Reiter-Kurier November 2017

36 Reiter-Kurier · November 2017 W enn ein Mensch stirbt, findet eine Trauerfei- er statt. Endet das Leben eines Pferdes, kommt ein Lastwagen von der Tierkörperverwertungsanla- ge. Eine makabre Vorstellung für die glücklichen Pferdebesitzer, die Sel- biges noch nicht erleben mussten. Lange Zeit war das die einzige Mög- lichkeit, die man hatte, wenn ein Pferd stirbt ? bis jetzt: Seit diesem Jahr ist es erlaubt, Pferde einäschern zu las- sen. Deswegen haben Susanne und Christian Wolf ihr Tierbestattungs- unternehmen um diesen Bereich er- weitert: Tiertrauer Wolf kümmert sich fortan auch um Pferdebestattungen. Susanne Wolf ist überzeugt: Ein Tier, das einen über Jahre oder gar ein Leben lang begleitet hat, hat ei- nen würdevolleren Abschied verdient. ?Mit einem Pferd verbringt man oft Jahrzehnte, die Bindung ist noch viel enger.? Sie selbst hatte ihre verstor- bene Katze damals zum Tierarzt ge- bracht, dort wurde sie von der Tier- körperverwertungsanlage abgeholt. ?Ich fand das schrecklich. Ich wusste damals nicht, dass es die Möglichkeit gibt, ein Haustier einäschern zu las- sen?, erinnert sie sich. Im Nachhinein habe sie es auch bereut und erfahren, dass viele Tierbesitzer die selbe Erfah- rung gemacht haben. ?Deswegen ha- ben wir uns entschlossen, ein Tierbe- stattungsunternehmen zu gründen.? Bei Kleintieren, hauptsächlich Hunden und Katzen, ist eine Verbren- nung im Krematorium schon länger möglich. ?Es wird auch gut angenom- men?, erzählt Susanne Wolf. Erst seit kurzem erlaubt es der Gesetzgeber, auch tote Pferde verbrennen zu las- sen. Dazu arbeitet Tiertrauer Wolf mit dem bundesweit ersten Pferdekremat- orium in Schwäbisch Hall zusammen, das soeben eröffnet worden ist, und mit einem Krematorium in der Schweiz. Zunächst muss ein Tierarzt bestätigen, dass das Pferd an keiner Seu- che gestorben ist. Das Veterinäramt des jeweiligen Land- kreises muss es anschließend frei- geben, dann kann der Transport zur Bestattung im Krematorium er- folgen. Dass dabei Wartezeiten ent- stehen, sei manchmal nicht zu ver- meiden. Seitens der Behörden gibt es für Wochenenden und Feier- tage noch keine Lösung. ?Wir arbei- ten daran, die Situation zu verbes- sern?, erklärt Susanne Wolf. ?Das ist eine ganz neue Art der Bestattung. Das gab es ja bisher noch nicht.? Tier- trauer Wolf ist das erste Tierbestat- tungsunternehmen in Süddeutsch- land mit der Zulassung für den Trans- port verstorbener Pferde. Das Unter- nehmen holt das Pferd ab, kümmert sich um die Überführung zum Krema- torium und stellt sicher, dass die Be- stattung würdevoll abläuft. Pferdebesitzern muss bewusst sein, dass die Bergung eines toten Pferdes kein leichtes Unterfangen dar- stellt. Um ein mehrere hundert Kilo schweres Pferd bewegen zu können, haben Susanne und Christian Wolf ei- ne Schulung für Großtierbergungen absolviert ? eine Ausbildung, die ei- gentlich für Feuerwehren vorgesehen ist. Das Pferd wird mit Hilfe einer Tra- geplane und einer Seilwinde mit einem fahrbaren Gestell in den Anhänger ge- bracht. Mit der Vorrichtung kann man auch in Ställe und über unwegsames Gelände fahren. ?Dennoch ist es auf- wendig. Wir sagen es den Besitzern vorher, damit sie entscheiden können, ob sie dabei sein wollen oder nicht.? Im Krematorium wird jedes Pferd einzeln verbrannt, das dauert mehre- re Stunden. Dem Besitzer ist es dann Auch Pferde haben einen würdevollen Abschied verdient" Susanne und Christian Wolf Ein würdevoller Abschied Tiertrauer Wolf ist eines der ersten Bestattungsunternehmen in Süddeutschland, das Transporte ins Pferdekrematorium ermöglicht ? und den Besitzern damit eine schwierige Aufgabe abnimmt. UNT ERNEHMENSPORTRÄT

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