Reiter-Kurier Oktober 2018
Rubr i k Über die Autorin Die Reitsport-Journalistin Alexandra Koch verfasst Fachartikel und Bücher über Pferdesport und -haltung. Für den Reiter-Kurier hat sie umfangreiches Wissen über Pferdeschur- und Decken zusammengetragen. Jagdschnitt mit eigener Note: Manche Pferde besitzer nutzen die Schur, um ihrem Vier- beiner eine persönliche Note zu verpassen. Wer besonders mutig ist, frisiert Sterne, Herzen oder Puzzleteile: Der Optik sind keine Grenzen gesetzt. Scheren sollte man daher nur Pferde, bei denen es unumgänglich ist oder die keine Angst vor dem Geräusch der Maschine haben. Das Pferd ist nach dem Scheren auf den Menschen komplett ange- wiesen. Sein natürlicher Kälteschutz funktioniert nicht mehr und er muss immer vom Menschen mit Decken und besonderer pflegerischer Fürsor- ge aufrechterhalten werden. Die art- gerechte Tierhaltung darf man hierbei niemals vergessen! Der Mensch trägt deutlich mehr Verantwortung, da er praktisch die Thermoregulation über- nehmen muss. Noch ein Nachteil des Scherens: Geschorene Pferde sind deutlich leich- ter anfällig für Pilzerkrankungen. Die sogenannte Dermatomykose verur- sacht einen starken Juckreiz, Hau- tirritationen und Haarausfall. Eine Hautpilzinfektion ist äußerst anste- ckend, sodass meist nicht nur ein ein- zelnes, sondern mehrere Pferde des Stalles betroffen sind. Putzzeug sollte nicht für mehrere Pferde gleichzeit verwendet werden ? Hygiene ist eben- so bei der Schermaschine zu beachten. Jedes Pferd, das geschoren wurde, muss dennoch die Möglichkeit bekom- men, im Winter möglichst viel nach draußen zu kommen. Sowohl winter- liche Ausritte bei Minusgraden als auch ganzjähriger Weide- bzw. Paddockgang dürfen nicht ausgeschlossen werden. Im Stall entwickeln Pferde sonst sehr schnell Allergien und Atemwegserkran- kungen. Das Immunsystemwird herab- gesetzt, die Belastung durch dauerhafte Stallhaltung im Winter schwächt den Organismus des Pferdes deutlich. Der beste Zeitpunkt für das Sche- ren ist bereits ab Anfang Oktober, wenn es noch nicht eisig kalt ist. Dann kann das Pferd sich besser akklimati- sieren und zunächst reicht beim Ein- decken eine dünnere Übergangsde- cke. Diese wird später durch eine Ther- modecke bzw. draußen eine gefütterte Outdoor-Decke ausgetauscht. Wer sein Pferd bereits vor dem Scheren eindeckt, muss von der be- reits genutzten Decke natürlich auf eine wärmere Decke umsteigen. Auch muss ein am Hals geschorenes Pferd eine Decke mit Halsteil tragen, was häufig vergessen wird. Scheuerstellen durch die Decke, welche leider immer wieder vorkommen, da das gescho- rene Pferd selbstverständlich emp- findlicher ist, lassen sich nur durch eine wirklich gut passende Decke ver- meiden. 14 Reiter-Kurier · Oktober 2018
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