Reiter-Kurier September 2018

E uropa hat eine lange Pfer- detradition: Als unver- zichtbares Transportmit- tel und Arbeitstier hatten Pferde bestimmt andere Probleme ? aber sicher keinen Bewe- gungsmangel. Mit der Motorisierung verschwanden sie zunächst von der Bildfläche, um dann vor ein paar Jahr- zehnten als Sport- und Freizeitpart- ner wieder an Bedeutung zu gewinnen. Doch hatten sich damit die Gesichts- punkte geändert: Wer ein Pferd besaß, wollte es sicher verwahrt sehen. Kon- trolle spielte schon immer eine große Rolle: Das Pferd steht in der Box und darf zum Reiten und zum Weidegang heraus. Und da ist Knackpunkt: Pferde brauchen Kontakt zu Artgenossen, fri- sche Luft, sie müssen regelmäßig ge- ringe Mengen Futter aufnehmen und sie brauchen vor allem eines: viel Be- wegung. Das Argument ?mein Pferd ist ja kein Wildpferd? wird heute nicht mehr gelten gelassen: Genetisch gibt es keine Unterschiede. Das Umdenken ging zunächst langsam vonstatten, in den vergangenen Jahren hat sich das Wissen über die natürlichen Bedürf- nisse der Pferde immer stärker ver- breitet. ?Als ich meinen Pensionsstall vor 16 Jahren eröffnete, galten Paddock- boxen als fortschrittlich?, erzählt Tan- ja Romanazzi. Die Autorin mehrerer Fachbücher zum Thema artgerechte Pferdehaltung erforscht Haltungsme- thoden, in denen die Pferde ihrem na- türlichen Bewegungsdrang bestmög- lich nachkommen können. Expertin auf diesem Gebiet wurde sie über Um- wege: Sie musste nämlich erkennen, dass sich ihr nagelneuer Boxenstall nicht rechnete. ?Also baute ich noch einen Offenstall und merkte schnell, dass sich die Pferde dort zum Positiven veränderten.? Sie begann zu forschen, hinterfragte altbe- kannte Haltungs- methoden, testete Fütterungsmöglich- keiten. Heute besteht ihre Anlage aus- schließlich aus Aktivställen und Bewe- gungsställen mit Paddock Trails. Unter Stallbetreibern gewinnt Pferdehaltung unter artgerechten Ge- sichtspunkten immer mehr an Bedeu- tung. Auch, weil die Pferdebesitzer ih- re Tiere möglichst gesund erhalten möchten und die Nachfrage nach Ak- tiv- und Bewegungsställen daher stark steigt. Aus dem Grund entschloss sich Leonhard Messerer zum Bau einer neuen Anlage. Für den Pensionsstall- Eine andere Haltung Ein Aktivstall erfordert andere Kompetenzen an die Stallbetreiber? Daniela Scherzer, HIT-Aktivstall 24 Reiter-Kurier · September 2018

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