Reiter-Kurier Dezember 2018

Das Altwürttemberger Warmblut Die Rasse Der Altwürttemberger ist ein gutmü- tiger, umgänglicher, ausgeglichener, ge- nügsamer, robuster und nervenstarker Warmblüter bei dennoch lebhaftem Temperament. Das macht Rassevertre- ter zu zuverlässigen Freizeitpartnern. Der Altwürttemberger steht auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierras- sen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) unter extrem gefährdet. Erhaltung 2008 wurden bei einer Rassegruppen- versammlung einschneidende Be- schlüsse zu einem Zuchtprogramm für die bedrohte Haustierrasse Altwürttem- berger gefasst: Für Hengste wurde die HLP-Pflicht eingeführt, bei Stuten ist der Nachweis von Fahr- oder Reiteignung gewünscht. Für jedes eingetragene Zuchttier wurde ein Altwürttemberger Blutanteil (sechs Generationen) be- rechnet. Ab 2010 wurden nur noch Foh- len mit einemMindestblutanteil von 12,5 % als Altwürttemberger registriert. Farbe und Körperbau Es gibt überwiegend Braune, Rappen und Füchse, selten auch Schimmel. Vertreter der Rasse sind mittelschwer, haben genügend Kaliber (Cobtyp). Sie sind 1,55 bis 165 Meter groß, haben ei- ne lange Schulter und eine leicht abfal- lende Kruppe. Bewegung Altwürttemberger verfügen über einen raumgreifenden Schritt und schwung- vollen Trab. Verwendung Ein klares Zuchtprogramm, sein ange- nehmer und umgänglicher Charakter, sowie seine Leistungsbereitschaft ha- ben den Altwürttemberger als vielseitig verwendbares Nutz- und Freizeitpferd am Wagen und unter dem Sattel wieder bekannt gemacht. Unterstützer Der Verein zur Erhaltung des Altwürtt- emberger Pferdes e.V. sowie das Haupt- und Landgestüt Marbach sind Ansprechpartner für die Zucht. ? ? www.altwuerttemberger.de ? ? www.gestuet-marbach.de Bedrohte Pferderasse F ast 100 Jahre wurde in Württ- emberg ein für die harten Be- dingungen der Landwirtschaft geeignetes Pferd gezüchtet. Ein kräf- tiges, ruhiges, ausdauerndes und an- spruchsloses Warmblutpferd war das Ziel. Die Grundlage bildeten Land- stuten mit viel Araberblut und Stuten aus Ostpreußen, sowie Hengste aus der Normandie. Aufrichtung und Kaliber machten dieses Pferd auch für Kutsche und Sattel interessant. Einst wurden sie werktags vor den Pflug und sonn- tags vor die Kutsche gespannt. ?Herr und Bauer? wurde die Rasse auch des- halb genannt. Ab 1950 änderte sich Nutzungs- verhalten: Fortan waren Reitpferde ge- fragt, keine Arbeitspferde mehr. Die Notwendigkeit der Umzüchtung führte ab etwa 1960 fast zum Verschwinden des Württembergers. 1969 war mit dem Hengst "Freisohn" letztmalig ein Vertreter dieser Rasse auf Deckstati- on im Haupt- und Landgestüt Mar- bach. 1988 gründeten Freunde des klassischen Württemberger Warm- blutpferdes den ?Verein zur Erhal- tung des Altwürttemberger Pferdes e.V.?. Der Verein hat heute 110 Mit- glieder, aktive Züchter und Förderer. Damals wurden die noch lebenden Stuten mit mindestens 50 Prozent Blutanteil aus der früheren Zucht er- fasst. Es waren noch über 150 Tiere. Leider fanden nur 22 Eingang in die Erhaltungszucht. Was die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen veranlasste, den Alt- württemberger zum Pferd des Jahres 2018 zu ernennen. Züchter, der Pfer- dezuchtverband Baden-Württemberg und das Haupt- und Landgestüt Mar- bach bemühen sich um die Erhaltung der Rasse. Gegenwärtig umfasst die Altwürtt- emberger Population 45 eingetragene Stuten, etwa 60 nachgezogene jüngere Stuten kommen noch dazu. Ein Drit- tel dieser Tiere weist einen Genanteil des alten Württemberger Warmblutes von mehr als 43 Prozent auf. Elf ein- getragene Hengste aus vier Linien ste- hen der Zucht zur Verfügung. Sie alle tragen das württembergische Hirsch- horn mit drei Zacken als Brand. Text: Antonia Lauber Foto: Stephan Kube Rasseporträt Der Wandel der Zeit macht vor der Pferdezucht nicht halt. Weil Arbeitstiere nicht mehr gebraucht wurden, wäre das Altwürttemberger Warmblut fast ausgestorben. 28 Reiter-Kurier · Dezember/Januar 2018/2019

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