Reiter-Kurier Juli 2018

22 Reiter-Kurier · Juli 2018 MI T P F ERDEN UNT ERWEGS Der Hintern tut nicht weh! S o einfach und komfortabel war Wanderreiten nicht immer. Früher musste man erlaubte Reitwege herausfinden, Routen aus- arbeiten und zelten. Heute gibt es GPS-Tracks, Tourismusregionen ha- ben Wanderreiter als Klientel für sich entdeckt und der Markt wächst. Wan- derreiten erfreut sich größter Beliebt- heit. Mit dem nötigen Wissen über Vorbereitung und Ausstattung kann jeder Reiter los starten. ?Tut dir da nicht der Hintern weh?, ist die wohl häufigste Frage, die ein Wanderreiter gestellt bekommt. Flori- an Wagner kann sie nicht mehr hören. Der passionierte Abenteuerfotograf ist schon durch ganz Deutschland und Irland geritten, hunderte Kilo- meter im Sattel haben ihm kaum et- was ausgemacht. ?Wenn man ohne- hin oft im Sattel sitzt, braucht es kein besonderes Training. Auf dem Wan- derritt ist der dritte Tag immer der härteste, ab dem Zeitpunkt wird es besser.? Voraussetzung ist eine be- queme Hose ohne drückende Näh- te. Ein gut imprägnierter Regenman- tel ist Pflicht auf mehrtägigen Ritten, auf denen sich die Witterung nicht ab- schätzen lässt. Sinn macht auch festes Schuhwerk, das über die Knöchel geht und mit dem man auch mal problem- los längere Zeit neben dem Pferd her- gehen kann. Die notwendige Ausrüstung beim Pferd gestaltet sich da schon umfang- reicher. Die Ausrüstung darf nicht scheuern, sie muss passen und da- mit keine Druckstellen verursachen. Um die Passform zu gewährleisten, muss das Pferd unterwegs unbedingt ausreichend Futter bekommen, sagt Florian Wagner. ?Man muss unbe- dingt schauen, dass die Pferde unter- wegs nicht abnehmen. Sonst verän- dert sich der Kör- per und dann hat man Probleme mit Druckstellen.? Die Fütterung sollte entspre- chend angepasst und idealerwei- se mit Experten abgestimmt wer- den. Florian Wagner schwört auf Westernsättel, die wegen der brei- ten Auflagefläche für stundenlan- ge Ritte ausgelegt sind. Auch spezi- elle Wanderreitsättel verfügen über die entsprechenden Anforderungen. Auf den Trainingsritten im Vorfeld des Wanderritts, lässt sich die Pass- form auf Herz und Nieren testen. Hier gilt: Langsam auf mehrere Stun- den steigern. Training am Berg stär- kt die Muskulatur, flotter Schritt die Ausdauer. Generell sollte überwie- gend Schritt geritten werden, Trab- passagen und Galopp sorgen für Ab- wechslung, dürfen das Pferd aber nicht überfordern. Um das Pferd zu entlasten, sollte man einen Kilometer vor dem Ziel absteigen und den Sat- telgurt lockern. Ein Begleitfahrzeug ist Luxus. Falls sich kein Fahrer oder Gepäck- transport findet, muss das Gepäck in Satteltaschen verstaut werden. Auch hier gilt: Die Taschen dürfen keines- falls scheuern. Bananentaschen am Ende des Sattels tun es auf Tagese- tappen mit wenig Gepäck. Eine Horn- tasche eignet sich ideal für Geträn- keflaschen, Karten und Taschentü- cher. Reithosen mit breiten Taschen an den Oberschenkeln eignen sich hervorragend für Kleinkram und das Smartphone. Auch Westen tun hier guten Dienst. Bauchtaschen funk- tionieren nur dann, wenn sie beim Reiten nicht stören. Wer glaubt, das Gepäck in einem Rucksack transpor- tieren zu können, dem sei abgeraten: Ein lockerer Sitz ist mit mehreren Ki- lo am Rücken kaum möglich, vom Traben und Galoppieren mal ganz ab- gesehen . (Fortsetzung auf Seite 24.) Das ideale Wanderreitpferd ? ist gehorsam und trittsicher ? kennt Straßenverkehr, Traktoren und Kuhherden ? kann unterwegs (und mit Reiter im Sattel) Wasser lassen ? meistert alle Hindernisse eines Extreme Trails ? lässt sich problemlos verladen ? bleibt angebunden ruhig stehen ? geht durchs Wasser und über Brücken ? bleibt in einem abgesteckten Paddock Eine Nische für Hartgesottene? Die Zeiten sind vorbei! Wanderreiten macht großen Spaß ? vorausgesetzt, man ist gut ausgerüstet. Das Pferd darf unterwegs kein Gewicht verlieren, sonst bekommt man Sattelprobleme.? Florian Wagner, Wanderreiter

RkJQdWJsaXNoZXIy MTQ0MQ==