Reiter-Kurier Juni 2019

?Der Zeitpunkt des Anreitens hängt immer vomPferd ab? Die Position der FN zumThema Ausbildungsbeginn junger Pferde hat für Verwirrung gesorgt: In den Leitlinien Tierschutz im Pferdesport sind künftig 30 Monate als frühester Zeitpunkt für den Ausbildungsbeginn von Pferden definiert. Jetzt konkretisiert Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), seine Aussage. Drei Fragen an ... Soenke Lauterbach Generalsekretär der FN Herr Lauterbach, sollen Pferde künftig wirklich im Alter von 30 Monaten angeritten werden? Meine Aussage war keinesfalls ein Aufruf, jetzt grundsätzlich alle Pferde im Alter von 30 Monaten anzureiten. Das stimmt so nicht. Es gibt keinen festen Zeitpunkt, zu dem mit der Aus- bildung eines Reitpferdes begonnen werden muss. Das ist eine höchst individuelle, allein vom Pferd abhängige Entscheidung, die immer zugunsten des Pferdes ausfallen sollte. Wozu dann die neue Regelung? Um Orientierung bieten zu können, definiert das Bundesmi- nisterium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in den Leitlinien einen Zeitpunkt, zu dem frühestens mit der Ausbil- dung ?zum vorgesehenen Nutzungszweck? begonnen werden darf. Diese Grenze wurde vom BMEL letztlich bei 30 Monaten gezogen. Wir können mit der Vorgabe leben, da sie mit unseren Ausbildungsgrundsätzen nicht kollidiert. Unsere Richtlinien für Reiten und Fahren Band I geben an, dass Pferde in der Regel mit drei Jahren angeritten werden. Die FN-Broschüre ?Anreiten und Ausbilden von jungen Pferden? ergänzt dazu: ?Ob dies eini- ge Monate früher oder später geschieht, ist individuell von der Entwicklung des Pferdes abhängig. Wichtiger noch als das Alter ist das richtige und schonende Anreiten.? Darüber hinaus weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass ein früher, aber langsa- mer und schonender Aufbau zur langfristigen Gesunderhaltung der Pferde beiträgt. Ist es nicht schonender für das Pferd, wenn es zu einem späteren Zeit- punkt angeritten wird? Meinungsäußerungen, nach denen es pauschal besser ist, mög- lichst spät mit der Ausbildung zu beginnen, stimmen wir nicht zu. Dabei stützen wir uns auch auf eine Metaanalyse von Prof. Dr. Uta König von Borstel, Professorin für Tierhaltung und Haltungsbiologie der Universität Gießen, die die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zumThema ausgewertet hat. Auch sie kommt zu dem Ergebnis, dass ?ein früher Ausbildungsbe- ginn in altersgerechter Intensität und Frequenz von Vorteil ist, wenn die Rahmenbedingungen stimmen wie zum Beispiel, dass ausreichend zusätzliche, freie Bewegung gewährt wird?. Interview: Antonia Lauber Foto: FN/Kaup 15 Juni 2019 |

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