Reiter-Kurier September 2018

betreiber aus Tuntenhausen (Land- kreis Rosenheim) sei nur ein Aktivstall mit computergesteuerter Fütterung infrage gekommen. ?Ich beobachte in unserem Offenstall, dass rangniedrige Pferde oft zu wenig Heu fressen und ranghöhere zu viel. Das Problem erle- digt sich im Aktivstall dank der com- putergesteuerten Fütterung. Da lege ich die Futtermengen selbst fest und kann sie auch ständig kontrollieren.? Jedes Pferd trägt einen Chip an einem Halsband, auf dem Daten wie Heu- menge, Kraftfutterration und Weide- zeit gespeichert sind. ?An jeder Station regelt ein Sensor den Zugang und stellt automatisch die gespeicherte Futter- menge bereit?, erklärt Daniela Scher- zer. Die Pensionsstallbesitzerin aus Reisbach (Landkreis Dingolfing-Lan- dau) plante bereits 200 Hit-Aktivstäl- le. Als ?Motor? eines Aktivstalls sieht Daniela Scherzer den Kraftfutterauto- mat: ?Die Pferde lernen, dass sie ein- mal in der Stunde Kraft- und Mineral- futter bekommen ? und wenn es nur wenige Pellets sind. Sie marschieren dann zum Heu, kehren aber immer wieder zurück. Bei jeder Neueröffnung eines Hit-Aktivstalls gewöhnt Daniela Scherzer die Pferde an die Futtersta- tionen ? und schult auch die Stallbe- treiber: ?Ein Aktivstall erfordert ande- re Kompetenzen an den Stallbetreiber. Herdenverhalten ist zum Beispiel sehr wichtig.? Sie betont auch, dass eine durchdacht geplante Bewegungsstall- anlage weitaus weniger Arbeit macht, als ein Boxenstall. Das hat auch Leon- hard Messerer festgestellt. ?Ich möch- te keine zustätzliche Arbeitskraft ein- stellen. Die Fläche abzumisten und die Futterstationen aufzufüllen geht be- deutend schneller, als wenn ich einzel- ne Boxen misten muss.? Ob mit oder ohne computerge- steuerter Fütterung: Die Pferde müs- sen in Bewegung gehalten werden. Aber nicht jede Theorie geht in der Praxis auf: So plante Daniela Scherzer Strohraufen anfangs möglichst weit entfernt vomHeu ? und musste erken- nen, dass die Pferde sich für das Stroh dann gar nicht interessierten. ?Jetzt stellen wir die Strohraufe in der Nä- he des Heu. Wer gerade vom Compu- ter keinen Zugang zum Heu gewährt bekommt, kann trotzdem in der Nähe der Herde fressen und es entsteht kei- ne Unruhe.? Mit der steigenden Zahl an Aktivställen gibt es immer neue Er- kenntnisse. So lässt sich diese Form der Pferdehaltung stetig verbessern. Text: Judith Schmidhuber Fotos: Daniela Scherzer, Judith Schmidhuber Ständig kleine Portionen Heu aber nicht permanten fressen: Im Hit-Aktivstall Broslerhof in Grinzens (Tirol, linkes Bild) setzt man auf zeitgesteuerte Heuraufen. Im Trail-Stable Dorfen (Landkreis Erding) trennt ein 900 Meter langer Rundlauf den Heu-Fressbe- reich vomWasser und dem Liegebereich. Die Geschichte lässt keinen Zweifel zu: Pferde sind Lauftiere. Ihr ganzer Körper ist auf Bewegung ausgelegt.Da passt es gut, dass Aktiv- und Bewegungsställe Pferde in Gang setzen. Akt i v - und Bewegungsstal l Reiter-Kurier · September 2018 25

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