Reiter-Kurier März 2018
E s ist unbestritten: Nichts schlägt Pferdehaltern mehr aufs Gemüt als Matsch. Bei nas- ser Witterung und begrenzter Flä- che ist man damit unweigerlich kon- frontiert. Nicht nur, dass Matschflä- chen Hufe, Beine und Sehnen in Mit- leidenschaft ziehen können: Als Reiter kommt man ohne dreckig zu werden auf diesen Flächen nicht davon. ?Bei den Pferden möchte man es schön ha- ben?, sagt Ernst Hübner. Der Grün- der der Firma Hübner-Lee spricht von parkähnlichen Anlagen mit Grünflä- chen und Bäumen sowie Lauf- und Fluchtwegen. Und praktisch muss es sein. Die klassische Bodenbefestigung sieht ein Auskoffern des Bodens und Aufkiesen vor, samt Genehmigungs- verfahren und dem Einsatz von schwe- rem Gerät ? also alles andere als prak- tisch undmit Ökologie nicht vereinbar. Darauf möchte Ernst Hübner aber hi- naus. Sein System klingt wagemutig: Die TTE-Elemente aus Recycling-Kunst- stoff von Hübner-Lee sollen sich oh- ne Unterbau verlegen lassen. Kei- ne Bagger, kein Kies. Lediglich Hack- schnitzel und Sand sollen nötig sein. Ich bin skeptisch, da Hackschnitzel ja nach und nach verrotten. Aber zu einer klassischen Bodenbefestigung konn- te ich mich aus Angst vor dem groß- Bauen in Schichten ohne Verdichten en Aufwand nie durchringen. Der Pad- dock meiner Pferde "Nicky" und "Fris- co" dient uns als Testfeld. ImAnschluss an eine betonierte Fläche beginnt ihr Paddock. Der ist im Herbst oftmals richtig eklig matschig und zusätz- lich im Frühjahr sogar teilweise gefro- ren. Das ist laut Hübner-Lee kein Hin- derniss. Wir ziehen die Flä- che lediglich Pi mal Daumen glatt, darauf kommen zehn Zentimeter Hackschnitzel, ein mitgeliefertes Netz und dann auch schon die Plat- ten. Einen Nachmittag ver- bringen wir mit dem Verle- gen der 40 mal 80 Zentime- ter großen und mit knapp neun Kilo auch sehr massiven Gitterplatten. Das Netz ist lediglich dazu da, um die Plat- ten sauber ineinander zu klicken, ohne dass sich Holzstücke dazwischen schie- ben. So entsteht eine Rasterfläche, de- ren Kammern wir am Ende mit Hack- schnitzeln auffüllen und mit den Fü- ßen festtreten. Oben drauf kommt als Abschluss eine Tretschicht aus Natur- sand. Wir nehmen die Körnung von 0,2 bis 0,4 Millimeter. Dann dürfen Nicky und Frisco auf ihren neuen Paddock ? und verlieren keine Sekunde: Sie wälzen sich ausgie- big und sogar mein 29-jähriger Wal- lach, der sich beim Aufstehen mitt- lerweile eher schwer tut, legt sich im- mer wieder hin ? fünfmal! Seither beo- bachte ich, wie oft sie plötzlich draußen liegen. Und jetzt wirdmir auch der Sinn der Hackschnitzel klar: Sie haben nicht nur eine stoßdämpfende Wirkung, sie funktionieren auch wie eine Boden- heizung. Die Fläche ist stabil und hat doch Spielraum durch die ?schwimmende? Verlegung. Die Last wird optimal ver- teilt, der Boden bleibt si- ckerfähig. Und jetzt kommt die Ökologie ins Spiel, denn die Hackschnitzel dienen noch einem Zweck, sagt Ernst Hübner: ?Es entsteht eine waldbodenähnliche Struktur, die weich bleibt und nicht verdichtet. Das Bodenleben bleibt intakt, wir haben die Humusschicht ja erhalten.? Uringe- ruch entsteht keiner, dafür sorgen die Organismen im Boden. Für so viel Sinn und Nutzen gibt es einen klaren Daumen nach oben. Ich ärgere mich jetzt zwar, wie ich den Matsch mir und meinen Pfer- den so lange antun konnte. Dafür bin ich jetzt eines besseren belehrt und werde in den nächsten Ausgaben des Reiter-Kuriers berichten, wie sich die Testfläche bewährt. Text/Fotos: Antonia Lauber Mein Anliegen: die pure Natur nutzen, aber gleichzeitig vor Beschädigung schützen? Ernst Hübner, Geschäftsführer Paddock und Ökologie lassen sich sehr wohl in Einklang mit der Natur bringen: Ein Test der TTE-Bauelemente mit lastverteilenden Eigenschaften von Hübner-Lee macht deutlich, dass man auf klassischen Unterbau in der Pferdehaltung tatsächlich verzichten kann. u n s e r T e s t 20 Reiter-Kurier · März 2018
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