden an. Immer mehr Her- steller tüfteln an immer neuen Modellen, damit es für jede Hufform einen Schuh gibt, der komfortabel für Pferd und Reiter ist. Ein Hufschuh muss leicht anzuzie- hen sein, eine lange Lebenszeit haben und fest am Huf halten. Auch das ist an- strengend: den richtigen Schuh für sein Pferd finden. Wer auf keinen Experten in seinem Umfeld zurückgreifen kann, muss sich ausführlich informieren. Vegetarische Hufe Beschlägst du noch oder ziehst du schon Schuhe an? ?Wenn die Reiter keine Hufeisen wollen, verdiene ich ja keinGeld? HUFE

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