Reiter-Kurier Juli 2019

Claudia Krutzenbichler ist Reitpädagogin und leitet die Shettyschule Grabenstätt. M it Pferden bin ich aufgewach- sen, ich bin immer viel gerit- ten, habe gezüchtet, Fort- bildungen und Reitkurse gemacht. Wir sind keine herkömmliche Reitschule: Zu uns kommen Kinder zwischen drei und elf Jahren, viele sind schüchtern, wollen nicht sprechen, haben Defizite in ihrer Entwicklung oder ADHS. Bei der Reitpädagogik steht die Förderung der Entwicklung des Kindes im Vorder- grund. Es geht im Grunde darum, in den Kinderseelen Erinnerungen zu schaffen, die durch Raum und Zeit bestehen. Ponys schaffen das! Das sind Vermittler zwischen den Welten, zwischen der klei- nen kindlichen Seele, die dem Druck der heutigen Zeit ? vor allem durch das der- zeitige Regel-Schulsystem ? ausgesetzt sind. Die Ponys nehmen den Druck weg. Die Kinder lernen natürlich den Um- gang mit den Ponys, wie sie das Pony führen, was sie tun müssen, damit sich das Pony bei ihnen wohl fühlt. Die Einheiten sind nicht länger als 30 Minuten, mehr schaffen Kinder in dem Alter vom ergotherapeutischen und psychologischen Aspekt her noch gar nicht. Es gibt in der Reitpädagogik kein Abteilungsreiten, kein Schema F. Es geht um die Verbesserung der Balance, der Grobmotorik, des Selbstvertrauens und des Mitgefühls für die Geschöpfe. Das erarbeiten wir mit den Kindern ganz spielerisch. Wir machen Dinge, die in einem normalen Reitbetrieb undenkbar wären. Wenn dem Kind danach ist, darf es zum Beispiel auch mal absteigen und das Pony umarmen. Das Wohlbefinden am und auf dem Pony ist das oberste Leitziel. Genau das soll sich dann im späteren Leben fortsetzen. Die strah- lenden Augen der Kinder, wenn sie nach der Einheit zu ihren Eltern laufen, das gibt uns so viel. Diese positive Prägung macht uns glücklich. Die Nachfrage ist nach wie vor groß, wir sind ausgebucht. Und unser System hat sich bewährt. Auch wenn der Um- gang mit den Eltern anspruchsvoll ist. Viele haben leider oft eine blauäugige Vorstellung davon, was ihre Kinder auf dem Pferd alles können sollen. Da bin ich schon oft in Erklärungsnot geraten, wenn ein Kind zum Beispiel noch nicht ausbalanciert sitzt, die Mutter aber gerne sehen will, dass es freihändig trabt. Oder der Vater plötzlich auf den Reitplatz springt, weil er ein Foto ma- chen möchte. Mir ist schon oft aufge- fallen, dass Kinder sich von den Eltern ablenken lassen oder Druck bekommen. Genau das soll nicht passieren! Deswe- gen steht in unseren AGB, dass Eltern die Zeit während der Einheiten nicht am Reitplatz verbringen sollten. Das mag sich streng anhören, aber wenn man es erklärt, stoßen wir auf Verständnis." Wege zum Traumjob Reitpädagogin ?Ponys nehmen den Druckweg. Sie schaffen bleibende Erinnerungen.? 13 Juli 2019 |

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