Reiter-Kurier November 2018

Haflinger sind mit Abstand die vielseitigste Pferderasse. Ursprünglich als Gebirgstragpferd gezüchtet, beweisen sie ihr Können heute in nahezu sämtlichen Reitsportdisziplinen. Der Haflinger Herkunft 1874 kam in Südtirol der Hengst ?249 Fo- lie? auf die Welt, Vater war ein tempe- ramentvoller Araberhengst, Mutter eine kräftige Südtiroler Landstute. Der Gold- fuchs mit Aalstrich war ein edles Mus- kelpaket und brachte vielversprechende Nachkommen hervor. Der Name stammt vom Bergdorf Hafling bei Meran. Zuchtgeschichte Alle sieben Blutlinienbegründer der Haflingerzucht gehen ausnahmslos auf den Hengst Folie zurück. Die Blutlinien werden mit den Buchstaben A, B, M, N, S, St und W geführt. Die Hengste erhalten dabei stets einen Namen, der denselben Anfangsbuchstaben des Namens des Vaters trägt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Rasse vom Ge- birgstragpferd weiter zum vielseitig ein- setzbaren Arbeitspferd und schließlich zum Sport- und Freizeitpartner. Edelbluthaflinger Seit zehn Jahren werden Haflinger mit mehr als 1,56 Prozent Araberblutanteil als Edelbluthaflinger in einem eigenen Zuchtbuch geführt. Farbe und Körperbau Haflinger sind stets fuchsfarben in allen Abstufungen mit hellem Schopf, Mähne und Schweif. Kopfabzeichen sind er- laubt, Haflinger sollen aber möglichst keine Beinabzeichen haben. Sie sind 140 bis 150 cm groß. Mittlerweile wer- den sie auch bis 155 cm gezüchtet. Bewegung Schub und raumgreifende Gangarten zeichnen den Haflinger aus. Herausra- gend ist seine Trittsicherheit, die er dem schwierigen Gelände in seiner Heimat, dem Alpenraum, zu verdanken hat. Haflinger-Team Südostbayern Beweisen, wie vielseitig die Rasse ist: Das hat sich das Haflinger-Team Süd- ostbayern zur Aufgabe gemacht. Die Reiterinnen treten mit ihren Hafis im Springen, in der Dressur, im Fahrsport und beim Westernreiten an ? und stel- len die Fähigkeiten der Blondschöpfe bei Showprogrammen regelmäßig ein- drucksvoll zur Schau. ? ? www.facebook.com/Suedhaflinger Blonde Alleskönner D ie eierlegende Wollmilchsau hat in der Reiterwelt einen Namen: Haflinger. Denn im- mer dann, wenn ein Familienpferd ge- fragt ist, dass liebenswert, brav, robust, dabei auch noch rittig ist und sogar gern springt, dann landet man auto- matisch bei dieser Pferderasse. Haflin- ger können tatsächlich alles: Vor 140 Jahren als Trag- und Arbeitstier als warmblutähnliches Gebirgspferd ge- züchtet, sind aus den wendigen, tritt- sicheren und schlauen Kleinpferden verlässliche Sport- und Freizeitpart- ner geworden. Durch ihre solide Kon- struktion und ein Stockmaß zwischen 140 und 150 Zentimetern eignen sich Haflinger für die ganze Familie. Ihr ausgeglichenes Temperament und ih- re Gelassenheit machen sie angenehm im Umgang und dank ihrer Leistungs- bereitschaft haben sie auch ihren Weg auf Turnierplätze gefunden ? sehr er- folgreich sogar. ?Maxl? ist ein Para- debeispiel. Mit ihrem Haflingerwal- lach ist Corinna Steinberger aus Pleis- kirchen (Landkreis Altötting) im Dres- surviereck, im Springparcours und auf der Geländestrecke unterwegs ? und in den Klassen E, A und L regelmäßig siegreich. Maxl geht auch vor der Kut- sche, beweist seine Nervenstärke bei Orientierungsritten und hat seine Be- sitzerin zu einem überzeugten Haflin- gerfan gemacht. ?Ich wollte eigentlich keinen Haflinger. Aber er ist das be- ste Pferd, das man sich nur wünschen kann, er geht mit mir durch dick und dünn.? Vor elf Jahren entsprachMaxl dem Klischee, dass Nörgler Haflingern ger- ne nachsagen: fett, verfressen, faul. Dank kontinuierlichem Training, der richtigen Haltung und Fütterung hat sich Maxl zum Schleifensammler ge- mausert. Dabei ist die Leichtfuttrig- keit der Haflinger ihrer Herkunft ge- schuldet: Im kargen Gebirge muss- ten die Pferde genügsam sein, mit we- nig auskommen. An diese Umgebung passten sich die blonden Kleinpferde an. Der Umstand, dass heute viele Pferdebesitzer dazu neigen, ihren Pfer- den zu viel zu füttern, kommt der Fi- gur der Haflinger daher nicht entge- gen. Die Rasse ist sehr robust und ge- sund, arbeitswillig und neugierig. ?Für Leckerli packt Maxl alle Kunststücke aus, die er jemals gelernt hat?, erzählt Corinna Steinberger lachend. Rich- terlob heimst das Paar in der Dressur für die Genauigkeit der Ausführung einzelner Lektionen ein, im Sprin- gen kommt der Umstand zugute, dass Maxl nie Fehler machen will und im Zeitspringen schnell und wendig ist. Die beliebten Alleskönner machen etwa ein Viertel der deutschen Klein- pferdezucht aus. Deutschland ist das größte Haflingerzuchtgebiet, wobei seit 2008 Haflinger mit mehr als 1,56 Prozent Araberblutanteil als Edelblut- haflinger in einem eigenen Zuchtbuch geführt werden. Wer in die Geschich- te der Pferderasse voll und ganz ein- tauchen will, der muss dem Fohlen- hof Ebbs einen Besuch abstatten. Er ist nicht nur das älteste Haflinger-Ge- stüt, sondern auch Zentrum der inter- nationalen Haflingerzucht. Von hier aus verbreitet sich die Rasse auch in die ganze Welt: Zuletzt nach Südko- rea, wo mit drei Haflingern aus Ebbs eine Zucht aufgebaut wird. Text: Judith Schmidhuber Fotos: Corinna Steinberger rasseporträt 18 Reiter-Kurier · November 2018

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