Reiter-Kurier September 2018

6 Reiter-Kurier · September 2018 Das Re i t er - Kur i er - I nt erv i ew Bodenständig in der Erfolgsspur F ranziska Stieglmaier aus Roth bei Nürnberg konnte in den ver- gangenen Jahren zahlreiche be- achtliche Erfolge feiern. Nach ihrem Sieg im Finale des Piaff-Förderpreises 2016 ging es Schlag auf Schlag für sie und ihr Pferd Lukas, ein 13 Jahre altes Deutsches Sportpferd. Dann je- doch zwang eine Verletzung Franziska Anfang des Jahres zur Pause. Wie hast du die letzten Monate mit der langen Reitpause erlebt? Fühlst du dich wieder fit? Solange nicht zu reiten war eine schwere Zeit für mich, doch jetzt sind sowohl meine Pferde als auch ich dop- pelt froh, dass wir wieder richtig ar- beiten können. Natürlich ist nach so einer schweren Verletzung ? ich hat- te mir ja die Mittelhand gebrochen ? nicht sofort wieder alles wie zuvor, doch mein Gefühl wird von Tag zu Tag besser. Wer hat deine Pferde in der Zwischenzeit fit gehalten? Meine Pferde hatten ein abwechs- lungsreiches Programm, die ganz jun- gen haben eine Koppelauszeit ge- nossen, die restlichen haben wir ver- sucht, optimal zwischen meinen Familienmitgliedern und einer Schü- lerin aufzuteilen. Ich kann mich mehr als glücklich schätzen, so tolle Leute ummich zu haben, sonst wäre eine so schnelle Rückkehr in den Sport nicht möglich gewesen. Dein Lukas ist ein fantastisches Pferd. Was zeichnet ihn aus? Ich habe Lukas seit er ein Fohlen ist. Schon da bestach er durch sein be- sonders hübsches Gesicht. Beim Rei- ten ist er immer hoch motiviert alles richtig zu machen. Ich denke, deshalb meistert er auch die schweren Prü- fungen mit großer Leichtigkeit. Für mich hat Lukas seine Höhepunkte in der Galopp-Tour. Gerade in den Pi- rouetten und den Wechseln können wir immer punkten und besonders stolz bin ich immer auf Lob hinsicht- lich der Harmonie und Anlehnung. Für mich ist Lukas einfach der Be- ste, weil er immer für mich kämpft, auch wenn er manchmal ein klei- ner Quatschkopf sein kann. Beim lo- ckeren Reiten kann er auch mal den ein oder anderen Freudensprung ein- bauen, aber das darf er. Immer, wenn mein Papa in die Halle kommt, müs- sen wir einmal kurz anhalten, damit Lukas sich seinen heiß geliebten Zu- cker abholen kann. Hast du neben ihm noch weitere Pferde, die du aktuell reitest? Klar, ich reite täglich acht Pferde. Meine größte Nachwuchshoffnung ist die neunjährige DSP Dauphin, ei- ne Tochter des Damon Hill. Mit ihr konnte ich bereits S-Dressuren ge- winnen und gerade waren wir in He- roldsberg und Ingolstadt sehr erfolg- reich bis S***. Dann ist da natürlich noch mein Sambalito, ein achtjäh- riger Samba Hit II Sohn, der aktuell bis St. Georg geht. Beide haben mei- ner Meinung nach super Grundgang- arten und sind da- bei unheimlich fein zu reiten und trotzdem immer konzentriert. Ich bin gespannt, wie sie sich in den kom- menden Jahren entwickeln. Natürlich habe ich bis zum Fohlen fast von je- dem Jahrgang ein paar gute junge Pferde bei uns auf dem Hof, aber da vergeht noch viel Zeit, bis man mal in Richtung Grand Prix denken kann. Wie hat für dich die Faszination Dressurreiten begonnen? Was begeistert dich daran? Mir wurde die Begeisterung zum Pferdesport praktisch in die Wiege gelegt, doch gerade mein Vater war auch sehr viel im Springlager aktiv. Dass ich letztendlich Dressurreiterin geworden bin, lag eigentlich zum ei- nen an meinem damaligen Pony, das nicht so gerne sprang und zum an- deren an der Liebe zu einem damals noch jungen Pferd bei uns im Stall: Lulu. Mit ihr konnte ich mich, auch wenn es meist alles andere als leicht war, von unserem ersten Titel auf der bayerischen Junioren-Meisterschaft bis hin zu unserem ersten Kurz Grand Prix hocharbeiten. Das ganz beson- dere an der Dressur ist für mich, dass man, wenn man wirklich gut ist, zu einer Einheit mit dem Pferd wird und man sich nahezu blind und mit kleinsten Hilfen verständigt. Aber wer weiß, wenn mein damaliges Po- ny und Lulu gute Springpferde gewe- sen wären, würde man mich vielleicht jetzt im Parcours antreffen. Wann hast du mit dem Reiten und Turnieren begonnen? Angefangen mit dem Reiten habe ich eigentlich schon als Kleinkind vorne mit auf dem Sattel meiner Mutter. Später haben wir, meine Geschwister und ich, mit unseren Ponys immer viel Blödsinn gemacht. Vom Springen über Wohnwagen-Matratzen bis zum Fangen spielen mit Pferd im Wald ist uns allerlei eingefallen. Mit vier bin ich meine ersten Führzügel-Wettbe- werbe geritten. Danach ging es über Reiterwettbewerb, E-Dressur und Springen bis zur deutschen Jugend- meisterschaft und Bundeschampio- nats-Platzierungen mit den Ponys. Du hast mit 17 die Schule verlas- sen um nur noch zu reiten? Ja, kurz vor meinem 18 Geburtstag bin ich für ein Jahr zu Familie Max- Theurer nach Achleiten in Österreich gezogen, um dort als Bereiterin zu ar- beiten. In diesem Jahr konnte ich mit Ronaldo meine ersten internationa- len Grand Prix Platzierungen sam- meln. Nach meiner Rückkehr auf den elterlichen Hof konnte ich mich dann auch direkt mit Ronaldo für den Pi- aff-Förderpreis qualifizieren und die- sen mit einem tollen 6. Platz im Fina- le in Stuttgart beenden. Von einer Verletzungspause lässt sich Franziska Stieglmaier nicht aufhalten: Die erfolgreiche Dressurreiterin greift jetzt wieder ins Turniergeschehen ein. Lukas ist einfach der Beste, weil er immer für mich kämpft.? Franziska Stieglmaier, Dressurreiterin

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