Reiter-Kurier April 2018
S imone Blum hat gerade einen echten Lauf. Die 28-Jährige aus Zolling (Landkreis Freising) ge- wann nicht nur vor einigen Mona- ten den Großen Preis von Lausanne und damit ihren ersten Großen Preis auf 5* Niveau überhaupt, sondern trumpfte auch als Reservistin bei den Europameisterschaften in Göteborg auf. Bei den Deutschen Meisterschaf- ten ritt sie zum Sieg in der Konkur- renz der Herren. Sie glänzte beim Na- tionenpreis-Finale und darf sich seit kurzem auch noch German Master nennen. Und all das hat sie einem he- rausragenden Pferd zu verdanken: "Alice", ihre zehnjährige Deutsche Sportpferde Stute. Das Pferd ihres Le- bens, wie Blum selbst sagt. Ihre vergangene Saison war wirklich beeindruckend. Wie haben Sie den Abschluss in Bar- celona erlebt? Es war ja Ihr erster Nationenpreis ? und dann gleich beim Finale. Die Saison war für mich unglaublich beeindruckend. Barcelona war der krönende Abschluss! Für das deut- sche Team zu reiten war ein großer Traum. Er ist nun wirklich in Erfül- lung gegangen. Wir hatten einen su- per Zusammenhalt im Team und ha- ben als ganz junge und noch recht unerfahrene Mannschaft auch eine gute Leistung abgeliefert. Die Ner- vosität war bei mir schon sehr groß und ich weiß, dass ich hier noch ein bisschen an meiner Erfahrung arbei- ten muss. Aber alles in allem war ich super glücklich, dass ich diese Chan- ce bekommen habe. Bei den Europameisterschaf- ten in Schweden waren Sie mit Alice Ersatzreiterin für das deutsche Team. Im Rahmenpro- gramm sahnten Sie kräftig ab. Welchen Eindruck hat Ihre erste EM bei Ihnen hinterlassen? Ich nehme auf jeden Fall dieses tol- le Erlebnis mit dem großartigen Team-Zusammenhalt und ganz viel Spaß, den wir zusammen hatten, mit. Eigentlich fand ich es auch ganz gut, dass ich die Möglichkeit hat- te, als ?fünfter Mann? mit etwas we- niger Druck in das Erlebnis hinein zu schnuppern. Alice war das ganze Wochenende über richtig gut drauf. Ganz ohne Druck war ich dort aber auch nicht unterwegs, denn für uns war das Flutlichtspringen, das wir am Ende gewannen, Qualifikation für den Nationenpreis in Barcelona. Alice war noch nie zuvor Flut- licht gesprungen und so hatte der Bundes- trainer uns ganz ge- nau unter der Lupe. Ich denke, wir haben ihm gezeigt, dass wir es können. Höhepunkt des Jahres war si- cherlich der Sieg bei den Deut- schen Meisterschaften. Was be- deutet es Ihnen, als zweite Frau nach Meredith Michaels-Beer- baum diesen Titel zu tragen? Der Titel des Deutschen Meisters bei den Herren ist natürlich etwas ganz, ganz besonderes. Dass ich di- es als zweite Frau neben Meredith ge- schafft habe, ist eigentlich fast un- glaublich. Wahnsinn! Ich glaube, ich kann es immer noch nicht ganz rea- lisieren. Es hatte in Balve einfach al- les richtig gut geklappt an dem Wo- chenende. Zu demWettbewerb ?Deut- sche Meisterschaft der Herren? möch- te ich aber noch sagen, dass wir Frauen zwar deutlich in der Unterzahl sind bei dieser Konkurrenz. Aber jeder hat die gleichen Chancen und ich bin nicht so sehr stolz, dass ich als Frau Deutscher Meister geworden bin, sondern dass ich das überhaupt geschafft und den Sieg davongetragen habe. Als Abschluss der Saison kam noch der Riesenerfolg in Stutt- gart mit dem Titel im German Ma- sters und dem vierten Platz im Weltcup hinzu. Besser hätte es nicht enden können, oder? Stuttgart war natürlich der absolu- te Wahnsinn. Es ist ein wirkliches Traumturnier. Aber dass ich auch noch den Titel des GermanMaster 2017 ho- len konnte, war das i-Tüpfelchen. Es war wirklich ein Hammer-Wochenen- de. Ich habe damit mein allererstes Au- to gewonnen. Davon träumt vermut- lich jeder Reiter. Dazu noch der vierte Platz in unseren erstenWeltcup-Sprin- gen. Das war für mich das krönende Sahnehäubchen obenauf. Kommen wir zu "Alice", diesem Pferd haben Sie Ihren kometen- haften Aufstieg zu verdanken. Wie haben Sie sich gefunden? Alice haben wir vor drei Jahren ge- kauft. Damals war sie sieben Jahre alt. Mein Freund Hansi Goskowitz hat- te sie bei ihrem damaligen Besitzer ausprobiert und schrieb mir darauf- hin, dass er genau mein Pferd gese- hen hätte. Er überredete dann die Be- sitzer, dass sie die Stute zu mir brin- gen würden, damit ich sie ausprobie- ren könnte. Als ich sie aus demHänger steigen sah, war das schon ein wenig Liebe auf den ersten Blick für mich. Ich hatte mich sofort in ihren Typ verliebt. Als ich sie dann geritten habe, war sie wirklich wild. Hansi rief nur ?brr, brr?, weil sie so losging. Aber am Sprung bemerkte ich sofort, dass dieses Pferd grenzenloses Vermögen hat und dass es einfach super passt zwischen uns. Am nächsten Tag ritt ich sie nochmal. Simone Blum hat mit "Alice" einen kometen- haften Aufstieg hingelegt: ?Ich habe ein absolutes Traumjahr erlebt.? An die Erfolge im Springsport will das Duo 2018 anknüpfen. Alice hatte von Anfang an diese unglaubliche Qualität. Ich habe mich sofort in ihren Typ verliebt" Simone Blum, Springreiterin 6 Reiter-Kurier · April 2018 Das Pferd ihres Lebens
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