Reiter-Kurier April 2019

Rasseportrait Haflinger sind mit Abstand die vielseitigste Pferderasse. Ursprünglich als Gebirgstragpferd gezüchtet, beweisen sie ihr Können heute in nahezu sämtlichen Reitsportdisziplinen. Blonde Alleskönner D ie eierlegende Wollmilchsau hat in der Reiterwelt einen Namen: Haf- linger. Denn immer dann, wenn ein Fa- milienpferd gefragt ist, dass liebenswert, brav, robust, dabei auch noch rittig ist und sogar gern springt, dann landet man automatisch bei dieser Pferderasse. Haf- linger können tatsächlich alles: Vor 140 Jahren als Trag- und Arbeitstier als warm- blutähnliches Gebirgspferd gezüchtet, sind aus den wendigen, trittsicheren und schlauen Kleinpferden verlässliche Sport- und Freizeitpartner geworden. Durch ihre solide Konstruktion und ein Stockmaß zwischen 140 und 150 Zentimetern eig- nen sich Haflinger für die ganze Familie. Ihr ausgeglichenes Temperament und ihre Gelassenheit machen sie angenehm im Umgang und dank ihrer Leistungsbe- reitschaft haben sie auch ihren Weg auf Turnierplätze gefunden ? sehr erfolg- reich sogar: Haflinger sind im Dressur- viereck, im Springparcours und auf der Geländestrecke unterwegs und bringen ihren Reitern verlässlich Siege ein. Sie gehen auch vor der Kutsche, beweisen ihre Nervenstärke bei Wanderritten. Wer seinen Haflinger nicht richtig hält, wird allerdings Probleme bekommen: Viel zu oft sieht man zu dicke Rassevertreter auf Koppeln stehen, die kaum oder gar nicht bewegt werden. Das taugt einem Haflin- ger gar nicht. Dabei ist ihre Leichtfuttrig- keit der Herkunft geschuldet: Im kargen Gebirge mussten die Pferde genügsam sein, mit wenig auskommen. An die- se Umgebung passten sich die blonden Kleinpferde an. Die beliebten Alleskönner machen etwa ein Viertel der deutschen Kleinpferde- zucht aus. Deutschland ist das größte Haflingerzuchtgebiet, wobei seit 2008 Haflinger mit mehr als 1,56 Prozent Araberblutanteil als Edelbluthaflinger in einem eigenen Zuchtbuch geführt wer- den. Wer in die Geschichte der Pferde- rasse voll und ganz eintauchen will, der muss dem Fohlenhof Ebbs einen Besuch abstatten. Er ist nicht nur das älteste Haflinger-Gestüt, sondern auch Zentrum der internationalen Haflingerzucht. Von hier aus verbreitet sich die Rasse auch in die ganze Welt: Zuletzt nach Südkorea, wo mit drei Haflingern aus Ebbs eine Zucht aufgebaut wird. Text: Judith Schmidhuber Foto : Hubert Fischer DER HAFLINGER Zuchtgeschichte Alle sieben Blutlinienbegründer der Haflingerzucht gehen ausnahmslos auf den Hengst Folie zurück. Die Blutlinien werden mit den Buchsta- ben A, B, M, N, S, St und W geführt. Die Hengste erhalten dabei stets ei- nen Namen, der denselben Anfangs- buchstaben des Namens des Vaters trägt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Rasse vom Gebirgstragpferd weiter zum vielseitig einsetzbaren Arbeitspferd und schließlich zum Sport- und Freizeitpartner. Edelbluthaflinger Seit zehn Jahren werden Haflinger mit mehr als 1,56 Prozent Araber- blutanteil als Edelbluthaflinger in einem eigenen Zuchtbuch geführt. Farbe und Körperbau Haflinger sind stets fuchsfarben in allen Abstufungen mit hellem Schopf, Mähne und Schweif. Kopf- abzeichen sind erlaubt, Haflinger sollen aber möglichst keine Beinab- zeichen haben. Sie sind 140 bis 150 cm groß. Mittlerweile werden sie auch bis 155 cm gezüchtet. Bewegung Schub und raumgreifende Gangar- ten zeichnen den Haflinger aus. He- rausragend ist seine Trittsicherheit, die er dem schwierigen Gelände in seiner Heimat, dem Alpenraum, zu verdanken hat. Ihn halten Züchter für Ideal: Haflinger-Hengst Sturmdrang (geb. 2016). 21 April 2019 |

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