Reiter-Kurier Februar 2019

?DressurFit? ist der Name eines Programms, mit dem ihr eure Fitnessphilosophie nun an die Öffentlichkeit bringen möchtet. Was versteckt sich dahinter? In enger Zusammenarbeit mit unserem Fitnesstrainer Marcel Andrä haben wir ?DressurFit? als Fitness- programm für Reiter entwickelt. Es ist so aufgebaut, dass zunächst ein Selbsttest ansteht, bei dem man Fitness, Kraft, Beweglichkeit und Ba- lance bewertet. Hat man diesen aus- gewertet, kann man in drei Stufen einsteigen: Anfänger, Fortgeschrit- tener und Profi. Profi muss man sich übrigens nicht so vorstellen, dass man mega-fit sein muss, um zu bestehen. Das bezieht sich vielmehr darauf, welchen Level man an Fitness speziell fürs Reiten erlangen möchte. Wir selbst sind ja nicht die Fitness- profis in den Videos, sondern führen nur aus. Mit Marcel arbeiten wir in Aubenhausen seit vielen Jahren zusammen. Er hat alle Übungen für die Videos zusammengestellt. Wir, also das ?Team Aubi?, turnt gemein- schaftlich alles mit. So läuft das bei uns tatsächlich seit einigen Jahren: Einmal die Woche trifft sich das gan- ze Team zur gemeinsamen Fitness. In den Videos sieht man meinen Bruder Benjamin und mich sowie unsere Bereiter Raphael Netz, Hannah Beau- lieu und Julia Schatzmann. Wie viel Zeit muss man für denn ür das Training einplanen? Die ist ja unter Reitern nur allzu oft ziem- lich knapp bemessen. Unsere Einheiten sind jeweils etwa 15 bis 20 Minuten lang. Diese Länge haben wir ausgewählt, damit es leichter fällt, das Training über- haupt in Angriff zu nehmen. Es ist bei vielen Leuten kompliziert, länge- re Einheiten in den Alltag einzubau- en. Das fällt zwischen Familie, Arbeit und dem zeitaufwendigen Hobby Reiten oft schwer. Aber bei dieser Länge muss man sagen, dass es keine Ausreden gibt. Das kann man einfach in den Tagesablauf integrieren. Du setzt auch immer wieder auf Yoga zur Entspannung und zum körperlichen Ausgleich. Warum? Yoga trainiert ebenfalls universell den ganzen Körper: Den Rücken, die Arme, die Ober- und Unterschenkel. Es bewirkt eine Kräftigung und Deh- nung des ganzen Körpers. Besonders interessant für Reiter ist auch, dass Yoga das Gleichgewicht fördert. Yoga hilft mir immer wieder, zu entschleu- nigen, inne zu halten und dankbar zu sein. Es ist nichts selbstverständlich und jeder Tag ist ein Geschenk. Das ist eine Haltung, die eigentlich jeder Mensch für sich entdecken sollte, leider geht es im Alltag allzu oft ver- loren, sich darauf einzulassen. Wir sprechen im Yoga auch immer wieder davon, uns selbst ein ?Lächeln zu schenken?, also unseren Körper und uns selbst positiv wahr- und anzu- nehmen. Meine Mutter Micaela und ich werden als ?Add-on? bei ?Dressur- Fit? auch zwei Yoga-Einheiten zeigen. Diese werden nur 20 bis 25 Minuten dauern, sodass es jeder mitmachen kann. Hast du für unsere Leser eine einfache Yoga-Übung parat? Die Wechselatmung ist eine groß- artige Methode, um einfach runter- zukommen und sich neu zu fokussie- ren. Sie funktioniert wirklich überall. In der Stallgasse, auf dem hektischen Turniergelände. Die übende Person sitzt in aufrechter Haltung auf einen Stuhl bzw. auf dem Boden ? oder Könner des Yoga auch im Lotussitz ? ohne sich anzulehnen. Die Augen sind während der Übung mög- lichst geschlossen. Dann atmet sie tief durch das linke Nasenloch ein, während sie das rechte Nasenloch mit dem Daumen verschließt. Dabei zählt sie bis vier. Daraufhin schließt sie beide Nasenlöcher mit den Fingern und hält dabei natürlich den Atem an. Dabei wird bis acht gezählt. Danach wird durch das rechte Nasen- loch ausgeatmet, indem das linke mit dem Ringfinger und kleinen Finger geschlossen wird. Dabei wird bis acht gezählt. Das gleiche wird nun mit dem anderen Nasenloch wiederholt. Das geht dann immer so weiter. Ins- gesamt übe ich meist fünf Minuten lang die Wechselatmung. Was gehört für dich noch zum gesunden und bewussten Leben dazu? Wir achten in Aubenhausen alle sehr auf unsere Ernährung und was gesund ist. Meine Eltern, mein Bru- der und ich sind allesamt Vegetarier aus Überzeugung, da alles andere mit unserer Tierliebe nicht verein- bar wäre. Außerdem gehört für mich Alexandra Koch hat das neue Jahr hochmotivert gestartet ? mit Reiterfitnessübungen redaktion@reiterkurier.de dazu, dass man jeden Tag und seine Ereignisse achtsam wahrnimmt und sich positiv ausrichtet. Das verhilft beim Reiten und auch sonst im Leben zu einer ganz anderen Einstellung. Bei euch wird es auch nie langweilig, oder? Es macht uns einfach Spaß, Neues zu entwickeln und anderen Reitern die Möglichkeit zu geben, an sich zu arbeiten und letztendlich das Leben und den Sport vielleicht ein wenig aus einem anderen Blickwinkel zu be- trachten. Dazu gehört, dass wir viel in Sachen Social Media unterwegs sind auf Facebook und Instagram. Aber auch unsere ?Aubenhausen Live?-Tage, bei denen Besucher einen Blick hinter die Kulissen bei uns wer- fen können. Wir wollen den Leuten damit auch etwas zurückgeben. Und wie leben eure Pferde auf der Anlage? Wir haben in Aubenhausen einen besonderen Ort für unsere Pferde und uns selbst geschaffen. Unser tägliches Ziel ist es, unseren Pferden immer viel Spaß und Abwechslung zu bieten durch all die Möglich- keiten, die wir auf unserer Anlage haben wie Aqua-Trainer, Rennbahn, Freispringen, riesige Weiden und ein wahnsinnig weitläufiges Aus- reitgelände. Wir tun alles, damit es den Pferden hier gut geht und sie geben uns das ja auch zurück. Wir haben zwar keine Paddock-Boxen, aber dafür kommen unsere Pferde täglich viele Stunden auf die Weide. Einen unserer großen Sandplätze haben wir beispielsweise zugunsten von Koppeln ?geopfert?. Wir wollten einfach noch mehr Weiden, damit sie alle relaxt vom Sport abschalten können. Deshalb sagen wir immer, dass wir zwar keine Offenstall-Bo- xen haben, dafür aber ?Koppel-Bo- xen?, weil alle so viel draußen sein dürfen. Mittags haben unsere Pferde Pause. Das ist eine Zeit, in der ab- solute Ruhe im Stall herrscht und wo sie alle schlafen und komplett entspannen können. Interview | Februar 2019 8

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