Reiter-Kurier Oktober 2018

Drei Fragen an... F lorian Ruff ist ein gefragter Huf-Experte. Der Biomedizin- techniker erforscht seit 25 Jah- ren Huf und Hufhorn und gründete die Firma Keralit, deren Produkte sich ausschließlich mit Krankheiten und der Pflege des Pferdehufs beschäf- tigten. Herr Ruff, was kann jeder Pferdebesitzer tun, um seinem Pferd zu mehr Hufgesundheit zu verhelfen? Florian Ruff: Wichtig aber gerne ver- nachlässigt: Das Hufe auskratzen. Schon wenn ich das Pferd aus der Box auf die Koppel führe, gehören vor- her die Hufe ausgekratzt, damit drau- ßen Licht und Luft an die Hufuntersei- te kommen, genauso wie Sand, Steine und Erde. Wenn der Schmutz aus dem Stall im Huf bleibt, fühlen sich Pilze und Bakterien pudelwohl. Einer Un- tersuchung zufolge leiden nahezu 80 Prozent aller in Deutschland gehal- tenen Pferde an Strahlfäule, mehr oder weniger stark. Dass es mal ein biss- chen stinkt und gammelig ist, das ha- ben sehr viele Pferde. Häufig versinkt aber schon der Hufkratzer in den seit- lichen und der mittleren Strahlfurche, das ist dann schon schädlich, nicht nur wegen Entzündungen und der Gefahr von Abszessen, sondern auf Dauer auch die Hufform negativ verändernd. Vor allem die beschlagenen Pferde sind häufiger betroffen, weil sich der Stall- mist im Eisen noch besser hält als im Barhuf. Stimmt es, dass dunkle Hufe wi- derstandsfähiger sind, als helle? Grundsätzlich sind sie absolut gleich- wertig. Dunkles Horn enthält zusätz- lich den Farbstoff Melanin. Helles Horn nimmt aufgrund des fehlenden Farbstoffs wesentlich schneller Feuch- tigkeit auf, es nimmt also auch schnel- ler Schadstoffe auf. Nur in Wasser ge- löste Stoffe können im intakten Horn wandern. Abgelagerte Schadstoffe ver- mindern dann die Fähigkeit des Horns, Feuchtigkeit aufzunehmen. Folglich nimmt die Elastizität des Hufes ab. Kommt anhaltende Feuchtigkeit dazu, können helle Hufe tatsächlich schnel- ler an Fäulnisprozessen leiden, als dun- kle Hufe. Bei korrekter Pflege sind hel- le Hufe aber kein Problem. Müssen Hufe in Trocken- perioden gewässert werden? Nicht unbedingt. Extreme Trocken- heit kann ein Problem sein. Das ha- ben wir heuer gesehen, weil manche Pferde Risse in den Hufen bekommen haben. In der Regel reicht Morgentau schon aus, damit der Huf ausreichend Feuchtigkeit aufnehmen kann und elastisch bleibt. Das viel größere Pro- blem ist aber zu viel Feuchtigkeit. Bei beschlagenen Pferden rate ich vom re- gelmäßigen Abwaschen ab. Das Was- ser läuft dann längere Zeit die Beine hinunter und tropft auf die Hufe. Die- ser Siff bleibt stundenlang im Zwi- schenraum zwischen Huf und Eisen und verschafft Bakterien und Pilzen einen optimalen Nährboden. Das ist der Grund, warum wir Keralit Under- cover entwickelt haben, die Paste un- terbindet diese Fäulnisprozesse zwi- schen Eisen und Huf über Wochen. Wir machen keinen Beschlag mehr oh- ne. Insbesondere bei der Verwendung von Platten und Silikon. Interview: Judith Schmidhuber Foto: Florian Ruff Reiter-Kurier · Oktober 2018 29 Gesunde Huf e Dipl-Ing. Florian Ruff, Gründer der Keralit GmbH Auskratzen ist das Wichtigste

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