Reiter-Kurier Juli 2019

Sigrun Danner ist Pferdewirtschaftmeis- terin und hat mit dem Steinhof Fembach bei Seebruck einen Pensionsbetrieb mit 50 Pferden aufgebaut. M it Pferden wollte ich immer schon arbeiten, mein Vater bestand aber darauf, dass ich zuerst ?etwas Vernünftiges? lerne. Ich machte ihm zuliebe eine Lehre zur Zahnarzthelferin und am Tag nach der Abschlussprüfung fing ich die Aus- bildung zur Pferdewirtin mit Schwer- punkt Zucht und Haltung an. Es war hart, keine Frage. Aber ich wollte das unbedingt, das hat mich erfüllt, das tut es heute noch. Mein Chef übertrug mir früh sehr viel Verantwortung. Aber im Nachhinein betrachtet, bin ich an meinen Aufgaben gewachsen. Abzüg- lich Kost und Logis bekam ich monat- lich zwar nur 50 Mark auf die Hand. Aber das war in den 80er-Jahren, heute ist das anders. Ich kann nur jedem empfehlen, in ver- schiedenen Ställen zu arbeiten, seinen Horizont zu erweitern. Gute Pferde- wirte sind immer gesucht! Man muss flexibel sein, das ist klar. Aber wer als Ziel hat, irgendwann seinen eigenen Betrieb zu leiten, der sollte darauf best- möglich vorbereitet sein, verschiedene Arbeitsweisen kennen und eine eigene Philosophie entwickelt haben. Je größer der Betrieb, desto maschineller wird das Ganze. Überhaupt hat sich in der Pferdewelt in den vergangenen Jahrzehnten Vieles verändert, verbes- sert. Die Haltung ist viel artgerechter geworden. Bei mir leben die Pferde im Offenstall oder in Boxen mit täglichem Koppelgang. Ich bilde jetzt selbst junge Pferde- wirte auf meinem Betrieb aus, mache aber viele Dinge anders als mein Chef vor 30 Jahren. Man muss den jungen Leuten etwas zutrauen, damit sie sich entwickeln können. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass viele Be- rufsanfänger die körperliche Arbeit unterschätzen. Die Arbeit auf einen landwirtschaftlichen Betrieb ist an- strengend, Tätigkeiten wie Ausmisten, Zaun bauen und genauso auch das Reiten fordern einen ? auch mental. Man muss konzentriert sein. Klar ist aber, dass man als Chef eines Pensions- betriebs eine dicke Haut braucht. Vor allem im Umgang mit Einstellern darf man nicht alles gleich persönlich neh- men. Meine Devise: klare Regeln. Ich bin die Chefin, es gibt keine Sonder- erlaubnisse. Ich habe kaum Fluktuation in meinem Betrieb, ich denke, das ist eine Bestätigung. Ich liebe meinen Job. Ich würde mich immer wieder für diesen Beruf entscheiden.? Text und Fotos: Judith Schmidhuber/privat ?Als Chefin eines Pensionsstalls braucht man eine dicke Haut.? Wege zum Traumjob Pferdewirt 12 | Juli 2019 JOBS MIT PFERDEN

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