Reiter-Kurier März 2019

Interview L ongieren kann jeder, ver- kehrt longieren leider auch. Das zu ändern, hat sich Babet- te Teschen zur Lebensaufgabe gemacht. Die Trainerin hat mit ihrem ?Longenkurs? ein Trainingsprogramm nach den Grundsätzen der Biomechanik und damit einen Bestseller ver- fasst. Sie tourt seit elf Jahren durchs Land, um Pferdebesit- zer in korrekter Longenarbeit zu schulen. Babette Teschen bringt den Menschen bei, wie sie ihren Pferde zu einer ge- sunden Laufmanier verhelfen und damit zu langfristiger Gesundheit. Das klappt nur mit Balance, Biegung, einer aktiven Hinterhand und einem schwin- genden Rücken. Aus vielen Fak- toren puzzelt die Lüneburgerin die ideale Arbeit an der Longe zusammen, die sie uns im Inter- view erklärt. Wie kams, dass Sie sich der Longen- arbeit verschrieben haben? Ich habe als Tierheilpraktikerin und Trainerin gearbeitet und auf meinem Hof Problempferde aufge- nommen. Bei diesen Pferden habe ich zunächst am Boden ein Vertrauens- verhältnis aufgebaut und die Basis geschaffen, dass man sich überhaupt drauf setzen konnte. Die Longen- arbeit hat dabei schon immer einen hohen Stellenwert eingenommen. Ich kann die Pferde damit gut auftrainie- ren und ihnen eine gesunde Laufma- nier beibringen. Wie bringt man denn ein Pferd dazu, dass es gesund läuft? Indem ich es in Balance bringe und ihm beibringe, sich im Körper korrekt zu biegen. Solange ein Pferd gerade aus läuft und keinen Reiter trägt, kann es laufen wie es möchte, ohne sich dabei groß zu schädigen. Sobald es einen Reiter tragen oder im Kreis laufen soll, wird es allerdings schwie- rig: Wenn es das in seiner natürlichen Laufmanier macht, nutzt es den Hals als Balancestange und steuert gegen die Bewegungsrichtung. Dabei fällt es auf die innere Schulter, d.h., es kippt nach innen. Es läuft schräg ? wie ein Motorrad in der Kurve. Über einen längeren Zeitraum führt das Laufen in dieser Schräglage ? wie es beim Longieren der Fall ist ? zu einer gro- ßen Beanspruchung und der Gefahr der Schädigung von Sehnen, Bändern und Gelenke. Was muss man beim gesund­ erhaltenden Longieren erreichen? Um besser auf dem Kreis laufen zu können, müssen Pferde lernen, das Gewicht von der inneren Schulter zu nehmen. Sie sollen gerade laufen: Wenn ich von vorne auf das Pferd sehe, müssen die Beine im Lot sein, nicht schräg. Und die Pferde müs- sen lernen, ihren Körper zu biegen, wenn sie in einer Kurve laufen. Ohne Biegung auf einer Kreislinie wird die Hinterhand immer an der Kreislinie vorbeilaufen. Dann kann die Hinter- hand nicht unter den Körper treten und keine Last aufnehmen. Dadurch kann sich der Rücken nicht heben und das Pferd wird zwangsläufig auf der Vorhand laufen. Ich muss also Babette Teschen: Longieren verinnerlichen und Fehler vermeiden ?Ich | März 2019 6

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