Reiter-Kurier Februar 2019

Pferde Reitweisen übergreifend zu trainieren und sie gleich- zeitig auch noch besser zu verstehen? Bodenarbeit macht?s möglich! Sie bildet die Basis für jeglich Umgang mit dem Pferd. Wer das Schubladendenken ablegt und seinem Pferd und sich etwas Gutes tun will, springt auf den Zug auf ? und befindet sich dabei in bester Gesellschaft. Das Pferd zu trainieren, ohne es zu rei- ten: Die Definition der Bodenarbeit ist der Grund, der Unwissenden Kopf- schütteln entlockt. Wer sich mit Pfer- den beschäftigt, tut das in erster Linie, weil er oben drauf sitzen und es steuern will. In Reitschulen kann das jeder ler- nen. Der Umgang mit dem Pferd ? also die Antwort auf die Frage, wie ein Pferd eigentlich tickt ? wird dagegen in der Regel stiefmütterlich behandelt. Mit der Bodenarbeit als Möglichkeit der Kor- rektur von Verhaltensproblemen, der Vorbereitung eines jungen Pferdes aufs Reiten oder der Stärkung des Vertrau- ens zwischen Mensch und Pferd haben sich lange Zeit nur die ?Pferdeflüsterer? beschäftigt. US-Trainer wie Linda Tel- lington-Jones, Monty Roberts und Pat Parelli rückten das ?Horsemenship?, also das Verständnis für das natürliche Ver- halten des Pferdes, in den Vordergrund. Sie leisteten Pionierarbeit: In den letz- ten Jahren kam Bewegung in die Sache. Jetzt verbreitet sich die Sinnhaftigkeit der Bodenarbeit zunehmend. Die höchs- te Form der Anerkennung: Die FN ist auf den Zug aufgesprungen. In der Aus- bildungs- und Prüfungsordnung 2014 gibt es das Abzeichen Bodenarbeit und die Ergänzungsqualifikation für Trainer. Dass im dazugehörigen Fachbuch ?Hor- semenship? im Vorwort steht, können Fans der ersten Stunde schon fast als einen Sieg bezeichnen. ?Das was da in den letzten Jahren pas- siert ist, ist gigantisch?, sagt Dr. Claudia Münch. Sie ist Co-Autorin des FN-Buchs ?Pferde verstehen, Umgang und Boden- arbeit? und Mitglied der Arbeitsgruppe ?Bodenarbeit? der Reiterlichen Vereini- gung. Sie liefert den lebenden Beweis, dass Schubladendenken in der Pferde- welt verkehrt ist: Die Rheinländerin hat den Westerntrainerschein C zwar im Le- benslauf stehen, reitet aber schon lange nicht mehr Western. Mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen über Horse- menship und verschiedene Reitweisen hat sie ein reitweisenübergreifendes System der Bodenarbeit erarbeitet, mit dem sie die FN für sich gewinnen konn- te. ?Seriös? nennt sie es gern. Es ist tatsächlich eine sehr aufgeräumte Art des Pferdetrainings, das am Führseil beginnt und in der Freiarbeit gipfelt ? ohne Rudern mit der Gerte, ohne wildes Anfeuern oder ständiges Zungenschnal- zen. | Februar 2019 10 Bodenarbeit

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